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Im Reigen durch den Burgsaal

Auf der Burg Kriebstein wird wie im Mittelalter getanzt. Aber so ganz genau weiß man das nicht.

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© André Braun

Von Helene Krause

Kriebstein. Schildwachen halten am Tor der Burg Kriebstein Wache. Ritter, Burgfrauen und -herren flanieren über den Hof und durch die Burg. An einem Stand können sich Besucher im Bogenschießen üben. An einem anderen werden Ritterrüstungen geschmiedet. Daneben kocht über einem Feuer in einer Zinkwanne ein Färbersud aus Wallnussschalen und Faulbaumrinde. Unter dem Motto „Ferienspaß für Königskinder“ hat die Burg zu einem bunten Familiensonntag eingeladen.

Ein Programmpunkt auf der Veranstaltung sind die mittelalterlichen Tänze. Die Hobbytanzmeisterin Gesine Kabuß aus Dresden zeigt interessierten Gästen, wie in früherer Zeit getanzt wurde. Mitmachen ist natürlich angesagt. „Es sind historische Tänze, gemischt mit dem, was man sich unter mittelalterlichem Tanzen vorstellt“, sagt Kabuß. „Wie im Mittelalter getanzt wurde, darüber gibt es keine Aufzeichnungen“, erzählt sie weiter. „Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1580.“

Getanzt werden Reigentänze. Sie sind, wie Gesine Kabuß sagt, leicht zu lernen und jeder kann mitmachen, auch jedes Kind. In früherer Zeit wurden diese Tänze vom einfachen Volk bis zum Adel getanzt.

Zu ihrem Hobby kam Kabuß 2010 durch einen Workshop in Wechselburg. Der Waldheimer Kantor Michael Röder hielt dort die Sächsische Sing- und Instrumentalwoche für alte Musik ab. Bei dem Kurs lernte Kabuß die Tänze kennen. Sie gefielen ihr. Seit dem ließ sie das nicht mehr los. In Dresden wurden Workshops über historische Tänze organisiert. Die wurden von einer anderen Tanzmeisterin, Mareike Greb aus Leipzig, geleitet. Auf die Burg Kriebstein kam Kabuß durch die Gugelgilde, der sie aber nicht angehört.

Bei den Tänzen treten Männer, Frauen und Kinder nebeneinander in einer langen Reihe an. Die Herren haben die Damen an der rechten Hand. Gesine Kabuß zeigt, wie man einen Ball beginnt. Mit gemessenen Schritten gehen die Tänzer los. Begleitet werden sie von Musik, von einer Gitarre, von Flöten, einem Tamburin und einem Dudelsack. Nach zwei Saalrunden trennen sich die Paare. Die Herren gehen auf der rechten Saalseite lang, die Damen links. Am Ende des Saales treffen sie sich wieder. Später bildet das erste Paar mit den Armen eine Brücke. Das nachfolgende Paar muss durchgehen und eine neue Brücke bilden. Das setzt sich fort, bis alle Paare eine Brücke gebildet haben. Dann wird in gerader Reihe weitergelaufen.

Doch nicht nur getanzt wird auf der Burg Kriebstein. Für Kinder gibt es eine Schnitzeljagd mit Ritter Griebs. Bei der muss ein Schatz gefunden werden. Besucher können Waffenknechten über die Schulter schauen und geschäftige Mägde beobachten. Wer möchte, darf einen Blick in das Schlafgemach der Burgherrin werden und beim Spinnen und Weben zusehen. Im Hof wird mit Pfeil und Bogen geschossen und alte Handwerkskünste werden gezeigt.

Gestaltet wird das Fest von der Gugelgilde Dresden. Die Mitglieder und Freunde verkörpern die verschiedensten Personen aus der früheren Geschichte der Burg. Carolin Camenz aus Dresden gehört zur Gugelgilde und mimt auf dem Burghof eine Färberin. „Mit dem Sud aus Wallnussschalen und Faulbaumrinde kann ich ein schönes Braun färben“, erklärt sie.

Kathleen und Stev Lippmann und ihre Kinder Luis und Laura kommen aus Oelsnitz im Erzgebirge. Die Familie hat im Radio von der Veranstaltung gehört. Der Sohn wollte zu einer Ritterburg. „Wir wollten noch einmal etwas Schönes zum Ferienabschluss erleben“, sagt Kathleen Lippmann. Julia Lohse und Fabian Groschopp aus Chemnitz lasen von der Veranstaltung auf der Burg im Internet. Mit ihrem Sohn Tillmann Lohse sind sie nach Kriebstein gekommen. „Wir schauen uns gern Schlösser und Burgen an“, sagt Julia Lohse. „Die Ankündigung der lebendigen Märchen gefiel uns.“

Weil Leo Lekaj im Kindergarten ein Ritterprojekt hatte und sie von der Veranstaltung in Kriebstein im Internet gelesen haben sind Maxi Riedel und Josephine Riedel mit Leo auf die Burg gekommen. Regina Dittrich aus Hartha hat ihren Enkel Anton Hetmanek in den Ferien zu Besuch. Anton wohnt in Berlin. „Wir sind mit dem Rad gekommen“, erzählt Regina Dittrich. „Wir wollen uns einen schönen Nachmittag machen. Dass dazu noch schönes Wetter ist, freut sie.