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Im Gänsemarsch

Eine Familie aus Gräfenhain lebt für ihre Tiere. Die brauchen Pflege an sonnigen Tagen, aber auch bei Mistwetter.

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© René Plaul

Marleen Hollenbach

Gräfenhain. Nur zehn Minuten. Länger dürfen die Gänse heute nicht auf der Wiese bleiben. Gleich muss das Geflügel wieder in den Stall. Ins Trockene. Seit Stunden regnet es in Strömen. Die Wiese ist nass und das Gefieder der Vögel auch. Die Gänse haben den Hals nach unten gestreckt. Mit dem Schnabel zupfen sie Grashalme. Jürgen Hommel ist zufrieden. Langsam kehrt wieder Ruhe ein. Das sah gerade noch anders aus. Als seine Tochter Sarah die schwere Metalltür beiseite schob, rannten 350 Vögel in kleinen Tippelschritten in Richtung Wiese. Alle dicht beieinander. Viele Gänse rutschten vor lauter Hektik auf dem schlammigen Boden aus. Zwei verloren das Gleichgewicht und stürzten sogar. Sarah Hommel half ihnen wieder auf die Beine.

Ausflugstipps rund um Gräfenhain

Bibern auf der Spur   Königsbrück. Wer die Königsbrücker Heide besucht, der kann einem besonderen Pfad folgen. An der schnell fließenden Pulsnitz und dem dahinplätschernden Bohraer Wasser führt der Biberpfad. Los geht es am Parkplatz in Glauschnitz. Vor allem für einen Ausflug mit der ganzen Familie ist der Biberpfad gut geeignet. Und wer sich von hier aus auf Wanderung begibt, erfährt allerhand über das Nagetier. Derzeit bevölkern etwa 40 Biberfamilien die Königsbrücker Heide. www.nsg.koenigsbrueckerheide.eu
Bibern auf der Spur Königsbrück. Wer die Königsbrücker Heide besucht, der kann einem besonderen Pfad folgen. An der schnell fließenden Pulsnitz und dem dahinplätschernden Bohraer Wasser führt der Biberpfad. Los geht es am Parkplatz in Glauschnitz. Vor allem für einen Ausflug mit der ganzen Familie ist der Biberpfad gut geeignet. Und wer sich von hier aus auf Wanderung begibt, erfährt allerhand über das Nagetier. Derzeit bevölkern etwa 40 Biberfamilien die Königsbrücker Heide. www.nsg.koenigsbrueckerheide.eu
Ein Haus der Illusionen  Radebeul.  Versteckt in einem alten Gasthof finden Besucher in Radebeul einen wirklich kuriosen Ort. Das Lügenmuseum versteht sich als Haus der Kreativität. Hier gibt es keine verstaubten Exponate. Stattdessen geht es um Illusionen, geheimnisvolle Geschichten und Unerklärliches. Zu sehen gibt es Wäschekörbe, aus denen es leuchtet, Schubladen, aus denen es klingelt, Schränke, aus denen Musik tönt. Sogar einen fliegenden Teppich können Besucher hier bestaunen. Außerdem sehen die Gäste Elvis im Schrank, die Schreibmaschine von Eva Braun und allerhand groteske Collagen.   Kötzschenbrodaer Straße 39 in Radebeul, Kontakt unter Telefon 0351 33455848, geöffnet täglich von 13 bis 18 Uhr.
Ein Haus der Illusionen Radebeul. Versteckt in einem alten Gasthof finden Besucher in Radebeul einen wirklich kuriosen Ort. Das Lügenmuseum versteht sich als Haus der Kreativität. Hier gibt es keine verstaubten Exponate. Stattdessen geht es um Illusionen, geheimnisvolle Geschichten und Unerklärliches. Zu sehen gibt es Wäschekörbe, aus denen es leuchtet, Schubladen, aus denen es klingelt, Schränke, aus denen Musik tönt. Sogar einen fliegenden Teppich können Besucher hier bestaunen. Außerdem sehen die Gäste Elvis im Schrank, die Schreibmaschine von Eva Braun und allerhand groteske Collagen. Kötzschenbrodaer Straße 39 in Radebeul, Kontakt unter Telefon 0351 33455848, geöffnet täglich von 13 bis 18 Uhr.
Schätze von damals  Schwepnitz. Einmal zurück in die DDR-Zeit, in Erinnerung schwelgen und längst Vergessenes wiederentdecken – das können die Besucher im DDR-Museum in Schwepnitz. In einem ehemaligen Verwaltungsgebäude hat sich der Museumschef einen Traum erfüllt. Uwe Jähnig sammelt DDR-Design aus Leidenschaft. Und das zeigt er gern. Jeden ersten Sonntag im Monat öffnet er das Museum für Besucher. Es lohnt sich, immer mal wieder vorbeizukommen. Denn der Chef sorgt dafür, dass es immer Neues zu entdecken gibt. So hat er zum Beispiel im vergangenen Jahr ein Zimmer eingerichtet, das sich dem Schwepnitzer Glasdesign widmet. Der Museumschef sammelt auch Küchenschränke und Eierbecher. Ein weiteres Zimmer zeigt Staubsauger, Werkzeug und Lüfter. Einen kleinen Raum hat er zum Puppenzimmer umgestaltet. Teddys, Stofftiere, Spiele aus den 70er- und 80er-Jahren hat er versammelt. Besonders ist auch das Upcycling-Zimmer. Dort wird gezeigt, was DDR-Bürger aus Alltagsgegenständen gemacht haben. Milchflaschen, die mit Bast umwickelt zu kleinen Vasen gestaltet wurden, stehen dort oder kleine Mickey-Mäuse aus Kronkorken.   Ortrander Straße 25 Schwepnitz,  Telefon 0160 7966393, geöffnet jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Schätze von damals Schwepnitz. Einmal zurück in die DDR-Zeit, in Erinnerung schwelgen und längst Vergessenes wiederentdecken – das können die Besucher im DDR-Museum in Schwepnitz. In einem ehemaligen Verwaltungsgebäude hat sich der Museumschef einen Traum erfüllt. Uwe Jähnig sammelt DDR-Design aus Leidenschaft. Und das zeigt er gern. Jeden ersten Sonntag im Monat öffnet er das Museum für Besucher. Es lohnt sich, immer mal wieder vorbeizukommen. Denn der Chef sorgt dafür, dass es immer Neues zu entdecken gibt. So hat er zum Beispiel im vergangenen Jahr ein Zimmer eingerichtet, das sich dem Schwepnitzer Glasdesign widmet. Der Museumschef sammelt auch Küchenschränke und Eierbecher. Ein weiteres Zimmer zeigt Staubsauger, Werkzeug und Lüfter. Einen kleinen Raum hat er zum Puppenzimmer umgestaltet. Teddys, Stofftiere, Spiele aus den 70er- und 80er-Jahren hat er versammelt. Besonders ist auch das Upcycling-Zimmer. Dort wird gezeigt, was DDR-Bürger aus Alltagsgegenständen gemacht haben. Milchflaschen, die mit Bast umwickelt zu kleinen Vasen gestaltet wurden, stehen dort oder kleine Mickey-Mäuse aus Kronkorken. Ortrander Straße 25 Schwepnitz, Telefon 0160 7966393, geöffnet jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Juni kamen die Gänse auf den Hof der Familie. Ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb in Gräfenhain. Knapp 100 Hektar Land, ein paar Ställe, einige Traktoren. Und drei Mitarbeiter: Vater, Mutter, Tochter. Die stehen jetzt in Gummistiefeln und in Regenjacken eingepackt am Zaun, beobachten die Tiere. Ein bisschen größer müssen die Gänse noch werden und natürlich auch dicker. Zum Glück wissen sie nicht, was da auf sie zukommt. Kurz vor Weihnachten werden die Vögel verkauft, landen dann als Festessen auf dem Teller.

