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Im Auge des Sandsturms

In der Nieskyer Goethestraße klagen Anwohner seit Jahren über Dreck. Verschärft ein geplanter Solarpark ihre Sorgen?

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf und Jens Trenkler

Wenn es lange trocken ist und ein leichter Wind weht, dann droht Andreas Ducke in der Nieskyer Goethestraße schlechte Laune zu kriegen. Am Freitag ist es wieder so weit gewesen. „Bei einem Wetter wie heute ist die Straße immer auf Wanderschaft“, sagt der Anwohner. Er spielt auf die unbefestigte Goethestraße an, dessen Staub er regelmäßig von seinem Fensterbrett wischen kann. Der Frust auf die Stadt ist groß, weil ein lange angekündigter Ausbau immer wieder verschoben worden ist. Nachdem Andreas Ducke erfahren hat, dass ihm nun vermutlich auch aus einer anderen Himmelsrichtung Dreck droht, spricht er am Montagabend im Nieskyer Stadtrat vor. Denn dort ist zur Überraschung vieler der Bau eines Solarparks in der Kiesgrube in See neu verhandelt worden. Andreas Duckes Haus liegt genau zwischen beiden Baustellen. Ihm wäre eine konsequente Aufforstung der Kiesgrube lieber. Kann er bald weder die Vorderfenster noch die Hinterfenster öffnen, ohne Schmutz in seinem Haus zu haben?

Dort, wo lange Sand und Kies abgebaut worden sind, könnten bald Solarmodule stehen und Strom liefern. Die erste Hürde für den Park in der „Weißen Grube“ in See hat Investor Philipp Heim genommen.
Dort, wo lange Sand und Kies abgebaut worden sind, könnten bald Solarmodule stehen und Strom liefern. Die erste Hürde für den Park in der „Weißen Grube“ in See hat Investor Philipp Heim genommen. © Heim Gruppe

Unternehmer Philipp Heim versucht dem Nieskyer die Sorgen vor dem Solarpark zu nehmen. Denn geht es nach ihm, soll auf dem Gelände seiner Kiesgrube sehr wohl aufgeforstet werden. Auch die geplanten Solarmodule würden nicht im Sandboden stehen. Der Investor will eigens Rasen pflanzen und die Module so weit auseinanderstellen, dass dazwischen Schafe weiden können. Vorausgesetzt das Vorhaben erhält grünes Licht. Der Stadtrat hat nun erst einmal mehrheitlich zugestimmt, dass der Unternehmer sein Vorhaben auf eigene Kosten weiter vorantreiben darf.

Das hat nicht jeder begrüßt. Denn das Projekt ist nicht neu und bereits einmal vom Stadtrat abgelehnt worden. Damals wollte Philipp Heim den Park mit seinem Partnerunternehmen Pfalzsolar umsetzen. Daran erinnert Stadtrat Bernd Funke. „Wir haben eigentlich keinen Bedarf. Unsere Region ist reich geworden mit Kohle“, sagt er. Nachwachsende Rohstoffe wären für die Stadt mit ihrem Holzhackschnitzelkraftwerk wichtiger. „Ich kann nur dafür plädieren, den Solarpark nicht zu bauen, sondern Wald anzupflanzen“, sagt der Mann von der Bürgerbewegung Niesky.

Doch er ist in der Minderheit. Der Stadtrat entscheidet zugunsten von Philipp Heim, wenn auch nur denkbar knapp mit einer Stimme Vorsprung. Er darf nun weiter hoffen, dass der erhoffte Solarpark mit einer Leistung von drei Megawatt Wirklichkeit wird. Das ist genau die Summe, die vor Ort ins Netz eingespeist werden könnte, ohne neue Leitungen zu bauen. Das bestätigt auch Stadtwerke-Chef Holger Ludwig. Die Summe der vielen Einspeisungen sei aber letztlich dafür verantwortlich, dass das Netz an anderer Stelle ausgebaut werden muss.

Für Philipp Heim, der in der Region 50 Mitarbeiter beschäftigt, ist der geplante Solarpark wichtig, um den Standort zu sichern, erklärt er. Sein Ziel ist es, zunächst die Böschungen in Richtung Bundesstraße 115 und Goethestraße aufzuforsten. Die Staubbelastung dürfte seiner Meinung nach auch durch den geplanten Rasen unter den Modulen sinken. „Wenn das so kommt, können wir zustimmen“, sagt auch Andreas Ducke aus der Goethestraße. Das größere Problem sei ohnehin die Straße vor seinem Haus. Dort soll es noch im Herbst ein Gespräch mit Nieskys Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann geben.

Die Anwohner klagen auch über die immer wiederkehrenden Löcher auf der unbefestigten Straße, die ihren Autos zusetzen. Besonders bitter ist, dass Sven Uwe Krone von der Goethestraße ausgebremst wird. Er arbeitet als Notarzt. Da sein Fahrer auf der Schlaglochpiste aber zu viel Zeit verlieren würde, kommt er ihm mittlerweile schon immer entgegengelaufen.