Merken

Idyll mit Mohn und Margeriten

Die Schlottwitzer Wohnungsgenossenschaft gestaltet Außenanlagen neu. Nicht jeder ist davon begeistert.

Teilen
Folgen
NEU!
© Frank Baldauf

Von Jane Jannke

Schlottwitz. Eine Menge Geld lässt sich die Wohnungsgenossenschaft Müglitztal-Schlottwitz die Umgestaltung der Außenanlagen rings um die zwölf Wohnblöcke in der Straße der Einheit, der Mittel- und der Neuen Mittelstraße kosten. Genug, dass Vorstand Dieter Grahl die genaue Summe gar nicht nennen möchte. Moderner, pflegeleichter und optisch ansprechender sollen die Höfe und Vorgärten werden, wohnlicher und komfortabler für die Mieter. Just diese sind von den Neuerungen teilweise so gar nicht angetan. „Die Leute hängen am Althergebrachten und müssen mit dem Neuen erst mal warm werden“, zeigt sich Dieter Grahl nachsichtig. Die Mehrheit freue sich aber über die Aufwertung. Die letzte Generalüberholung der Außenanlagen in dem Wohngebiet an der Müglitztalstraße ist schon eine Weile her. In die Jahre gekommene Wäsche- und Spielplätze und schlichte Rasenflächen prägten hier bislang das Bild. Nicht trist, aber einfach – nicht mehr zeitgemäß, wie Dieter Grahl sagt. Ein Großteil der Mieter ist bereits jenseits der 65 und mit dem Mitte der 60er-Jahre errichteten Uhrmacherviertel alt geworden. Da können Veränderungen schon mal überfordern. Am oberen Ende der Siedlung, an der Straße der Einheit, sind sie bereits sichtbar.

Das Viertel zwischen Neuer Mittelstraße und Straße der Einheit verändert sich. Der zentrale Platz inmitten der Blöcke soll zum Aufenthaltsbereich werden.
Das Viertel zwischen Neuer Mittelstraße und Straße der Einheit verändert sich. Der zentrale Platz inmitten der Blöcke soll zum Aufenthaltsbereich werden. © Repro: Frank Baldauf

„Herrlich sitzt man jetzt hier draußen“, bringt Mieter Werner Engelmann es auf den Punkt. Noch öfter sitze er jetzt mit seiner Frau draußen, so der 78-Jährige. Der Garten hinter den Aufgängen 3 und 5 – fast nicht mehr wiederzuerkennen. Terrassenförmig sind lauschige Ruheplätze in das natürliche Gefälle des Geländes integriert. Auf den Bänken, die auf mit Naturstein gepflasterten Flächen stehen, sitzt man fast wie im eigenen Garten. Die schlichten Wiesen sind aufwendig bepflanzten Beeten gewichen – ein Idyll inmitten der Arbeitersiedlung. Positiver Nebeneffekt für die Mieter: Sie müssen nun weitaus weniger Aufwand für die Rasenpflege betreiben, die in ihren Aufgabenbereich fällt. Insgesamt sechs dieser kleinen grünen Wohlfühloasen will die Genossenschaft für die zwölf Blöcke errichten. Zu jeder gehört auch ein Grillplatz und ein Sonnenschirm. „Die Idee dahinter ist, Jung und Alt zusammenzubringen und für alle ein attraktiveres Wohnumfeld zu schaffen“, so Dieter Grahl. Dazu stehen umfangreiche Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten an. „Das geht aber nur schrittweise“, betont Grahl. Denn die Instandhaltung der rund 300 Wohnungen der Genossenschaft darf durch die Investitionen im Außenbereich nicht auf der Strecke bleiben.

Ein Drittel der Arbeiten ist bereits geschafft. 2014 ging es los im Bereich der Straße der Einheit. Hier wurden die Gärten im Hofbereich umgestaltet, straßenseitig entstanden wildromantische Wildblumenbeete. Doch just an diesen optischen Blickfängen entzündete sich unter anderem der Mieterfrust: Zu hoch schössen Mohn und Margeriten, sodass man an der Ausfahrt zur Müglitztalstraße den Verkehr nicht mehr sehen könne. „Das Problem wird sich im nächsten Jahr von alleine lösen“, beschwichtigt Dieter Grahl. Denn dann machten die Wiesenblumen anderen Pflanzen Platz, die derzeit noch in der Entwicklung seien. Ein weiterer Kritikpunkt sind die neuen Wäscheplätze. Unverwüstliche Metallgestänge ersetzen nach und nach die bisherigen Anlagen aus Holz. Deren Wartung war zuletzt aufgrund des Verwitterungsgrades immer aufwendiger geworden. Bei der Wäsche aber hört für so manch gute Hausfrau der Spaß auf.

Im dieser Tage beginnenden dritten Bauabschnitt sollen bis Ende September elf neue Parkplätze im Bereich des Mittelplatzes entstehen. Der hier befindliche Spielplatz soll erweitert werden. Der Platz selbst wird dann ab 2017 komplett umgestaltet in einen zentralen Aufenthaltsbereich mit Ruhebereichen. Dazu wird eine Rasenböschung abgetragen und durch Steinkorbmauern, sogenannte Gabionen, ersetzt. „Das spart uns künftig erheblich Geld bei der Rasenpflege“, so Dieter Grahl. In einem vierten Abschnitt sollen ab 2018 der vorhandene Bolzplatz am unteren Ende der Siedlung saniert und der Spielplatz dahinter ausgebaut werden – zum Mehrgenerationenplatz auch mit Erwachsenenspielgeräten. Zudem werden hier fünf weitere Parkplätze geschaffen. Sorgen um ihre Mieten müssen sich die Bestandsmieter übrigens nicht machen. Sie zahlen nach wie vor im Schnitt 4,50 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete. Umgelegt werden die Investitionen ausschließlich bei neuen Vertragsabschlüssen.