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Ilse, Ilse, jeder willse

Monika Götze ist Ilse Bähnerts größter Fan und hat ihr eine Torte gewidmet. Dafür gibt es einen Preis.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Das ist Liebe! Monika Götze kann backen, so viel sie will, und darf dabei die Küche leidenschaftlich verwüsten. Ihr Mann räumt hinterher auf. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz zwischen den beiden. Ein echter Liebesbeweis.

Eier, Nüsse, Zucker und natürlich Eierlikör braucht Monika Götze für ihre Torte.
Eier, Nüsse, Zucker und natürlich Eierlikör braucht Monika Götze für ihre Torte. © Christian Juppe

Und Monika Götze bäckt viel. So viel, dass sie dringend Genusshelfer braucht. Die findet sie im Familien- und Freundeskreis und in der Nachbarschaft. Auch auf ihre Kollegen des Dentallabors, in dem die 54-Jährige arbeitet, kann sie sich verlassen. Mehrmals sorgten sogar wildfremde Menschen dafür, dass eine ihrer Torten rasend schnell vom Erdboden verschwand. Das war nicht irgendeine Torte, sondern die sahnegewordene Hommage an Tom Pauls. Für den Kabarettisten schwärmt Monika, vor allem für seine Rolle als Ilse Bähnert.

Weil die gute alte Bähnerten in ihrer Kittelschürze immer ein Fläschchen Eierlikör griffbereit hat, gibt es nun in Monika Götzes unerschöpflicher Rezeptesammlung auch eine Backanleitung für die Ilse-Bähnert-Torte. Zumindest unter dieser Bezeichnung. „Eierlikörtorten habe ich früher auch schon gebacken. Das ist keine neue Erfindung“, gibt die Hobby-Konditorin zu. Aber: Früher hätte Monika Götze dieses Faible nicht entwickelt. Sie stammt nämlich aus Schleswig-Holstein, wo Tom Pauls sicher kein Unbekannter ist. Doch wer hätte Ilse mit ihrem sächsischen Mundwerk je verstanden? Im Norden wären Untertitel wohl unerlässlich gewesen. Außerdem lässt außerhalb Sachsens Landesgrenzen die Sympathie für den hiesigen Dialekt arg zu wünschen übrig.

„Ich finde die Sprache aber herrlich und amüsiere mich herzlich, sobald Ilse Bähnert den Mund aufmacht!“ So war es auch, als sie ihren heutigen Lebenspartner zum ersten Mal sah und sprechen hörte – in breitem Sächsisch. Allerdings sei sie da eher erstaunt als belustigt gewesen, erzählt sie. Darüber, dass diese wenigen ersten Worte wie eine Rose im Knopfloch wirkten. Es war die erste Begegnung der beiden, nachdem sie sich lange nur E-Mails geschrieben hatten. „Wir haben Kommentare zu einem Landschaftsbild im Internet ausgetauscht und darüber gestritten, wo das Foto aufgenommen worden ist.“ Während sie fest davon überzeugt war, es sei ein Wanderweg in Norwegen zu sehen, auf dem sie selbst schon unterwegs gewesen ist, verortete er ihn felsenfest in Österreich. Über diesen Disput blieben die Schleswig-Holsteinerin und der Sachse in Kontakt, bis ein weiteres Hobby von Monika Götze ins Spiel kam: Bowling. „Meine Freizeit begleiten die drei B’s: Backen, Basteln und Bowling“, sagt die Bundesligaspielerin. Seit 40 Jahren schon schiebt sie den Ball sehr erfolgreich über die Bahn. Als ihre Mannschaft in Leipzig zu einem Wettkampf antrat, stand da ein unbekannter Mann am Hallenrand und lächelte Monika immerzu an. „Nach einer Weile bin ich einfach zu ihm gegangen und habe ihn gefragt, ob wir uns irgendwoher kennen. Da machte er den Mund auf, und ich wusste: Das ist er!“

Er ist es. Nach rund einem Jahr zog Monika Götze zu ihm nach Dresden. Das ist nun sechs Jahre her. „Ich habe mich sofort hier wohlgefühlt und bin überall so herzlich aufgenommen worden, dass ich manchmal dachte: Das glaubt dir in der alten Heimat kein Mensch!“

Die Geschichte der Ilse-Bähnert-Torte bestimmt auch nicht. Die wird nun geschrieben, weil Monika Götze eines Abends daheim in Pieschen auf ihrem roten Sofa saß und einen Aufruf in der Sächsischen Zeitung las. Dort baten der Autor Peter Ufer und der Koch Kai Kochan die SZ-Leser um traditionelle sächsische Rezepte, aus denen ein Buch entstehen sollte. „Als ich las, dass Tom Pauls in der Jury sitzt, war mir klar: Ich bin dabei.“ Weil ihre große Leidenschaft jedoch nicht das Kochen, sondern das Backen ist, sandte sie ihre Eierlikörtorte Marke „Ilse Bähnert“ ein. „Zu all dem vielen herzhaften Essen muss es ja auch etwas Süßes als Nachtisch geben“, sagt sie.

Insgesamt 400 Rezepte gingen ein, davon sind 48 gedruckt, bebildert und im Kochbüchlein „Sachsen tafeln auf“ zum Nachmachen festgehalten worden. Kochevents begleiteten die Aktion. Auf einem davon erwartete Monika Götze auch ihr Idol. „Tom Pauls war zwar nicht da, aber Kai Kochan schlug mir vor, ihm auf dem Elbhangfest eine Ilse-Bähnert-Torte zu überreichen.“ Der Beschenkte teilte den Sahneschmaus mit Festbesuchern. Jetzt erinnert eine Fotogalerie daran – dort, wo die Torte entstand: in Monikas Küche.

Buchpräsentation mit Autogrammstunde, Donnerstag ab 11 Uhr, im Untergeschoss der Neustädter Markthalle