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Im Weißeritztal lebt Hoffnung auf

Im absoluten Kellerduell schien der Abstieg für die HSG besiegelt. Dann legte das Team den Schalter um – und kam zurück.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Wilsdruff. Das war nichts für schwache Nerven: Die Handballfrauen der HSG Weißeritztal haben sich nach einer furiosen Aufholjagd im Abstiegsgipfel gegen den HSV Weinböhla einen Punkt erkämpft. Das Schlusslicht der Verbandsliga Ost trennte sich am Sonntag in Wilsdruff vom Tabellenvorletzten 21:21. Mit dem Remis erhielt sich Weißeritztal die Mini-Chance auf den Klassenverbleib.

Doch danach sah es am drittletzten Spieltag lange Zeit nicht aus. Der Abstieg schien schon so gut wie besiegelt. Denn die HSG lag 17 Minuten vor Schluss bereits mit sieben Treffern zurück (13:20), konnte aber noch aufholen und schließlich 31 Sekunden vor Spielende zum 21:21 ausgleichen.

Das Drama in diesem Alles-oder-Nichts-Spiel perfekt machte dann die Schlussszene: Weinböhla war im Angriff, setzte zum Wurf an, doch die Zeit war bereits abgelaufen. Die Halle bebte – und die Weißeritztalerinnen jubelten über ihren Punktgewinn.

Zu früh, denn die Schiedsrichter hatten die Partie noch nicht für beendet erklärt. Die Begründung: Solange Weinböhla den letzten Wurf nicht vollendet hatte, ist noch nicht Schluss. Die Gäste bekamen daher noch den einen Versuch zugesprochen, direkt auf das gegnerische Tor zu werfen.

„Hoffentlich geht der nicht rein“, erklärt HSG-Spielerin Doreén Klein ihre Gedanken in den letzten Sekunden der Partie. „Wir haben uns mit Mann und Maus davor gestellt, zum Glück blieb der Ball in der Deckung hängen“. Die Weißeritztaler Mauer stand, dann war Schluss. Die Gastgeberinnen verschmolzen zur Jubeltraube. „Wir können es, das haben wir heute bewiesen.“, so Simone Hoffmann, die den berufsbedingt verhinderten Coach Michael Kühn vertrat. „Vom Spielerischen her bin ich zufrieden, doch mit der Chancenverwertung haperte es leider wieder. Teils haben wir Weinböhlas Torfrau berühmt geworfen und auch zu viele Siebenmeter vergeben.“

Gäste erweisen sich als schwerer Brocken

Die Gäste waren nicht besser, aber effektiver. Die Konsequenz: Weinböhla führte zur Pause 11:9, und auch nach dem Seitenwechsel zeigte das Team von Coach Bernd Berthold seltener Nerven. „Wir sind hier voll auf Sieg gegangen, vom Kämpferischen her bin ich zufrieden. Am Ende haben wir aber viele technische Fehler gemacht, hätten besser dreimal kurz als einmal lang gespielt“, sagte Berthold. „Wir waren dann zu unkonzentriert, am Ende ist es hier ein Punktverlust gewesen.“ Dabei sah es bis zur Schlussviertelstunde nach einem Auswärtssieg aus: Hielt Gäste-Torhüterin Anja Rostig praktisch bis zu der Auszeit der HSG in der 44. Minute alles, was auf ihren Kasten kam, trafen ihre Mitspielerinnen bei fast jedem Versuch. In der Spielpause reagierte Weißeritztal, brachte Torfrau Sophia Manthey. Und die hielt gleich einen Siebenmeter bei ihrer ersten Aktion, auch danach war sie ein wichtiger Rückhalt. „Ich habe die ganze Zeit daran geglaubt, dass das Spiel noch nicht durch ist“, sagt die HSG-Torfrau. „Ich wollte unbedingt, dass wir das packen und punkten. Wir wollen uns nicht sang- und klanglos aus der Liga verabschieden, jeder Zähler ist wichtig.“

Wie wichtig wird sich am Sonnabend in Wilsdruff zeigen. Vier Zähler sind es bis zum rettenden Ufer, bis Platz zehn. Diesen belegt Koweg Görlitz II, das bei Punktegleichstand gegenüber der HSG den Kürzeren zöge. Weinböhla hat noch einen Punkt Vorsprung auf Weißeritztal. Beim letzten Heimspiel der Saison empfängt die HSG nun die Dritte von Rödertal. Der Neuling, der hin und wieder mit Spielerinnen aus höheren Ligen antritt, kam am 20. Spieltag mit 10:53 in Weißenborn unter die Räder. Weißenborn liegt auf Rang zwei hinter Bischofswerda, das den Aufstieg perfekt gemacht hat.