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Im Einsatz für guten Geschmack

Als kleine Handwerker verkleidet, schlüpfen Kinder in Pirna aus den Kalendertürchen. Die SZ trifft ihre Vorbilder. Heute: die Köchin.

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Von Katharina Klemm

Pirna. Jetzt in der Weihnachtszeit hat sie besonders viel tun. Unzählige Festessen müssen vorbereitet, Klöße geformt und Rotkraut abgeschmeckt werden. Die Küchenchefin des Hotels und Gasthofs Zur Post in Pirna-Zehista kommt da schon mal ins Schwitzen. Auch weil es aus allen Töpfen und Pfannen dampft und die Öfen heiß laufen. Doch den Spaß verliert Heike Schwanz dabei nicht. Auch wenn es hoch hergeht, hat sie an ihrer Arbeit in der Küche große Freude. Und das merkt man, wenn sie erzählt.

Bevor Küchenchefin Heike Schwanz am Donnerstagabend, 17 Uhr, auf der Bühne des Canalettomarktes Lust auf den Beruf des Kochs macht, wird sie noch die eine oder andere Entenbrust zubereiten.
Bevor Küchenchefin Heike Schwanz am Donnerstagabend, 17 Uhr, auf der Bühne des Canalettomarktes Lust auf den Beruf des Kochs macht, wird sie noch die eine oder andere Entenbrust zubereiten. © Kristin Richter
Saskia aus Graupa versteckt sich hinter dem achten Türchen. Die Vierjährige ist dafür in die Rolle einer Köchin geschlüpft.
Saskia aus Graupa versteckt sich hinter dem achten Türchen. Die Vierjährige ist dafür in die Rolle einer Köchin geschlüpft. © Marko Förster

Den Beruf der Köchin erlernte sie 1983 bis 1986 im ehemaligen Gasthof Weißer Schwan in Pirna. Danach übernahm sie mit einer Freundin kurzzeitig die Pirnaer Gaststätte Zum Waldpark. Nach anderthalb Jahren wechselte sie an ihren heutigen Arbeitsplatz, den Gasthof Zur Post. „Nach und nach habe ich mich dann weiterqualifiziert zur Ausbilderin“, erzählt sie. „1994 bin ich dann Küchenchefin des Restaurants geworden und geblieben.“ Damit sei sie, so weit sie weiß, die einzige Frau in Pirna, die eine Restaurantküche leitet.

In den Jahren hat sich viel getan, und sie hat eigene Ideen in den Betrieb eingebracht. Wie etwa den Kräuter- und Gemüsegarten. „Ich möchte gern wissen, wo die Produkte herkommen, mit denen ich arbeite. Daher war eigener Anbau sehr wichtig für mich“, erklärt sie. Auch ihr Chef, Hotelleiter Klaus Michaelis, kümmert sich mit um den Garten. Am Anfang waren ihre Mitarbeiter eher skeptisch, erzählt Heike Schwanz, aber mittlerweile sind alle begeistert und nutzen den Garten oberhalb des Hotels.

An ihrem Beruf liebt sie, dass sie sich kreativ ausleben, Neues kreieren kann. Heike Schwanz freut sich jedes Mal, wenn aus Produkten etwas Tolles, Schmackhaftes entsteht. Und dafür bedarf es nicht nur ein paar Messer und Töpfe. „Meine Hände, Sinne und Geschmacksnerven sind mein Handwerkszeug.“ Wenn sie das sagt, sprüht sie vor Leidenschaft und man weiß: Köchin ist für sie nicht nur ein Beruf, sondern Berufung.

Heike Schwanz findet es daher schade, dass viele junge Menschen den Beruf des Kochs nicht mehr ausüben wollen. Als einen Grund sieht sie die schwierigen Arbeitszeiten. Denn in vielen Restaurants hat man Teildienste. Dann erlebt man zum Mittags- und Abendgeschäft den Stress geballt. „In der Zeit muss man alles abrufen und geben, was man kann. Da ist man nach einer Woche vollkommen platt“, weiß sie noch von früher.

Und auch die ungeduldige Einstellung vieler Gäste macht Köchen oft das Leben schwer. Denn dass man auf ein frisch zubereitetes Essen etwas warten muss, scheint vielen nicht klar zu sein. Heike Schwanz versteht das nicht. Sie möchte, dass ihre Gäste abschalten, mal entschleunigen und in Ruhe ein leckeres Gericht genießen. „Das wünsche ich mir wirklich. Dass die Menschen sich Zeit nehmen für ein Essen im Restaurant“, sagt die Küchenchefin. Und man warte auch selten allein. Da vergeht die Zeit doch eigentlich wie im Flug.