Das gilt aber nicht für alle. Jedes Jahr überlebt eine Gans. Sie darf bleiben und im nächsten Jahr die Kleinen begrüßen. „Die große Gans passt auf. Wenn zum Beispiel ein Hund kommt, schreit sie und warnt die anderen“, erklärt Sarah Hommel. Mit 25 Jahren ist sie die Jüngste im Familienbetrieb. Mit den Tieren auf dem Bauernhof ist die Frau mit den blonden kurzen Haaren aufgewachsen. Sie lernte Tierwirtin, wurde später Landwirtschaftsmeisterin. Wenn die Tochter davon erzählt, hört die Mutter stolz zu. „Wir hatten ja eigentlich gedacht, dass unser Sohn diesen Weg geht. Aber wir sind froh, dass unsere Tochter das jetzt macht“, sagt Iris Hommel. Und wie ist es so, mit der Familie zusammenzuarbeiten? Gibt es keinen Streit. „Na das ist schon schwierig“, sagt Jürgen Hommel und lächelt vielsagend.

Müde Rinder

Alles Bio oder was?

Wann darf sich das Fleisch „Bio“ nennen und wann wird ein Hof zum Öko-Betrieb? Hier die wichtigsten Kriterien.

Der Kreislauf ist entscheidend. Das heißt also: Ackerbau und Viehhaltung sind gekoppelt. Auf Ackerflächen werden neben Verkaufsfrüchten auch Futterpflanzen für die Tierhaltung erzeugt. Tierischer Dünger kommt frisch oder kompostiert auf die Ackerflächen zurück.

Artgerechte Tierhaltung bedeutet, dass die Tiere ihren natürlichen Bedürfnissen, wie Futteraufnahme, Körperpflege, Sozialkontakten, Fortbewegung und Ruhe nachgehen können.

