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„Ich will junge Leute für die Branche begeistern“

Thomas Pfenniger hat schon in vielen Berufen gearbeitet. Nun will er sich für Hoteliers und Gastronomen einsetzen.

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© Andreas Weihs

Von Franz Werfel

Sächsische Schweiz. Die Wende kam für Thomas Pfenniger genau zur richtigen Zeit. Der gebürtige Sebnitzer war 18 geworden – und packte sofort die Koffer. „Ich hatte in Sebnitz meine Friseurausbildung beendet. Als die Mauer fiel, wollte ich nur noch weg“, sagt der 46-Jährige. Seinen ersten Ausreiseantrag hatte er schon als Azubi gestellt. „Ich war gegen die NVA, gegen die Wehrübungen während der Ausbildung habe ich rebelliert.“ Über das Auffanglager in Gießen und die Orte Wetzlar und Braubach kommt er schließlich nach Meerbusch bei Neuss.

Seit Anfang Oktober ist Pfenniger Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes in der Sächsischen Schweiz. Dem Dehoga-Verband, dessen Gebiet von Rabenau und Dippoldiswalde bis an die tschechische Grenze geht, gehören derzeit 200 von fast 600 Betrieben an. Mit dem Job beginnt ein neues Kapitel in Thomas Pfennigers Leben.

Denn einst ist er ganz anders ins Berufsleben gestartet. Sein Wunschberuf stand lange fest, „wir hatten das Friseurwesen in der Familie“, sagt er. Sein Opa, Max Pfenniger, hatte auf dem Sebnitzer Knöchel ein Barbiergeschäft. Als gerade Volljähriger, ganz allein im goldenen Westen, arbeitet Pfenniger noch drei Jahre in dem Job. Dann geht es nicht weiter, wegen einer Allergie.

Dass er nicht mehr in seinem Lehrberuf arbeiten kann, ist für Thomas Pfenniger ein Schock. „Ich bin in ein tiefes Loch gefallen“, sagt er. Rettung kommt aus der Modebranche. Als Vertreter der Düsseldorfer Modefirma „Boogie und She“ schlägt er sich noch eine kurze Zeit im Westen durch. Mit 22 kommt er zurück nach Sebnitz.

Er kauft die Schnittmuster der Firma auf. „Das waren fast alles Einzelstücke, weil die Unternehmer bei Modeschauen gucken wollten, wie die Schnitte ankommen.“ Mit den Textilien eröffnet er sein erstes eigenes Geschäft. Das Sebnitzer „Pep In“ ebnet seinen Weg als Unternehmer. Seine Mutter, eine gelernte Textilfacharbeiterin, stellt er ein. Zwei Jahre später verkauft er den Laden. Und fängt selbst ganz neu an.

„In den 90er-Jahren drängten viele Westfirmen auf den ostdeutschen Markt.“ Eine war der bayrische Softeishersteller Lumen. Mit seiner Marke Luna Mil eroberte er die Einkaufspassagen in der einstigen DDR. Das Verkaufskonzept war einfach und genial: Wer als Subunternehmer einen Eisstand betreute, bekam von der Firma Werbematerial, Stand, Eismaschine und Softeis geliefert. Im Gegenzug sollte pro Monat eine bestimmte Menge Eis verkauft werden. Der Gewinn blieb beim ostdeutschen Jungunternehmer. „An meinem ersten Tag, im August 1995, habe ich in Großröhrsdorf 750 Mark Umsatz gemacht“, so Pfenniger. Bald betreibt er sieben Eisstände, etwa in Neustadt, Heidenau, Dippoldiswalde und im Dresdner Elbepark. „Zu Bestzeiten hatte ich sieben Mitarbeiter und zwei Verkaufswagen.“ Mit denen fährt Pfenniger in den warmen Monaten auf Dorffeste und Rummel. Mit seinem Crêpes-Stand liefert er den Filmnächten am Elbufer in Dresden Süßes. „In der Saison habe ich teilweise acht Wochen am Stück durchgearbeitet“, sagt Pfenniger. Das schlaucht. Nach zwölf Jahren ist Schluss. 2007 verkauft er sein Unternehmen. Wehmütig, wie er sagt, aber mit Gewinn. Die vergangenen Jahre hat er als Einzelhändler in der Finanzbranche gearbeitet. Zum 1. Oktober hat ihn der Vorstand des Dehoga-Verbandes in der Sächsischen Schweiz zum Geschäftsführer berufen. Warum will er das jetzt machen?

Neue Mitglieder für Dehoga

„Mich reizt, dass ich viele verschiedene Projekte bearbeiten kann“, sagt Pfenniger. Er will neue Mitglieder von dem Verband überzeugen, vor allem im Osterzgebirge. Den kleinen Firmen will er eine Stimme in Politik und Öffentlichkeit sein. „Die haben ja sonst keine Lobby“, sagt er. Er will die Betriebe vernetzen und die Werbung modernisieren, etwa mit den kulinarischen Wochen. Um einen Monat will der Dehoga-Verband so die Saison verlängern. „Wir müssen in Dresden zeigen, dass man bei uns in der Region richtig gut essen kann.“ Regionale, frische Zutaten, die topp zubereitet werden, sind das Ziel. Dann würden Gäste auch mehr dafür bezahlen. „Qualität setzt sich immer durch“, sagt Pfenniger.

Vor allem aber will er junge Leute für die Branche begeistern. Sie sind die künftigen Fachkräfte. Dass er mit seiner offenen Art Jugendliche erreichen kann, beweist er seit Jahren als Fußballtrainer beim SV Lichtenhain. Dort lernte er einst seinen Freund und Vorgänger im Amt, Gunter Claus, kennen. Claus war seit 2005 Chef des Dehoga-Verbandes. Er hat das Hotelleitsystem in der Region mit aufgebaut und das Marketing weiterentwickelt. Vor seiner Arbeit hat Thomas Pfenniger großen Respekt. „Er war immer ansprechbar und bei Hoteliers und Gastronomen beliebt.“ Nun folgt er seinem Kumpel als Geschäftsführer. Nicht nur die Fußstapfen sind groß. Die Herausforderungen in der Branche sind es auch.