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Im Landkaufhaus der schönen Dinge

Frauen tun sich zusammen und bieten in der ehemaligen Tankstelle in Wölkau Handgemachtes. Auswahl und Vielfalt sind erstaunlich groß.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Wölkau. Madlen Schwarz hat gerade Dutzende Stoffhasen auf die Reise in alle Ecken Deutschlands geschickt. Die Leute – vornehmlich Frauen – sind ganz verrückt danach. Aus kariertem oder gestreiftem Stoff, mit Knickohr und Schleifchen sind sie liebenswürdige Begleiter durch die Osterzeit. Madlen Schwarz aus Uhyst ist eine dieser Frauen, die Selbstgemachtes jetzt im neuen Laden in Wölkau ausstellen und verkaufen.

Schöne Dinge in Wölkau

Ein Kaufhaus voller handgemachter und hübscher Dinge, das es hier in dieser Art bislang noch nicht gab. Chefin Kerstin Philipp aus Zockau kennt Hinz und Kunz und über viele Ecken viele Frauen, die schöne Dinge herstellen. Meist nach Feierabend und im Nebenerwerb. Ihnen und anderen Produzenten der Region gibt sie nun eine Möglichkeit, von der lokalen Käuferschaft entdeckt zu werden. „Die Anbieter mieten ein Regal und geben mir einen Anteil am Verkaufserlös ab“, so die Chefin, die den Laden am 1. Februar eröffnete und die Nachfolge von Irina Gretschel antrat, die sich nach 25 Jahren zurückzog. Kerstin Philipp, gelernte Einzelhandelskauffrau und bisher als Diätassistentin in der Schule in Gaußig tätig, wagte mit ihrem Konzept die Selbstständigkeit.

Was sich aus Stoff alles machen lässt

Madlen Schwarz hatte ihr Schneideratelier „Exclusive Designs“ bisher im Gewerbegebiet in Burkau, wo Laufkundschaft kaum hinfand. Nun zog sie mit Nähmaschine, Stoffballen und ihren Produkten nach Wölkau. Seit Jahren schon ist sie mit Kerstin Philipp eng befreundet. Die gelernte Fassadenreinigerin war nach der Geburt ihres Kindes plötzlich nicht mehr schwindelfrei und setzte sich irgendwann an die Nähmaschine. Sie näht Taschen, Loops, Kindersachen, Kirschkernkissen, Stoffanhänger und eben jene Stofftiere, die sich zum Kuscheln eignen oder auch als Türstopper.

Die 36-jährige Madlen Schwarz macht aus Stoff, was zu machen geht – sie gestaltet auch Zuckertüten individuell. Vom Konzept Kerstin Philipps begeistert, warb sie mit um andere Frauen im Do-it-Yourself-Fieber und holte Nicole Wiedermann und damit putzige Häkeltierchen ins Kaufhaus. Die 28-Jährige häkelt seit zwei Jahren Teddys, Frösche, Autos, Eulen, Giraffen, Ostereier oder das, was Kunden wollen. Der Verkauf nun sei eine tolle Möglichkeit, sich bekannter zu machen. Vielleicht sogar ihren Nachbarn in Demitz.

Auch auf Kreativmessen präsent

Wie bei allen Anbietern liegt auch das Visitenkärtchen des bunten Kreativ-Stübchens von Nicole Wiedermann neben ihren Kreationen, die nur eine kleine Auswahl sein können. „Wer noch weitere Dinge sucht, kann gern mit mir Kontakt aufnehmen und individuelle Bestellungen aufgeben“, so die gelernte Näherin, die heute im Bereich Qualitätssicherung tätig ist und ihre Tierchen nebenbei übers Internet anbietet. Direkt verkauft sie ihre putzigen Produkte auch gern auf Kreativmessen.

Begleitet wird sie dabei von ihrer langjährigen Freundin Julia Gädigk, das Julchen vom „Schmuckkästl“, wie sie ihren kleinen Online-Shop nennt. Die 28-Jährige zeigt im Wölkauer Laden vor allem ihren selbst gefertigten Schmuck. Silber- oder bronzefarbene Fassungen für Ohrringe, Ringe oder Kettenanhänger versieht sie mit hübschen Motiven oder Fotos und schließt sie mit Cabochon-Gläsern, die für einen Lupeneffekt sorgen. Sie näht auch, bei der Herstellung des Schmucks mag sie aber besonders, dass es recht schnell schöne Ergebnisse gibt. Hauptberuflich arbeitet die 28-Jährige als Krankenschwester im Drei-Schicht-System im Bischofswerdaer Krankenhaus. Ihr Hobby entspanne sie einfach und mache Spaß, sagt Julia Gädigk, die gerade das eigene Haus in Burkau bezog.

Jeder findet seine Nische

Man könnte meinen, dass Handgemachtes derzeit Masse ist und man über Plattformen wie Dawanda und Co. überschüttet wird von selbstgenähten Pumphosen für Babys, Loops und Schmuck. „Es ist schon so, dass die Sache mit dem Schmuck stark zugenommen hat“, sagt Julia Gädigk, die vom Erfolg jedoch nicht finanziell abhänge. Schneiderin Madlen Schwarz ist sicher, dass jeder seine Nische finde. Sie habe viele Aufträge und punkte mit etwas günstigeren Preisen.

Handgemachtes aber muss nicht nur aus Stoff bestehen. Dass es noch weitaus mehr gibt, beweist das Wölkauer Kaufhaus von Kerstin Philipp. So verkauft eine Dame aus Ohorn ihre selbst gezogenen Kerzen. Heike und Matthias Löhnert haben sich in ihrem Hofladen in Zockau alten Getreidesorten verschrieben und eine Auswahl besonderer Mehle und Müslis in die Regale gestellt. Sandy Löschau aus Seitschen zeigt ihre Landhauskeramik. „In einigen Tagen gibt es handgemachte Seifen“, so Kerstin Philipp, deren Mann im Laden mit einem Radshop vertreten ist. Die Regale sind voll, das Geschäft ein bunter Marktplatz für Ausgewähltes. Zum Verschenken oder um sich selbst eine Freude zu machen.