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Im Januar kommen 60 Asylbewerber

Der Betreiber richtet das neue Heim an der Bautzener Flinzstraße ein. Anwohner protestieren.

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© Uwe Soeder

Von Stefan Schramm

Der Schein trügt. Von außen präsentiert sich der sogenannte Greenpark an der Flinzstraße wie gehabt. Doch in dem Gebäudekomplex, speziell in dem zentralen Flachbau mit der grau-beigefarbenen Fassade, laufen seit zwei Wochen geschäftige Umbauarbeiten. Das Unternehmen Campanet, das zur Firmengruppe IF Immobilien mit Sitz in Freiburg im Breisgau gehört, will darin ein Asylbewerberheim einrichten. Die Tinte auf dem Betreibervertrag mit dem Landkreis ist längst trocken. Die ersten Flüchtlinge werden zu Beginn des Jahres 2015 an der Flinzstraße eintreffen.

Dann soll der mittlere Gebäudeteil, der zuvor leer stand, den Plänen zufolge Platz für bis zu 60 Asylbewerber bieten. Unterkunftszimmer für jeweils vier, teils auch fünf Personen, Toiletten, Kochmöglichkeiten, auch ein Gebetsraum – an alles ist gedacht. Nach einer bundeseinheitlichen Regelung stehen jedem Asylbewerber sechs Quadratmeter zu. „Die gleiche Fläche stand zu DDR-Zeiten in Studentenwohnheimen zur Verfügung“, denkt Matthias Schulz an seine eigene Studienzeit in Freiberg zurück. Er ist der Projektmanager, kümmert sich zum Beispiel um die Einstellung der Sozialpädagogen. Seit 1993 macht er diesen Job und versichert: „Die Asylbewerber werden bei uns sozialverträglich untergebracht.“ Die Familien blieben selbstverständlich unter sich, verschiedenste Nationalitäten würden nicht wahllos im gleichen Zimmer zusammengewürfelt.

Campnet betreibt sechs Asylheime

Über den Anforderungen liegt das Unternehmen nach eigenen Angaben in Sachen Betreuungsschlüssel. Zumeist belaufe sich das geforderte Verhältnis zwischen Sozialpädagogen und Asylbewerbern auf etwa 1:150 bis 1:100. Bei der Firma Campanet komme dagegen ein Betreuer auf 80 Heimbewohner. „Unsere ausgebildeten Sozialarbeiter machen eine hervorragende Arbeit“, versichert Matthias Schulz. Mangelhafte Dienstleistungen könne sich ein Unternehmen seiner Branche auch gar nicht leisten. Mit Kopfschütteln blickt er deshalb auf den Folterskandal in nordrhein-westfälischen Asylbewerberheimen eines anderen Anbieters zurück, der vor einigen Monaten bundesweit Schlagzeilen machte.

Insgesamt betreibt Campanet im Gebiet der neuen Bundesländer Asylbewerberheime an sechs Standorten, darunter im sächsischen Freiberg, wo es seine regionale Niederlassung hat. „Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ist konstruktiv und wird positiv bewertet“, berichtet André Kaiser, Sprecher des Landratsamts Mittelsachsen, über die Erfahrungen des Landkreises. Bei der Sitzung des mittelsächsischen Kreistages im Oktober erhielt Campanet den Zuschlag für den Betrieb eines weiteren Asylheims. In Jüterbog im Süden Brandenburgs fungiert Campanet seit Anfang September als Träger eines Übergangswohnheims. Nach Angaben der Verwaltung des zuständigen Landkreises Teltow-Fläming laufe auch dort die Kooperation gut. Im thüringischen Gotha entschied das Unternehmen kürzlich noch eine weitere Ausschreibung für sich.

Anwohner sammeln Unterschriften

In Bautzen hat Campanet mit dem Eigentümer des Gewerbeparks an der Flinzstraße einen Mietvertrag über den gesamten Gebäudekomplex geschlossen. Deshalb müssen die derzeit dort ansässigen Firmen in den nächsten Monaten raus. Bis Mitte 2015 soll Platz für bis zu 200 weitere Asylbewerber entstehen. Unter den Unternehmern, aber auch unter den Anwohnern sowie den Eltern von Kindern der benachbarten Schulen und Kitas macht sich deshalb Unmut breit. Sie gründeten eine Bürgervertretung und hegen vor allem Sicherheitsbedenken. Diese Woche sammelten sie 1 800 Unterschriften und reichten sie im Landratsamt ein. Für Montag lädt Landrat Michael Harig (CDU) nun zu einer Infoveranstaltung ein, um das Asylheimprojekt vorzustellen. Auch Matthias Schulz von Campanet wird dort Rede und Antwort stehen.

Infoveranstaltung zum Asylheim an der Flinzstraße: Montag, 19.30 Uhr, Maria-und-Martha-Kirche