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Im Dauerlauf durch den Ruhestand

Manfred Graetz feiert am Mittwoch die siebte Null. Als Rentner ist er ebenso aktiv wie als Vizelandrat. Nur ein bisschen anders.

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© Collage/Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Mittelsachsen. Er will kein Aufsehen und nicht im Mittelpunkt stehen. Aber genau das wird Manfred Graetz heute zu seinem 70. Geburtstag. Seit zwei Jahren lebt der ehemalige Vizelandrat Mittelsachsens im (Un-)Ruhestand. Inzwischen hat er das Tempo gedrosselt. „Man lässt sich mehr Zeit und steht nicht mehr unter Druck“, meint er. „Wie sagt der Sachse? Man muddelt so dahin“, ergänzt er schmunzelnd. Sicher könnte manches schneller gehen, aber er lasse sich nicht hetzen.

Trotzdem ist er auch ganz schön schnell unterwegs. Vor mehreren Jahren hat er den inneren Schweinehund überwunden, wie er selbst sagt. Er begann zu laufen – zweimal pro Woche und am Wochenende. Jetzt ist er täglich im Dauerlauf unterwegs. Etwa drei Kilometer in der näheren Umgebung von Gorschmitz, wo er Zuhause ist. Kaum etwas hält ihn von der morgendlichen Runde ab. Nieselregen nicht. Auch die Kälte macht ihm nichts aus. Im Gegenteil. Sie sei erfrischend. Früher hat ihn sein Dobermann begleitet. Dann hatte der ein gesundheitliches Problem, das aber wieder behoben ist. Deshalb sagt Manfred Graetz bestimmt: „Ab nächste Woche muss er wieder ran.“ Seine Söhne belächeln ihren rüstigen Vater wegen dieser kontinuierlichen sportlichen Aktivität. Denn früher hatte er es nicht so mit dem Sport. „In der Schulzeit hatte ich wegen Fußproblemen sogar eine Sportbefreiung“, erzählt er. Aber er lässt sich nicht beirren. Der Dauerlauf tut ihm gut. Mit einem lächelnden Blick auf seinen Bauch meint er: „Man schleppt nicht mehr so viel mit sich rum.“ Auch der Kreislauf sei besser in Schwung.

Zwei Jahre nachdem er die Tür des Landratsamtes zum letzten Mal hinter sich zugezogen hat, hat sich Manfred Graetz an den neuen Freiraum ohne Termine gewöhnt. „Man ist Herr seiner Zeit und kann auch manchmal gar nichts machen“, meint er. Aber so ganz stimmt das nicht. Das Nichtstun liegt ihm nicht. Deshalb engagiert er sich ehrenamtlich. Und das nicht nur in einem Bereich. Graetz gehört zum Vorstand des Flurneuordnungsverfahrens im Bereich Leisnig, Röda, Gorschmitz. „Das läuft zwar über Jahre, aber man kann dort viel bewegen und es bringt der Region große Vorteile. Ich mache das gerne“, sagt er.

Ab und an steht auch ein Termin beim Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland in seinem Kalender. Denn dessen Vorsitz hat Manfred Graetz schon seit Jahren inne. Die Kooperation mit dem Tourismusverband Leipziger Land und der Leipzig Tourismus Marketing GmbH, die die Werbung übernimmt, sei anfangs eine „schwierige Geschichte“ gewesen. „Aber wir sind erfolgreich und werden von Leipzig gut vermarktet“, sagt er.

Auch beim Förderverein Region Döbeln und Umgebung hat Graetz den Vorsitz. Früher kümmerte sich der Verein um Beschäftigungsstrategien, für die auch europaweit Kontakte geknüpft wurden. Heute unterstützt er innovative Vorhaben im ländlichen Raum. So ganz nebenbei erwähnt Manfred Graetz, dass er außerdem im Leisniger Kirchenvorstand, im Beirat der Justizvollzugsanstalt Waldheim und im Beirat des Kurt-Schwabe-Instituts Meinsberg mitarbeitet. Von Letzterem spricht er besonders begeistert. Denn Kurt Schwabe kannte er noch persönlich. „Bei ihm habe ich in Dresden elektrische und physikalische Chemie studiert“, sagt er und freut sich über die Entwicklung des kleinen Instituts, das international einen guten Ruf hat und anerkannt ist.

Hat Manfred Graetz bei so vielen Verpflichtungen noch private Pläne oder Wünsche? „Gesund und fit bleiben, ist das Wichtigste“, antwortet er. Mit seiner Frau verreisen und dabei Land und Leute kennenlernen. „Ich mag es nicht, nur am Strand zu liegen.“ Vielleicht mal ein Buch lesen, zu dem ihn seine Frau ab und zu animieren will. Und natürlich viel Bewegung in der Natur. Der große Garten bietet dazu ausreichend Gelegenheit. Aber heute wird erst einmal gefeiert. Der Döbelner Anzeiger gratuliert zur siebten Null.