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Im Kipsdorfer Bahnhof rollt’s

Die Weißeritztalbahn ist zwar noch nicht da. Aber das erste technische Denkmal ist schon mal zu bestaunen.

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© Egbert Kamprath

Von Siegfried Gerhardt

Kipsdorf. Unsere Großmütter und Mütter gingen nach der großen Wäsche zum Mangeln. Denn sie wussten, dass danach die Wäsche glatter war, sich besser zusammenlegen ließ und im Schrank dann auch weniger Platz benötigte. Heute haben wir zum Teil bügelfreie Textilien, und so führen die Wäschemangeln, die es einst mehrfach in den Dörfern und Städten gab, einen Dornröschenschlaf.

Kipsdorf besaß einst zwei solcher Kastenmangeln. Bei Neubezug einer Wirtschaft nach der Wende im ehemaligen Kinderheim in Oberkipsdorf war die erste Handlung des neuen Eigentümers, die Rolle zu demontieren und zu entsorgen. Nun führte die zweite Wäschemangel im Tal ein trauriges Dasein. Sie befand sich im Kinderhaus, in der ehemaligen Schule, im sogenannten Haus 2. Die Wäschemangel wurde im Laufe der Jahre kaum noch genutzt, zuletzt nur noch von einer Familie. Auch weil der Zustand schlecht war. Der Raum war feucht, und die Holzkonstruktion litt darunter. Das konnte nicht so weitergehen, sagte sich der Heimatverein und nahm die Sache schließlich in seine Hände.

Heimatverein rettet Wäscherolle

Beherzte Bürger wie Norbert Baumert, Arndt Berger, Matthias Böhme, Ingo Dörmer, Uwe Engelmann, Gerd Göhler, Joachim Hickmann, Steffen Püschel und Rainer Wittig, zum Teil ausgebildete Handwerker, machten sich daran, dieses technische Denkmal zu retten. Sie ersetzten zerstörte Bauteile und bauten die letzte Wäschemangel im Ort als funktionstüchtiges Denkmal im Bürgerhaus im Bahnhof wieder auf.

Jetzt kann man den Besuchern zeigen, wie einst unsere Mütter und Großmütter mit der Technik umgingen. Zum ersten Mal vorgeführt wurde die Wäschemangel kürzlich zum Bahnhofsfest.

Die Wäscherolle oder Mangel ist eine zum Glätten der Wäsche bestehende Vorrichtung in verschiedenen Ausführungen, so als Zylindermangel, Absaugmangel, Muldenplättmangel oder Kastenmangel. Im Volksmund auch Rolle genannt. Ihr Kernstück ist ein mit Feldsteinen beladener, beweglicher Mangelkasten, der mehrfach über das auf Rollen gewickelte Wäschestück bewegt wird. Anfangs wurde dieser Kasten mit einer Handkurbel in Bewegung gesetzt, ab etwa 1930 übernahm diese Bewegung ein Elektromotor. Die Wäschestücke waren in dem sogenannten Rolltuch eingeschlagen und um die hölzernen Rollen, auch Doggen genannt, gewickelt. Der schwer belastete Kasten sorgte für eine Glättung der Wäschestücke. Kragen, Manschetten, Hemdeneinsätze, die eine Steife oder besonderen Glanz erhalten sollten, wurden gestärkt und gebügelt.