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„Ich mache meinen Job gerne“

Brigitte Wolf hat als Gebäudereinigerin angefangen und managt bei Hago nun 150 Kollegen. Der Anfang vor 25 Jahren war dabei nicht einfach.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler

Brigitte Wolf hat alles im Griff. Zusammen mit Manuela Köhler und Thurid Kruse managt sie, wann ihre 150 Reinigungskräfte wo den Lappen in die Hand nehmen, den Besen schwingen und die Maschinen starten. Die drei Damen sitzen im Büro der Hago Facility Management GmbH auf der Zittauer Straße. Für die vielen Mitarbeiter sind die zwei, drei Räume winzig und ein wenig versteckt in einem Gewerbestandort, wo auch der Brillux-Farbenvertrieb seinen Sitz in Görlitz hat. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die Hago-Kräfte so unbekannt sind. Vielleicht aber auch, weil zwar die großen der Branche wie Dussmann bekannt sind. Die kleineren aber kaum wahrgenommen werden. Dabei gehört Hago als Tochter der niederländischen Servico-Gruppe durchaus zu den wichtigen Adressen der Branche. Insgesamt arbeiten nach Gewerkschaftsangaben 1 010 Gebäudereiniger und Fensterputzer in verschiedenen Firmen im Kreis Görlitz.

Möglicherweise ist es aber einfach nur das Image generell, an dem Reinigungsfirmen schwer zu tragen haben. Ausländische Mitarbeiter, schlecht bezahlt, Knochenjob – das sind nur einige der immer wiederkehrenden Vorurteile. Brigitte Wolf ist das lebende Beispiel für das Gegenteil. Sie sagt: „Mir macht meine Arbeit Spaß, hat sie schon immer. Ich mache das gerne.“

Dabei wäre für sie fast Schluss gewesen, bevor es richtig begonnen hatte. Damals, kurz nach der Wende, wohnte die junge Frau mit ihrer Familie in der Lessingstraße, sie arbeitete als Schneiderin für die Textilbranche zu Hause. Ihr Mittagessen holte sie sich immer in der Ossietzky-Schule, und eines Tages wurde sie dabei angesprochen, ob sie nicht als Reinigungskraft an der Schule anfangen will. Trotz einiger Lohneinbußen sagte sie ja. Zwei Jahre später der große Bruch: Die Stadt privatisierte die Reinigung ihrer Schulen und Kitas. Damit verbunden Unsicherheit bei den Betroffenen, meist Frauen: Wie wird es weitergehen? Gibt es auch künftig Arbeit? Es gab, nun feiert der Görlitzer Standort sein 25-jähriges Bestehen. In einer neuen Firma ging es weiter, anfangs mit 40 bis 50 Mitarbeitern. Und Jahr für Jahr lief es besser. Für die Firma, und auch für Brigitte Wolf. Als Reinigungskraft begann sie, Mitte der 1990er Jahre wurde sie Vorarbeiterin, 2007 Objektleiterin und schließlich Serviceleiterin. Nun schmeißt sie seit zehn Jahren den Laden, wie sie selbst sagt. Und wenn jemand fehlt, greift sie selbst wieder zu Lappen und Eimer. Die Niederlassungsleitung in Dresden gibt große Freiräume, kümmert sich um die Ausschreibungen von Aufträgen und sondiert den Markt. Vor Ort aber haben die drei Frauen das Sagen, und das kommt dem Betriebsklima zugute.

Die bis zu 150 Mitarbeiter sind nicht nur in Görlitz tätig, sondern auch in Bautzen, Hoyerswerda und Niesky. Sie sorgen für Sauberkeit in Schulen, Büros, in Kitas, kirchlichen Einrichtungen, in den Görlitzer Hotels wie zum Beispiel „Alt-Görlitz“, in Labors, im Dialyse-Zentrum auf der Girbigsdorfer Straße in Görlitz, in Stadtverwaltungen und in den Geschäftsstellen der AOK. 90 Prozent aller Mitarbeiter sind Frauen, viele arbeiten in Teilzeit, für den Hausmeisterdienst sind vor allem Männer tätig. Auch bei Hago in Görlitz steigt der Anteil der ausländischen Mitarbeiter, meist aus Polen. „Es ist ganz schwierig, deutsche Mitarbeiter zu finden“, sagt Brigitte Wolf, „aber unsere ausländischen Kräfte sind genauso tatkräftig und zuverlässig. Wir haben noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.“ Dabei sind die Anforderungen in der Gebäudereinigung stark gestiegen. Es reicht eben nicht mehr, mit Besen und Lappen zu bohnern, die Mitarbeiter müssen sich in schriftliche Anleitungen vertiefen, müssen mit Reinigungsmitteln umgehen und sie auch richtig dosieren können. Körperlich schwer und anstrengend ist es ohnehin.

Seit der Mindestlohn eingeführt wurde, hat sich das Lohnniveau erhöht. In der neuesten Tarifrunde streiten die Gewerkschaften für einen Euro pro Stunde mehr und ein Weihnachtsgeld. Der Mindestlohn in der Gebäudereinigung liegt derzeit bei 9,05 Euro pro Stunde, Glas- und Fassadenreiniger haben einen Mindest-Stundenlohn von 11,53 Euro. Bei Hago, so sagt Brigitte Wolf, sei aber schon immer Tariflohn gezahlt worden. „Und er kommt auch regelmäßig jeden Monat aufs Konto“, sagt sie. Und kann dabei durchaus an Resolutheit gewinnen. Denn von ihren Kollegen müssen sie viel verlangen – aber dann wollen sie ihnen auch etwas zurückgeben. Das ist auch ein Geheimnis des Erfolgs von Hago, seinen 150 Mitarbeitern in Ostsachsen und den drei Frauen, die im Görlitzer Büro mit Freude den Laden schmeißen.