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Im Viertelstunden-Takt nach Meißen

In der Hauptverkehrszeit werden zukünftig vier Züge je Richtung zwischen Meißen, Radebeul und dem Dresdner Hauptbahnhof fahren. Doch dafür wird der Halt des Regionalzugs wegfallen.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Meißen/Dresden. Viele Jahre wurde darüber diskutiert, der Termin aber immer wieder verschoben. Jetzt soll die Taktverdichtung für die S-Bahnlinie S1 zwischen Dresden und Meißen wirklich kommen. Ab April 2017 sollen die Züge im 15-Minuten-Takt fahren, teilte der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) am Donnerstag mit.

„In den Verhandlungen mit der DB Regio AG haben wir uns auf mehr Züge morgens und nachmittags geeinigt“, sagt Meißens Landrat Arndt Steinbach (CDU), der zugleich VVO-Vorsitzender ist. „So werden in der Hauptverkehrszeit vier Züge je Richtung zwischen Meißen-Triebischtal und dem Dresdner Hauptbahnhof fahren.“ Konkret heißt das, dass wochentags zwischen 5.30 und 8.30 Uhr die S-Bahnen alle Viertelstunde rollen. Ebenso in der Feierabendzeit zwischen 15 und 18 Uhr. Die jetzigen Züge mit vier Wagen bleiben bestehen. Hinzu kommen zweimal in der Stunde kürzere Züge mit zwei Wagen.

Noch ist die dichtere Taktung allerdings nicht komplett in Sack und Tüten. Endgültig darüber entschieden wird am 30. November auf der Zweckverbandsversammlung. VVO-Sprecher Christian Schlemper zeigt sich aber zuversichtlich. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“ Es bestehe Planungssicherheit bezüglich der Kosten und die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn seien erfolgreich verlaufen.

Auf wenig Begeisterung werden die Pläne bei jenen stoßen, die von Radebeul regelmäßig mit dem Zug nach Leipzig fahren. Denn mit der Taktverdichtung der S-Bahn wird voraussichtlich in Radebeul-Ost der Stopp des Regionalexpresses von und nach Leipzig wegbrechen. Allerdings nur in der Hauptverkehrszeit, wenn die S-Bahn im Viertelstundentakt fährt.

Außerhalb dieser Zeiten und am Wochenende soll der Regionalzug weiterhin halten. Innerhalb der Hauptverkehrszeit müssen Reisende künftig mit der S-Bahn nach Coswig fahren und dort in den Zug nach Leipzig umsteigen. „Die Umsteigezeit soll nur wenige Minuten dauern“, kündigt Schlemper an. Der Wegfall des Stopps sei notwendig, weil am Bahnhof Radebeul-Ost dann zu wenig Platz für die vielen Züge ist. Deshalb wird der Regionalexpress auf das Fernverkehrsgleis verlegt, wo beispielsweise auch die Züge nach Großenhain und Cottbus ohne Halt vorbei fahren.

Über die Taktverdichtung der S-Bahn wurde seit Langem diskutiert. Bisher stand fehlendes Geld dem Projekt entgegen. „Wir mussten genau abwägen, was sinnvoll ist und was wir uns leisten können“, sagt Schlemper. Zusammen mit Forschern der TU Dresden wurden verschiedene Szenarien entworfen. Eine genaue Summe will der Sprecher nicht nennen. Aber fest stehe, dass der neue Takt Mehrkosten im niedrigen mehrstelligen Millionenbereich bedeutet. Insgesamt sind im VVO-Haushalt rund 99 Millionen Euro für den Eisenbahnverkehr im gesamten Netz vorgesehen.

Bis 2027 – so lange läuft der Vertrag mit der Deutschen Bahn – soll die neue Taktung mindestens gültig sein. Neue Züge und Lokomotiven müssen nicht angeschafft werden, sagt Schlemper. Die Deutsche Bahn habe in den letzten Jahren einige Streckennetze in Sachsen verloren. In der Folge werden weniger Züge gebraucht. „Normalerweise wären die überschüssigen Fahrzeuge aus Sachsen abgezogen worden, aber jetzt finden sie auf unserer Strecke Verwendung“, so der Sprecher. Schrittweise sollen die Züge auf das gleiche Ausstattungsniveau wie die jetzigen S-Bahn-Wagen gebracht werden. Dafür werden in den ersten Monaten Klapptische und Video-Überwachung eingebaut.

Derzeit sind von Montag bis Freitag täglich über 9 000 Fahrgäste mit der Linie S1 auf dem Gebiet des Landkreises unterwegs. 7 000 Fahrgäste pendeln über die Stadtgrenze von und nach Dresden, die anderen zwischen Meißen, Coswig und Radebeul. Der VVO rechnet damit, dass mit der neuen Taktung noch mehr Personen die Züge nutzen. Diese Erfahrung habe man im Raum Pirna gemacht, wo die Züge schon länger viermal in der Stunde rollen.