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Im Parkhotel sprudelt es

Das Hotel bietet seinen Gästen eigenes Tafelwasser an. Und will damit einen Neustädter Wissenschaftler ehren.

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© Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Neustadt. Heilen kann das selbst gesprudelte Tafelwasser im Parkhotel in Neustadt nicht. Das macht Hoteldirektor Andreas Hensel deutlich. Aber: „Es schmeckt gut, es kommt aus der Region und es macht auf einen berühmten Sohn der Stadt aufmerksam.“ Diese Berühmtheit ist Friedrich Adolph August Struve, ein Wissenschaftler, in dessen Geist das Parkhotel jetzt selbst hergestelltes Wasser anbietet.

Das Porträt zeigt den Neustädter Friedrich Adolph August Struve.
Das Porträt zeigt den Neustädter Friedrich Adolph August Struve. © Stadtmuseum

Ein kleiner Kasten aus Metall im Keller macht es möglich. Als im Hotel vor wenigen Monaten große Bauarbeiten vonstatten gingen, die Küche und das Restaurant neu gestaltet wurden, ließ der Direktor den unscheinbaren Kasten im Getränkekeller mit installieren. Er reichert Leitungswasser mit Kohlensäure an und schickt es über einen zehn Meter langen, gekühlten Schlauch in den Zapfhahn im Restaurant. Dort füllen es die Mitarbeiter in türkisfarbene Flaschen ab und servieren es den Gästen als „Struvewasser“ – in medium.

Gäste wollen gutes Wasser

Dr. Struve betrieb Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur die heutige Stadtapotheke auf dem Neustädter Markt, die sein Vater zuvor erworben hatte. Er gilt auch als Erfinder der naturgetreuen künstlichen Mineralwässer. Bei einem seiner Experimente vergiftete er sich mit Blausäure und suchte Heilung in Marienbad, heute in Tschechien gelegen. Das Wasser in den dortigen Heilstätten zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Kohlensäure und Schwefelwasserstoff aus. Und siehe da: Nach fünf Wochen ging es Struve besser. Seine Begeisterung für künstlich hergestellte Heilwasser war geweckt.

In den folgenden Jahren eröffnete er mehrere Mineralwasser-Anstalten, unter anderem in Dresden und Leipzig, aber auch in Russland, Polen und England. „Er wird leider in seiner Geburtsstadt zu wenig gewürdigt“, findet Andreas Hensel. Mit dem Struvewasser will er ein Stück mehr dazu beitragen.

Natürlich ist es aber nicht nur die Ehrung des Wissenschaftlers, die hinter der Idee steckte. Die Gäste lägen immer mehr Wert auf regionale Produkte, erzählt der Hoteldirektor. Mit einem selbst hergestellten Tafelwasser – so nennt man Sprudelwasser, das auf Grundlage von Trinkwasser hergestellt wird – will das Parkhotel herausstechen. Für 3,10 Euro bekommt man im frisch renovierten Restaurant einen Liter Struvewasser, das man auch als Souvenir für zu Hause erwerben kann.

Damit es jedem Gast schmeckt, wird die Qualität immer wieder geprüft. „Jeden Morgen testen wir die Temperatur, den Geschmack und den Kohlensäuregehalt“, so Hensel. Noch wird das Getränk unscheinbar in der Karte angeboten, ohne weitere Erklärung. Der Hoteldirektor überlegt aber, mit einem Schild oder Ähnlichem auf das Produkt aufmerksam zu machen. Denn, so berichtet er, „die Leute legen Wert auf gutes Wasser“. Nachdem Medien in den letzten Jahren über Hormone und Plastikrückstände in abgefülltem Mineralwasser berichteten, würden die Besucher auch in Hotels lieber Wasser aus Glasflaschen trinken. Die türkisfarbene Ausführung mit Schnappverschluss hat Andreas Hensel am besten gefallen.

Es muss nicht unbedingt Quellwasser sein, wenn man ein gut schmeckendes Getränk anbieten möchte. „Die Neustädter können das Leitungswasser im Verbandsgebiet bedenkenlos trinken oder zur Weiterverarbeitung nutzen“, sagt Geschäftsführer Mathias Leutert vom Zweckverband Wasserversorgung Pirna/Sebnitz. Ihm habe das Leitungswasser in Neustadt schon immer geschmeckt, bestätigt Hensel. Frisch gesprudelt im eigenen Keller aber noch besser.