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Im Ratskeller Löbau tut sich was

Die Gaststätte am Löbauer Altmarkt soll noch in diesem Jahr neu eröffnet werden. Der angehende Betreiber hat sich den Schritt lange überlegt.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Löbau. Auf dem Eingangsschild des Löbauer Ratskellers leuchten goldene Lettern auf schwarzem Grund. Noch ist das Lokal am Altmarkt geschlossen. In ein paar Monaten soll sich das aber ändern. Denn wie kürzlich bekannt geworden ist, hat sich ein neuer Wirt für das Traditionslokal gefunden. Das bestätigte Andrea Heinke, Geschäftsführerin der Löbauer Wohnungsverwaltung und Bau GmbH, kurz Wobau. „Es zieht wieder Leben ein“, sagt Frau Heinke.

Der Ratskeller wird von der Wobau verwaltet. Nachdem in der Gaststätte im Sommer 2015 zum vorerst letzten Mal Speisen und Getränke über die Theke gegangen sind, hat die Wohnungsverwaltung händeringend nach einem Nachfolger gesucht. Doch die Suche hat sich schwierig gestaltet. Interessenten sind, vor allem wegen der Größe des Lokals, abgeschreckt und damit Mangelware gewesen. Werbekampagnen im Internet und in verschiedenen Amtsblättern von Städten und Gemeinden sollten schließlich bei der Suche nach einem neuen Betreiber helfen. Der steht nun Gewehr bei Fuß.

Sven Neitsch heißt der Mann, der dem Ratskeller in Zukunft wieder Leben einhauchen will. Neitsch ist 28 Jahre alt und stammt nach eigenen Angaben ursprünglich aus Ostwestfalen. Löbau ist für ihn aber kein Neuland. „Ich wohne schon lange hier“, sagt der junge Mann. Dem Ratskeller möchte er ein komplett neues Image verpassen. Neitsch spricht deshalb auch nicht davon, dass die Lokalität am Altmarkt wiedereröffnet wird. „Es wird eine Neueröffnung“, sagt er. Wann zum ersten Mal die Türen des Ratskellers für Gäste geöffnet haben, steht derzeit noch nicht fest – es gibt keinen spruchreifen Eröffnungstermin.

Der neue Wirt gibt dennoch einen vagen Ausblick. „Anfang Mai könnte es so weit sein“, sagt er. Bis zur Neueröffnung gäbe es nämlich noch einiges zu tun. Umbauten seien bereits in vollem Gange. „Es soll erst losgehen, wenn alles perfekt ist“, sagt Neitsch, der mit einem neuen Konzept aus dem Ratskeller eine Marke machen möchte. Geplant ist, zweigleisig zu fahren. Das heißt mit normalem Restaurant- aber auch mit einem Barbetrieb.

Eine klassische Bar, wo Cocktails oder Longdrinks ausgeschenkt werden, gibt es seit dem Wegfall der Havana-Bar im Sommer 2014 in Löbau nicht mehr. Die Idee des neuen Ratskeller-Wirts könnte also auf Zuspruch in der Stadt stoßen. Das findet auch Wobau-Geschäftsführerin Andrea Heinke: „Der neue Betreiber ist jemand, der in der Region verwurzelt ist und weiß, was die Löbauer wollen.“

Bis die Tinte unter den Nutzungsverträgen zwischen Wohnungsverwaltung und Neitsch getrocknet gewesen ist, hat es zuvor eine ganze Weile gedauert. Der Wahllöbauer hat nichts dem Zufall überlassen wollen und sich mit dem Gedanken, den Ratskeller zu führen, lange beschäftigt. Das bestätigt auch Andrea Heinke. „Es war auf alle Fälle kein Schnellschuss. Es steckt ein Plan dahinter“, sagt sie. Mehrere Begehungen habe die Wobau-Chefin mit dem neuen Betreiber gemacht. „Gefühlt sieben-, acht-, neunmal“, so Frau Heinke, die nun froh ist, dass in dem Lokal am Altmarkt bald wieder das Licht angeht.

Seit Juli 2015 ist im Ratskeller kein Bier mehr aus den Zapfhähnen geflossen. Nach fünfjährigem Betrieb hat die ehemalige Wirtin damals plötzlich das Handtuch geschmissen. Laut Wobau sollen wirtschaftliche Schwierigkeiten zu der kurzfristigen Geschäftsaufgabe geführt haben. Deren Geschäftsführerin Andrea Heinke teilt mit, dass erst Ende des vergangenen Jahres sämtliche, mit dem zuständigen Insolvenzverwalter zu klärenden Angelegenheiten über die Bühne gegangen sind.

Ein stetiges Auf und Ab geht schon lange mit dem Löbauer Ratskeller einher. In den Jahren 1460 bis 1470 erbaut, ist der Ratskeller jahrhundertelang als Wein- und Bierlager genutzt worden. Kurz nach der Wende wurde die Lokalität geschlossen und stand anschließend beinahe 20 Jahre leer. Löbaus Wohnungsverwaltung mietete die Gaststätte schließlich und sanierte sie in den Jahren 2009/2010 umfangreich. Bald erfolgt nun also ein neuer Versuch, das Traditionslokal am Altmarkt dauerhaft bewirtschaften zu lassen.