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Im Trüben fischen

Nach der Havarie ist der Merzdorfer Teich noch immer mit Öl verschmutzt. Die Angler wissen nicht, wie es weitergeht.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Angler vom Merzdorfer Teich fischen gerade sinnbildlich gesprochen im Trüben: Gewässerwart Bernd Wilhelm zieht eine Harke über die Wasseroberfläche und zeigt seinem Kollegen Steffen Otto das Ergebnis: Eine Pampe aus Blättern und Ölbindemittel verziert mit Ölschlieren baumelt daran. Angeln würden sie unter diesen Umständen auf gar keinen Fall. Für die Mitglieder vom Angelverein Riesa-West ist das ein großes Problem. Immerhin ist der Merzdorfer Teich ihr „Hausgewässer“.

Die Mitglieder müssen auf andere Orte ausweichen. „Viele Rentner, die kein Auto haben, kommen dort gar nicht hin“, sagt Steffen Otto. Außerdem befürchten die Angler nachhaltige Schäden für die Umwelt, je länger der Teich in dem aktuellen Zustand bleibt. „Wenn das ölverschmierte Material in den Uferlagen zu schwer wird, versinkt es und setzt sich am Boden ab. Das gefährdet auch die Laichplätze“, erklärt Bernd Wilhelm.

Im Herbst hatte es auf dem Gelände der AGV eine Havarie gegeben. Ein Tanklaster der Firma Karo AS, der Altöl geladen hatte, war auf dem Hof ausgelaufen. Laut AGV-Chef Roland Ledwa war das später ausgetretene Altölgemisch derart sauer, dass sich das Aluminium des Fahrzeugtanks oder der Anschlüsse zersetzt hat. Über das Entwässerungssystem gelangte die schmierige Flüssigkeit auch in den Merzdorfer Teich. Verschmutztes Erdreich wurde inzwischen bereits abgebaggert. „Wenn die Witterung es zulässt, wird die Fläche wieder hergestellt“, erklärt Ledwa auf Anfrage.

Gegen das Öl im Teich ging die Feuerwehr mit Bindemitteln vor. Aus Sicht der zuständigen Behörden im Landratsamt gilt die Schadensbeseitigung nun als abgeschlossen. „Ausgehend von vorliegenden Analyseergebnissen sowie in Bezug auf bisher durchgeführte Maßnahmen zur Schadensbeseitigung ergibt sich kein weiterer Handlungsbedarf“, heißt es in einer Stellungnahme aus Meißen.

Bernd Wilhelm und Steffen Otto vom Angelverein können da nur müde lächeln. „Wie bitte?“, sagt Steffen Otto. „Schauen Sie sich das doch einmal an.“ Wegen des Öldesasters entstehen dem Verein auch höhere Kosten: Der Fischbesatz, also das Einsetzen junger Fische, musste verschoben werden. Eigentlich sollte der Nachwuchs längst im Teich sein, schon seit November. Stattdessen warten die jungen Fische nun immer noch in der Fischzucht in Tiefenau darauf, ihr neues Revier im Merzdorfer Teich in Beschlag zu nehmen. „Je länger wir mit dem Fischbesatz warten, desto teurer wird die Angelegenheit für den Verein“, erklärt Steffen Otto. Aus seiner Sicht müsste der Verursacher die Mehrkosten tragen.

Doch wer die Havarie zu verantworten hat, ist offenbar noch nicht abschließend geklärt. Wie es aussieht, wird sich noch ein Gericht mit dem Fall auseinander setzen müssen. Laut Aussage von Staatsanwalt Claus Bogner hat die Polizei die Ermittlungen im Dezember abgeschlossen und an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Zu viel Säure

Nach SZ-Informationen geht die Firma Karo AS davon aus, dass ein Vorlieferant dem Altöl unerlaubte Bestandteile zugesetzt hat, die den starken Säuregehalt verursacht haben.

Wie es nun weiter gehen soll, wissen die Gewässerwarte des Anglervereins nicht. Von den Behörden fühlen sie sich schlecht informiert. Laut Landratsamt sei für März/April vor dem neuen Fischbesatz noch einmal eine Probenahme aus dem Merzdorfer Teich „mit Analyse auf den Parameter Mineralölkohlenwasserstoff vorgesehen.“ Zur gleichen Zeit starten die Vereinsmitglieder üblicherweise mit ihrem Frühjahrsputz. Dafür wird Wasser aus dem Merzdorfer Teich abgelassen. Mit Wathosen stehen die Angler dann im Wasser und befreien die Uferbereiche von Laub und Ästen. „Doch wer macht das schon, wenn daran Altöl klebt?“, fragt Otto.

Nach einer weiteren Anfrage der Sächsischen Zeitung beim Landratsamt stellt sich heraus, dass die Schadensbeseitigung offenbar doch nicht ganz abgeschlossen ist: Das übrige Bindemittel solle noch entfernt werden. „Eine vollständige Aufnahme des Bindemittels konnte bisher wegen der örtlichen Gegebenheiten und der Witterung (Abdriften durch Wind, Anhaftungen an Laub und Bewuchs) noch nicht erfolgen“, erklärt ein Sprecher. Der Rest des Bindemittels werde baldmöglichst entfernt. „Der Teich muss hierfür frei von Eis sein und viel Wind darf es auch nicht geben. Entsprechende Absprachen erfolgten bereits mit dem Wehrleiter der Stadt Riesa und dem Havariekommissar“, heißt es weiter.

Ergeben die Proben im Frühjahr, dass weiterer Handlungsbedarf besteht, würden die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet. Die Angler könnten sich bei Fragen gern an die untere Wasserbehörde des Landkreises wenden.