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Im Volkshaus kann gebowlt werden

Das Betreiben des Kulturhauses ist für die Stadt nicht einfach. Viele Pächter sind gescheitert. Aber für Döbeln ist es wichtig.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Georgios Papadopoulos schaltet das Licht auf der Bowlingbahn an und seift sorgfältig die Platten der kleinen Tische an den Sitzbänken ein. Am Abend haben Gäste die Bahn im Volkshaus gebucht. Freitagsabends und am Wochenende läuft es schon ganz gut, in der Woche ist dagegen nicht viel los, erzählt er. Ende vergangenen Jahres hatte Kostas Tsarmantidis mit seiner Frau Sofia Sourmogknidou vom Griechischen Restaurant Olympia die Bowlingbahn von der Stadt gepachtet, nachdem Lars Lemke im Sommer das Handtuch geworfen hatte. Es ist ein Vertrag mit Ausstiegsklausel, falls das Geschäft nicht läuft. Aber Tsarmantidis will weitermachen, wie dem DA sagte. „Es läuft immer besser.“ Nach dem Sommerloch wollen die Betreiber richtig durchstarten. Neben der Bowlingbahn wird eine kleine Küche eingerichtet, in der kleinere Speisen vor Ort zubereitet werden. Größere Speisen werden aus dem Olympia ins Volkshaus gebracht.

Jürgen Aurich, Amtsleiter Liegenschaften bei der Stadtverwaltung, ist froh, dass die Bahn so schnell wieder verpachtet wurde. Mit dem Rest des Hauses tut sich die Stadt schwerer. Einen Pächter oder Käufer für die gesamte Immobilie oder wenigsten die Gaststätte hat die Stadt nicht gefunden, obwohl einige Interessenten in den vergangenen Jahren Anlauf genommen hatten. „Wir suchen auch nicht auf Teufel-komm-raus. Das Haus verkaufen, nur dass es weg ist, das wollen wir nicht. Da muss dann schon das richtige Konzept dahinterstecken“, sagte Aurich.

Im Volkshaus gibt es Döbelns größten permanenten Veranstaltungssaal mit 400 Sitzplätzen und es ist damit eine der wichtigsten Kulturstätten der Stadt. „Im vorigen Jahr gab es 45 bis 50 große Veranstaltungen. Kleinere kommen noch dazu“, sagte Aurich. Die Bandbreite ist groß. Sie reicht von der Karnevalssitzung des Limmritzer Faschingsvereins, über Mitgliederversammlungen großer Genossenschaften und Berufsinformationsveranstaltungen, Jugendweihen und Schuleingangsfeiern bis zu Shows mit Schlager und Volksmusikstars. Eine feste Größe ist auch eine Tanzschule, die im Volkshaus Kurse anbietet. „Für dieses Jahr sind schon wieder etwa 40 Veranstaltungen gebucht. Im November kommt der bekannte Mundharmonikaspieler Michael Hirte“, sagte Aurich. Die Stadt nimmt damit Geld ein – bei kommerziellen Veranstaltungen kostet der Saal 500 Euro am Tag. Allerdings reicht das nur, um die laufenden Kosten und kleinere Reparaturen zu bezahlen. Auch der kleine Saal und das Kaminzimmer mit 40 Plätzen werden vermietet.

Größere Investitionen sind in nächster Zeit nicht nötig, kleinere möglich. Im vergangenen Jahr war der Saal renoviert worden. Die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt, was nicht nur Energie, sondern auch den Aufwand für das Wechseln der Glühbirnen im Deckenleuchter spart. Etwas problematisch ist die Garderobe, zu der die Gäste ins Untergeschoss absteigen müssen. „Das ist nicht ideal. Wir überlegen, wie wir da Abhilfe schaffen. Für kleiner Veranstaltungen könnte man vielleicht eine Garderobe gleich im Foyer einrichten, mit Ständern oder Wandhalterungen. Wir müssen mal sehen, was es da gibt“, sagte Aurich.

Ein Auf und Ab ist beim Volkshaus seit 25 Jahren Normalität. Nach der Schließung 1993 suchte die Stadt lange nach einem Investor, der Döbelns legendären Tanzsaal wieder auf Vordermann bringt. Die städtische Wohnungsgesellschaft DWVG sprang in die Bresche und öffnete 1999 das Haus nach umfassender Sanierung. Alle Pächter scheiterten bisher an der Betreibung, und auch die DWVG hatte sich an der Investition übernommen. vier Jahre später musste die Stadt einspringen und das Haus samt den Krediten zur Entlastung ihrer Gesellschaft zurücknehmen. Die Schulden sind bis heute noch nicht abgezahlt.