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Idee vom Robur-Denkmal spaltet die Zittauer

Die Diskussion um das Vorhaben ist entfacht. Die SZ hat sich umgehört, was Bürger von dem Vorschlag halten.

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© privat

Von Mario Heinke

Die Zittauer diskutieren über den Vorschlag von Unternehmer Lars Höger, den Löbauer Platz mit einem Robur-Denkmal zu verzieren. Höger ist mit seinem Unternehmen „Mega Holz“ am Platz ansässig und möchte, dass der sanierungsbedürftige Ort bald umgestaltet wird. Die Idee, ein Denkmal zu errichten, das an die lange Tradition des Fahrzeugbaus in Zittau von Hiller über Phänomen bis Robur erinnert, kam Höger, nachdem im Jahre 2012 anlässlich der Senioren-Europameisterschaft der Leichtathleten der Plan scheiterte, auf der Verkehrsinsel ein rotes Kunstobjekt aufzustellen.

Meinungen zum Denkmal

Johannes Düntsch, letzter Betriebsdirektor der Robur Werke   "Die Erinnerung an den Fahrzeugbau in Zittau halte ich für eine gute Idee. Im Verkehrsmuseum in Dresden werden einige Fahrzeuge gezeigt, die in Zittau produziert wurden. Die Präsentation gefällt mir sehr gut. Es wäre schön, wenn es auch in der Stadt eine Fahrzeugausstellung geben würde, ähnlich dem August Horch Museum in Zwickau. Man sollte jetzt retten, was noch da ist. Zittau war über Generationen mit dem Automobilbau verbunden. Es fällt mir immer noch schwer, das Ende der Fahrzeugproduktion zu akzeptieren."
Johannes Düntsch, letzter Betriebsdirektor der Robur Werke "Die Erinnerung an den Fahrzeugbau in Zittau halte ich für eine gute Idee. Im Verkehrsmuseum in Dresden werden einige Fahrzeuge gezeigt, die in Zittau produziert wurden. Die Präsentation gefällt mir sehr gut. Es wäre schön, wenn es auch in der Stadt eine Fahrzeugausstellung geben würde, ähnlich dem August Horch Museum in Zwickau. Man sollte jetzt retten, was noch da ist. Zittau war über Generationen mit dem Automobilbau verbunden. Es fällt mir immer noch schwer, das Ende der Fahrzeugproduktion zu akzeptieren."
Roland Starker, Geschäftsführer der Phänomen M & V GmbH Zittau   "Ich habe 22 Jahre lang bei Robur gearbeitet, und auch bei der Phänomen Maschinen- und Vorrichtungsbau GmbH arbeiten noch ehemalige Roburianer. Wir haben vor über zwanzig Jahren auf den traditionsreichen Namen Phänomen zurückgegriffen, weil er über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt war. Deshalb begrüße ich den Vorschlag, an die Geschichte des Fahrzeugbaus zu erinnern. Die Hauptfrage, die sich stellt, wird sein: Wie soll das Denkmal aussehen? Da bedarf es eines Kunstgriffes, eine ansprechende Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind."
Roland Starker, Geschäftsführer der Phänomen M & V GmbH Zittau "Ich habe 22 Jahre lang bei Robur gearbeitet, und auch bei der Phänomen Maschinen- und Vorrichtungsbau GmbH arbeiten noch ehemalige Roburianer. Wir haben vor über zwanzig Jahren auf den traditionsreichen Namen Phänomen zurückgegriffen, weil er über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt war. Deshalb begrüße ich den Vorschlag, an die Geschichte des Fahrzeugbaus zu erinnern. Die Hauptfrage, die sich stellt, wird sein: Wie soll das Denkmal aussehen? Da bedarf es eines Kunstgriffes, eine ansprechende Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind."
Peter Knüvener, Direktor der Städtischen Museen Zittau   "Die Idee eines Denkmals für die Robur-Werke im Zittauer Stadtgebiet halte ich an sich nicht für schlecht. Für mich stellt sich aber gleichzeitig die Frage, ob es nicht ebenfalls ein Denkmal für die von Gustav Hiller gegründeten Phänomen-Werke sein sollte. Die Bedeutung der Fabrik für die Zittauer Industriegeschichte ist unstrittig und es ist wichtig, daran zu erinnern. Was die konkrete Ausführung und die formale Umsetzung angeht, wären sicherlich eine breit angelegte Diskussion und ein Wettbewerb sinnvoll. Das kann schon sehr reizvoll sein."
Peter Knüvener, Direktor der Städtischen Museen Zittau "Die Idee eines Denkmals für die Robur-Werke im Zittauer Stadtgebiet halte ich an sich nicht für schlecht. Für mich stellt sich aber gleichzeitig die Frage, ob es nicht ebenfalls ein Denkmal für die von Gustav Hiller gegründeten Phänomen-Werke sein sollte. Die Bedeutung der Fabrik für die Zittauer Industriegeschichte ist unstrittig und es ist wichtig, daran zu erinnern. Was die konkrete Ausführung und die formale Umsetzung angeht, wären sicherlich eine breit angelegte Diskussion und ein Wettbewerb sinnvoll. Das kann schon sehr reizvoll sein."
Jürgen Kloß, Ex-Oberbürgermeister und ehemaliger Roburianer   "Ich habe bei Robur gelernt und war nach dem Studium bis zur Wende Abteilungsleiter in den Robur-Werken. Ich halte trotzdem nichts von dem Vorschlag . Ich glaube nicht, dass ein Robur-Denkmal die Leute ansprechen würde. Die Zeit ist vorbei, das ist Vergangenheit. Dann müssten wir auch an die Textilbetriebe erinnern. Ich bin für die Umgestaltung des Löbauer Platzes, aber alles muss finanzierbar bleiben. Woher soll das Geld für ein Denkmal oder eine Fahrzeugausstellung kommen? Eine Ausstellung, die verfällt, ist schlimmer als gar keine."
Jürgen Kloß, Ex-Oberbürgermeister und ehemaliger Roburianer "Ich habe bei Robur gelernt und war nach dem Studium bis zur Wende Abteilungsleiter in den Robur-Werken. Ich halte trotzdem nichts von dem Vorschlag . Ich glaube nicht, dass ein Robur-Denkmal die Leute ansprechen würde. Die Zeit ist vorbei, das ist Vergangenheit. Dann müssten wir auch an die Textilbetriebe erinnern. Ich bin für die Umgestaltung des Löbauer Platzes, aber alles muss finanzierbar bleiben. Woher soll das Geld für ein Denkmal oder eine Fahrzeugausstellung kommen? Eine Ausstellung, die verfällt, ist schlimmer als gar keine."