Auf dem Feld ist chemischer Pflanzenschutz absolut tabu. Stattdessen werden Arten- und Sorten ausgewählt, die wirklich zum Standort passen. Unkräutern beugen Biolandwirte zum Beispiel durch eine ausgewogene Fruchtfolge und eine sorgfältige Bodenbearbeitung vor.

Ohne Gentechnik soll es sein. Der Einsatz davon ist verboten, da Gentechnik den Prinzipien des Ökolandbaus widerspricht. Gentechnisch veränderte Organismen dürfen zum Beispiel nicht als Lebensmittel, Futtermittel oder Düngemittel eingesetzt werden.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

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Die Gänse sind wieder im Stall, die Metalltür ist zu. Nun geht es für die Drei einmal quer über den Hof. Sie müssen aufpassen, um nicht in eine der großen Pfützen zu treten. Regen macht ihnen nichts aus. Die kühlen Temperaturen auch nicht. Iris Hommel ist sogar froh, wenn mal so ein Sauwetter ist. „Da komm ich endlich mal dazu, den ganzen Bürokram zu erledigen“, sagt sie und verabschiedet sich. Für die beiden anderen steht noch eine Aufgabe an. Und das hat was mit echten Bullen zu tun.

Die Tiere warten im Maststall. Doch hier stehen nicht irgendwelche Rinder. Seit ein paar Jahren darf sich dieses Vieh „Bio“ nennen. Anders als die meisten ihrer Artgenossen haben sie einen Auslauf, dürfen ins Freie. Doch gerade ist ihn dieser Auslauf völlig egal. Sich ein nasses Fell holen und in Pfützen waten, das gefällt den Bullen so gar nicht. Stattdessen haben sie sich für ein Mittagsschläfchen im Stall entschieden. Nun liegen sie auf dem Boden. Die Beine haben sie angewinkelt, den Kopf halten sie nach oben. Es duftet nach Heu. Ein Tier hat die Augen geschlossen, ein anderes atmet tief aus und ein, schnarcht ein wenig vor sich hin.

„Die haben sich reinverkrochen bei dem Wetter“, sagt Jürgen Hommel. Die Rinder sind alle braun-weiß gescheckt und gehören zur Rasse des Fleckviehs. Und doch kann Sarah Hommel sie alle unterscheiden. Sie hat sie schon als Kalb gesehen, ihren Mutterkühen bei der Geburt geholfen, sie gestreichelt. Nun sind die Rinder anderthalb Jahre alt, bringen 250 Kilogramm auf die Waage. Streicheleinheiten brauchen sie nicht mehr. Kontakt zum Menschen aber schon.

Und viel Futter. Das Gras, das sie sich schmecken lassen, stammt von den eigenen Weiden. Kein chemischer Dünger darf dort ran. Und auch das Getreide, dass die großen Tiere fressen, ist eigener Anbau. Im nächsten halben Jahr werden sie noch 100 Kilogramm zunehmen. Dann können die Tiere geschlachtet werden. Den Großteil des Fleisches geben die Hommels einem Händler aus Dresden. Der verkauft es weiter, nach Berlin und Brandenburg. Doch die Familie behält sich auch Fleisch, das sie im eigenen Hofladen verkaufen. Ab September hat das kleine Geschäft geöffnet.

Immer noch hängen dicke Wolken am Himmel. Vater und Tochter sitzen an einem Holztisch. Die Kleidung kann trocknen. Was es noch zu tun gibt? Sarah Hommel hat noch eine nasse Aufgabe vor sich. Sie will trotz Dauerregen zu den Sommerweiden fahren, die sich am Ortsrand von Gräfenhain befinden. Dort warten 40 Mutterkühe mit den Kälbern. Sarah Hommel wird schauen, ob die Rinder gesund sind und noch genug zu fressen haben. Und auf ein Tier freut sie sich besonders. „Es gibt eine Kuh, die immer zu mir kommt, wenn ich die Weide betrete“, erzählt sie.

Niemals Wochenende

Und was macht Jürgen Hommel? Der bleibt noch sitzen. Wochenende gibt es nicht und Urlaub maximal zehn Tage im Jahr. Da kommt jede Pause gelegen. Doch selbst jetzt hat er noch die Landwirtschaft im Kopf. Einmal im Jahr erntet er mit einem historischen Mähdrescher, der von Pferden gezogen wird. Am 21. August findet das statt. Für Hommel ein Höhepunkt im Jahr. Obwohl die neuesten Maschinen auf seinem Hof stehen und der gelernte Schlosser sich damit bestens auskennt, hat er ein Faible für ganz alte Erntetechnik. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt sind erst mal die Gänse dran. Die haben nach ihrem nassen Spaziergang Hunger.

Der Bio-Bauernhof Hommel befindet sich im Königsbrücker Ortsteil Gräfenhain, Hauptstraße 16A. Besichtigungen nach Absprache möglich. Kontakt unter Telefon 035795 42784