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Im Kampf gegen den Verfall

Die Herklotzmühle in Seyde ist mehr als 430 Jahre alt. Um alles zu erhalten, muss sich der Förderverein ganz schön ins Zeug legen.

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© Frank Baldauf

Von Anja Ehrhartsmann

Seyde. Das Wasserrad an der Herklotzmühle läuft wie ein Uhrwerk. Angetrieben von der Wilden Weißeritz, legt es Runde für Runde in der tiefer gelegenen Wasserradstube zurück. Vor genau einem Jahr wurde das neue Rad aus Lärchenholz eingebaut – damit ging auch das vorerst letzte Großprojekt für den Förderverein zu Ende. Doch es bleibt kaum Zeit für eine Pause, denn an der mehr als 430 Jahre alten Sägemühle gibt es immer etwas zu tun. Vereinschef Matthias Herklotz sitzt bereits an einem neuen Förderantrag. „Der Fußboden in der Gatterhalle ist unsere nächste Großbaustelle.“ Es bestehe dringender Handlungsbedarf, er selbst sei dort schon durchgebrochen. Den Antrag will Matthias Herklotz beim EU-Förderprogramm Leader einreichen. „Wir hoffen, dass wird dann vielleicht schon im kommenden Frühjahr loslegen können.“

Als Nächstes muss der Boden in der Gatterhalle repariert werden.
Als Nächstes muss der Boden in der Gatterhalle repariert werden. © Frank Baldauf

Bis dahin gilt es nun wieder, fleißig Spenden zu sammeln. Denn selbst wenn die Fördermittel bewilligt werden, bleibt immer noch ein Eigenanteil beim Verein. So auch im Falle des Wasserrads. Rund 40 000 Euro kostete das gesamte Projekt inklusive einer Visualisierung der Mühlentechnik für Gehbehinderte. 80 Prozent davon wurden von Leader übernommen, für den Rest muss der Verein allerdings selbst aufkommen – eine finanzielle Herausforderung für die 23 Mitglieder. Ein Teil des Geldes konnte bereits über Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen aufgebracht werden. Aber es fehlen immer noch mehrere tausend Euro, weshalb große Hoffnung auf dem Mühlentag am 21. Mai liegt, einer der Höhepunkte im Vereinskalender. „Es sind viele Aktionen nötig, bis das Geld zusammen ist“, weiß Matthias Herklotz. Denn bereits für die Sanierung der Außenhülle und den Innenausbau wurden Spenden gesammelt. Nicht nur Privatleute geben etwas dazu, um das technische Denkmal zu erhalten. Auch Firmen und andere Sponsoren setzen sich für die Mühle ein und helfen finanziell, mit Material oder Muskelkraft. „Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie viel Unterstützung wir auch bekommen.“ Trotz allem könne nicht davon ausgegangen werden, dass jedes Jahr eine große Spende kommt.

Wichtige Einnahmequelle sind deshalb geführte Rundgänge, die regelmäßig stattfinden und auch auf Nachfrage gebucht werden können. Momentan übernimmt Matthias Herklotz, dessen Familie die Sägemühle seit 1925 gehört, die Führungen alleine. „Das geht nur, weil ich selbstständig bin“, sagt der Elektromeister. Auf Dauer sei das aber keine Lösung. „Wir suchen dringend Menschen, die Führungen übernehmen könnten.“ Voraussetzung sei ein wenig technisches Verständnis und ein nicht allzugroßer Anfahrtsweg. „Derjenige muss auch nicht in den Verein eintreten, obwohl das natürlich wünschenswert wäre.“

Vor 15 Jahren entstand der Förderverein mit dem Ziel, die Mühle zu erhalten. Bisher ist das auch gelungen, nicht ohne Rückschläge. „Absoluter Tiefpunkt war für mich 2011, als unser Vereinsmitglied und Mitbegründer André Kubatzsch tödlich verunglückt ist“, sagt Matthias Herklotz. Auch das Hochwasser 2013 ist dem Vereinschef noch gut im Gedächtnis. „Wir kamen gerade aus dem Feiern raus.“ Anlass war das 425-jährige Bestehen der Mühle. Als die Wilde Weißeritz über die Ufer trat, verursachte sie 90 000 Euro Schaden an der alten Sägemühle. Aber auch das ist mittlerweile überstanden. „Es ist immer wieder ein Kampf, das Geld zusammenzubekommen, damit die Mühle weiterexistiert“, resümiert Matthias Herklotz. Das Ehrenamt werde heutzutage finanziell zu wenig unterstützt, findet er. Umso mehr brauche es deshalb Leute, die bereit seien, sich für eine Sache zu engagieren. „Das ist auch unsere Herausforderung, jüngere Mitglieder zu finden, die dafür sorgen, dass es weitergeht.“

Für die Zukunft wünscht sich der Förderverein, dass die Herklotzmühle wieder mit einem Linienbus erreicht werden kann. Dann könnten vielleicht mehr Führungen angeboten werden.

Führungen durch die Herklotzmühle finden von Mai bis Oktober statt. Eine Voranmeldung ist erwünscht unter 035052 67622. Mehr Infos gibts im Internet unter www.herklotzmuehle.de