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„Ich will für Niesky Verantwortung übernehmen“

Hausbesuch bei Erik Drescher: Der Buchhalter und Eintracht-Schatzmeister will Oberbürgermeister werden.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Spartanisch nennt Erik Drescher seine Etage im Nieskyer Elternhaus. Schlafzimmer, Büro, Bad, Eisenbahn-Bastel-Zimmer und im Flur viel Platz für einen großen Katzenbaum. Hier liegt schläfrig Perserkater Oskar von der Bärentatze. Der 26-Jährige dagegen steckt voller Elan. Er bereitet an diesem Vormittag einen Vortrag über die Finanzen seines Vereins vor. Seit Jahresbeginn spielt Erik Drescher nicht nur Fußball beim FV Eintracht. Als Schatzmeister trägt er viel Verantwortung für den Verein. Nach Feierabend oder am Wochenende beschäftigt er sich damit, etwa 20 Stunden pro Woche kommen so zusammen. „Das macht mir Spaß. Zahlen lügen nicht“, sagt Erik Drescher. Deshalb wollte er auch unbedingt Bürokaufmann werden. Nach der Mittelschule machte er Abitur am Beruflichen Schulzentrum, lernte in Leipzig, wo er auch seine erste Stelle bekam. Dort beschäftigte er sich zur Hälfte mit der Lohnbuchhaltung, zur anderen kümmerte er sich als Administrator um das Computernetzwerk. Die Aufgaben als Eintracht-Kassenwart kann er auch von Dresden aus erledigen. Hier lebt der Nieskyer seit zwei Jahren mit Freundin Laura Henker und zwei Katzen in Mickten in einer Wohnung mit Balkon und Wintergarten. Nicht weit davon hat er sein Büro als Lohnbuchhalter bei einer Zeitarbeitsfirma. Seine Freundin arbeitet in einer Apotheke im Elbepark.

Zweimal in der Woche fährt Erik Drescher nach Hause nach Niesky. Wenn es geht, nutzt er das Vereinsauto, fährt mit den in Dresden lebenden Fußballern aus der ersten Mannschaft mit. Bei Eintracht trainiert er im Zweite-Herren-Team. Am Wochenende geht's dann zu den Kreisliga-Spielen. Gewohnt wird dann meist bei seinen Eltern. Vater Manfred Drescher und der Geschäftspartner Karheinz Vetter haben in Niesky eine eigene Firma. Auch bei den Eltern der Freundin in Sproitz ist Erik Drescher oft am Wochenende.

Eine eigene Wohnung in Niesky ist nicht notwendig. Noch nicht. Aber Erik Drescher hat große Pläne. Er will Oberbürgermeister werden. Dann wäre der Umzug zurück in die Heimatstadt natürlich auf der Tagesordnung. Die Idee von einer Kandidatur reife schon einige Jahre, sagt er. Jetzt macht er ernst. Als Einzelbewerber, also ohne das Know-how einer Partei oder einer Wählervereinigung, kandidiert er. Alleine steht er dennoch nicht da. Beim Plakatehängen werden ihm beispielsweise Freunde vom Ironsports-Verein helfen. Die erste große Hürde waren genau 60 Unterschriften. Die müssen sogenannte Unterstützer bringen. Das ist nicht ganz ohne, denn sie müssen wahlberechtigte Nieskyer sein, und sich mit dem Ausweis zu den Sprechzeiten direkt im Rathaus in die Liste des Einzelkandidaten eintragen.

Nur etwa zwei Wochen waren Zeit zwischen dem Einreichen der Wahlunterlagen und der Sitzung des Wahlausschusses. 68 Nieskyer haben Erik Drescher ermöglicht, seinem Ziel einen ersten wichtigen Schritt näher zu kommen. Wie waren die Reaktionen? „Die meisten haben mir gratuliert zu dem Teilerfolg“, sagt Erik Drescher. Trotz oder wegen seiner Jugend nehmen ihn viele Nieskyer als OB-Bewerber ernst.

Nicht nur Freunde, Bekannte oder Gleichaltrige nutzen die Facebook-Seite von Erik Drescher, die dem Projekt Oberbürgermeisterwahl gewidmet ist. Mehr als zehn spontane Anfragen von Nieskyern habe er nach der Bekanntgabe der Bewerber für das Amt bekommen. Die meisten hätten gefragt, warum er OB werden möchte und nicht beispielsweise Arzt oder Lehrer, erzählt Erik Drescher. „Ich will OB werden aus der Überzeugung, so das Richtige zu tun und Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. Dazu gehört es für ihn unbedingt, sich auch die Zeit zu nehmen, um mit Nieskyern ins Gespräch zu kommen. Eine bürgernahe Verwaltung nennt er wichtig, mit den Mittelständlern einen guten Kontakt zu haben, mehr für junge Leute zu tun, sich um Sportvereine zu kümmern. Die Fragen im sozialen Netzwerk Facebook hat Erik Drescher alle einzeln beantwortet. Der Satz „Warum soll ich Sie wählen?“ ist ja auch ein guter Grund dafür.