„Als Bewohner im näheren Umfeld des Löbauer Platzes und ehemaliger Roburianer freut mich die fast ausschließliche positive Resonanz auf den Vorschlag zur Umgestaltung des Platzes mit einem Denkmal“, schreibt Hans-Werner Kalwak per E-Mail an die SZ-Redaktion. Kalwak bezieht sich dabei auf die Reaktionen von Internetnutzern im sozialen Netzwerk Facebook. Dort löste der Vorschlag eine lange Diskussion aus und die große Mehrheit derer, die sich dazu äußerten, begrüßen Högers Vorschlag grundsätzlich. Die rege Diskussion zeigt, dass der Name „Robur“ in der Stadt noch immer die Gemüter bewegt, ein Teil der Stadtgeschichte und der Biografie nicht weniger Zittauer ist. Der Name wirkt somit identifikationsstiftend.

Auch die Frage, wie ein solches Denkmal aussehen könnte, beschäftigt die Zittauer bereits. Ein aufgehübschter Robur, der auf einem Sockel steht, wäre wohl nicht der Weisheit letzter Schluss und vermutlich sehr pflegebedürftig. Die Gefahr, dass der „Ello“, so die liebevolle Abkürzung für das Auto im Volksmund, irgendwann einmal wegrostet, ist nicht von der Hand zu weisen. Ob ein in Stein gemeißeltes Auto die bessere Alternative ist, bleibt fraglich. Einig sind sich die Facebook-Freunde nur darüber, dass man „den Platz nicht mit abstrakter Kunst verschandeln solle.“

Über die entscheidende Frage, wie ein solches Denkmal finanziert werden könnte, ist noch gar nicht diskutiert worden. Nur Ex-Oberbürgermeister Jürgen Kloß legt bislang den Finger in die Wunde, in dem er fragt, wo das Geld herkommen soll.

Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) ist der Meinung, dass es ohnehin an der Zeit wäre, dem Erbe des Fahrzeugbaus in Zittau zu gedenken. Die im Jahre 2013 gezeigte Ausstellung „Phänomenal“ sei da schon ein erster Schritt gewesen. Die Schau würdigte die Pioniere des Automobilbaus an der Neiße, die Geschichte des Fahrzeugbaus in Nordböhmen und der Oberlausitz erstmals grenzüberschreitend. Originalfahrzeuge, Renntrophäen, Erinnerungsstücke und einzigartige Bilddokumente von Tüftlern, Erfindern, Unternehmern und Rennfahrern waren damals zu sehen. Zenker zweifelt allerdings daran, dass der Löbauer Platz der geeignete Ort für die Erinnerung an das technische Erbe ist. „Dass der Platz saniert und umgestaltet werden muss, ist unstrittig“, sagt er. Zu welchem Zeitpunkt die Sanierung des Areals um den Löbauer Platz bei der Stadt auf das Tableau gehoben wird, konnte der Oberbürgermeister am Dienstag noch nicht sagen.

Die Diskussion um das industrielle Erbe zeigt, dass nicht nur die Stadt Zittau, sondern die Region insgesamt die touristischen Potenziale der Industriekultur in den vergangenen Jahren noch nicht optimal zu nutzen wusste oder mangels Geld nicht nutzen konnte.

Die kulturelle Identität, die Erinnerung an die Leistungen der Menschen in der inzwischen brachliegenden Industrie zu würdigen und die Erinnerung für nachfolgende Generationen lebendig zu halten, kann das Selbstbewusstsein einer Region stärken und wirtschaftliche Effekte haben, wenn etwa Industriekultur Teil des Tourismus-Marketings wird. Darüber waren sich die Teilnehmer der Tagung über „Industriekultur und Region“ schon im November 2013 einig.