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Im Dienst der Unparteiischen

Seit zehn Jahren ist Jürg Ehrt Schiedsrichterbetreuer bei Dynamo Dresden. Den Kontakt zu den Stars der Branche hat er aber schon viel länger.

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© ronaldbonss.com

Von Cornelius de Haas

Dresden. Er hat sein Leben dem Fußball verschrieben. Zunächst begann Jürg Ehrt als Schiedsrichter – nebenberuflich. Seit dem 23. Februar 2008 ist er ehrenamtlich bei Dynamo Dresden er für die Betreuung der Referees verantwortlich, was seine eigenen Einsätze auf dem Rasen allerdings minimierte. Vor vier Jahren konnte der 48-Jährige sein Hobby dann sogar zum Beruf machen. Beim Sächsischen Fußballverband (SFV) arbeitet Ehrt, der vorher bei einem Finanzdienstleister angestellt war, in der Passstelle und kümmert sich von Leipzig aus um die Schiedsrichter des SFV.

Sowohl bei Dynamo als auch beim Verband folgte Ehrt auf Harald Schenk, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. „Bei Dynamo standen 2008 einige strukturelle Änderungen an, da hat mich Herr Schenk gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Aufgabe zu übernehmen“, erinnert sich Ehrt. Für seinen Vorgänger und gleichzeitigen Stellvertreter war die Bitte nur folgerichtig: „Du kannst niemanden auf den Posten setzen, der von der Schiedsrichterei keine Ahnung hat“, findet Schenk auch heute noch. „Und da gab es nur ihn.“

Inzwischen hat sich Ehrt bei 200 Spielen der Schwarz-Gelben um die Referees gekümmert. Beim vergangenen Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg wurde er vom Verein für seinen Einsatz geehrt. So lobend Ehrt sich auch über die Zusammenarbeit mit Sportgeschäftsführer Ralf Minge, dessen Assistenten Martin Börner und Pressesprecher Henry Buschmann äußert, berührt hat ihn diese Geste dennoch. „Es zeugt von einer hohen sozialen Kompetenz, dass man Leuten, die ehrenamtlich im Hintergrund agieren, etwas zurückgibt“, sagt er.

Ehrt investiert viel Zeit in seine Aufgabe bei der SGD. In Dippoldiswalde zu Hause, arbeitet er von Montag bis Freitag in Leipzig und bei den Dresdner Heimspielen an zwei bis drei Tagen auch für den Zweitligisten. „Sobald die Schiedsrichteransetzung durch den DFB offiziell bekannt gegeben wird, kontaktiere ich den Hauptschiedsrichter der Begegnung und bespreche mit ihm den Ablauf. Am Tag vor dem Spiel kommt das Gespann in Dresden an, dann hole ich die Schiedsrichter am Flughafen oder Bahnhof ab und bringe sie zum Hotel.“

Am Spieltag selbst ist Ehrt dann für den Transport zum Stadion und nach dem Spiel für den zurück ins Hotel oder direkt zur Abreise verantwortlich. Zudem begleitet er alle Formalitäten, die die Schiedsrichter erfüllen müssen – von der Platzbegehung bis zum Spielberichtsbogen.

Besonders in Erinnerung sind ihm vor allem Betreuungen geblieben, die nicht in seiner Statistik auftauchen, weil die Spiele abgesagt werden mussten. Am 13. Dezember 2008 sollte Michael Kempter das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue pfeifen. Das Spiel wurde abgesagt, als das Gespann schon in der Luft war. „Ich habe die Herrschaften dann abgeholt und wir sind gemeinsam auf den Striezelmarkt gegangen“, sagt Ehrt schmunzelnd und erinnert sich auch noch an das ausgefallene Spiel gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund am 6. März 2010.

„Da war über Nacht fast ein halber Meter Schnee gefallen. An eine Austragung des Spiels war nicht zu denken.“ Und nur elf Monate später machte eine defekte Rasenheizung eine Austragung des Spiels gegen Heidenheim unmöglich. Das sollte am 29. Januar stattfinden. „Bei der Besichtigung am Abend zuvor war alles in Ordnung, doch am nächsten Morgen war der Platz hart wie Beton.“ Doch für die Referees seien solche Vorkommnisse an der Elbe nur halb so schlimm. „Dresden ist doch immer eine Reise wert“, weiß Ehrt aus seinen Begegnungen mit den Elite-Kollegen zu berichten.

Dank der Aufgabe bei Dynamo konnte Ehrt sein schon vorher großes Netzwerk in der Schiedsrichterszene weiter ausbauen. Davon profitieren auch die sächsischen Amateur-Vertreter. Denn seit seiner Zeit im Weißeritzkreis lädt Ehrt jedes Jahr prominente Referees zu Vorträgen ein. Darunter waren mit Felix Brych, Herbert Fandel, Bibiana Steinhaus Massimo Busacca und Viktor Kassai Champions-League-Endspiel-erfahrene Vertreter dabei, DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich kam schon zweimal vorbei.

„Wir bieten damit einen Höhepunkt, bei dem regelmäßig bis zu 450 Kollegen dabei sind.“ Ehrt dankt dabei vor allem dem Dresdner Stadtverband, der „bei der Organisation sehr professionell aufgestellt ist“ und freut sich, dass er noch nie Honorare für die Referenten zahlen musste. „Auch die Stars der Branche wissen eben, wo sie herkommen.“

Ehrt selbst leitet kaum noch Spiele. Unparteiisch muss er gegenüber seinen Gästen trotzdem bleiben. „Mir steht es nicht zu, einen Bundesliga-Schiedsrichter zu kritisieren“, sagt er. „Wenn mir etwas missfällt, darf man mir das nicht anmerken oder ansehen. Das ist manchmal die schwierigste Aufgabe.“ Dennoch freut er sich natürlich, „wenn die drei Punkte in Dresden bleiben“.

Wie lange er seiner Aufgabe bei den Schwarz-Gelben noch nachgehen möchte? Da klingt Ehrt wie ein Fußball-Profi: „Ich schaue von Saison zu Saison. Aber noch macht es unheimlich Spaß.“ Bei Dynamo wird man es gerne hören.