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Im Winkel formiert sich Widerstand

Die Anwohner des neuen Wohngebietes protestieren gegen einen Windpark in Skassa. Sie sammeln Unterschriften.

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© Fotomontage: Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großraschütz. Wir wollen uns hinterher nicht vorwerfen, wir hätten nichts getan“, sagen Anwohner des neuen Eigenheimstandortes Im Winkel in Großraschütz. Erst in diesem Jahr sind die Häuslebesitzer eingezogen – und nun das. Auf Skassaer Flur ist ein Windkraftgebiet geplant. Beim Infoabend Ende August im Alberttreff stellte sich heraus, dass die neue Fläche wohl eher die Großraschützer betrifft: Sie soll sich nördlich und südlich der Kreisstraße zwischen Zschieschen und Neumedessen erstrecken. „Bis zu 200 Meter hohe Windräder könnten gebaut werden“, empört sich Julia Zschörper, die im Alberttreff dabei war. Als die Anwohner ihre Grundstücke Im Winkel kauften, wussten sie davon noch nichts. Jetzt haben sie ein klares Ziel: „Wir wollen das Gebiet nicht weiter weg haben, wir wollen es gar nicht haben“, meint Berit Hartmann unumwunden.

Berit Hartmann, Julia Zschörper und Björn Klotzsche (v.l.) sammelten auf dem Bauernmarkt Unterschriften gegen den Windpark an ihren neuen Häusern im Wohngebiet Im Winkel.
Berit Hartmann, Julia Zschörper und Björn Klotzsche (v.l.) sammelten auf dem Bauernmarkt Unterschriften gegen den Windpark an ihren neuen Häusern im Wohngebiet Im Winkel. © Krüger-Mlaouhia

Laut Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge habe sich die Vorrangfläche durch die Abwägung von harten und weichen Ausschlusskriterien ergeben. Dass der Abstand der geplanten Fläche zu den Wohngebieten in Großraschütz und Skassa teilweise deutlich unter 1000 Meter beträgt, ist dabei nicht von Belang. Alles, was mindestens 750 Meter weg ist vom Siedlungsgebiet, ist möglich. „Betroffen sind damit die Schulstraße, Riesaer Straße, Neuer Weg, Feldstraße, Thomas-Münzer-Straße und Im Winkel“, zählt Julia Zschörper auf. Sie und ihr Partner Björn Klotzsche haben deshalb eine Unterschriftensammlung initiiert. 150 Flugblätter wurden von ihnen in Briefkästen verteilt. Über 200 Unterschriften kamen zusammen. Ein Teil konnte auch zum Bauernmarkt gesammelt werden. Den ganzen Sonntag standen Berit Hartmann, Julia Zschörper und Björn Klotzsche vor Evis Reiseladen am Neumarkt. Hier aufzufallen – das war es ihnen wert.

„Die Reaktion war gemischt, wir haben auch mit Befürwortern der Windkraft geredet“, sagt Björn Klotzsche. Solche Haltungen gäbe es auch unter den Anwohnern. Viele Menschen würden sich zudem nicht für die Windkraft interessieren, weil sie selbst nicht betroffen sind. Doch die drei Enthusiasten wollten so viele Unterschriften wie möglich sammeln. Denn die Großraschützer wollen sich natürlich beteiligen, wenn die Meinung der Öffentlichkeit zu den Gebieten gefragt ist. „Wir befürchten eine Beeinträchtigung der Lebensqualität, unserer Gesundheit und des Landschaftsbildes durch Geräuschemission und Schattenwurf der Windräder, einhergehend mit der baubedingten Umweltzerstörung“, schreiben die Windradgegner in ihrem Flugblatt. Einen Wertverlust der Grundstücke befürchten sie ebenfalls. Deshalb wollen die Großraschützer dem Planungsverband ihre Ablehnung mitsamt der Unterschriften mitteilen. 20 Flächeneigentümer gibt es nach SZ-Informationen zu den besagten Flächen. Einer davon ist – neben der MAP Priestewitz – Landwirt Rüdiger Gelbhaar. Er sei deshalb schon mehrfach von Anwohnern angesprochen worden, sagt er der SZ. Aber eines müsse klar sein, so Gelbhaar: „Ein Bauer verkauft sein Land nicht!“ Gelbhaar hält es für verfrüht, etwas zu dieser Vorrangfläche zu erklären, solange sie noch gar nicht bestätigt ist. „Ich sage den Leuten, bleibt doch mal ganz still“, so der Landwirt. Ob er seine Flächen für Windräder verpachten würde, will er nicht sagen. Die MAP jedenfalls will wegen der Ställe keine Flächen dafür hergeben.