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„Ich habe kein Mitleid mit Ronny“

Der Obdachlose unter der Albertbrücke wird im Internet zum Streitthema.

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© Sven Ellger

Von Sandro Rahrisch

Müssen Menschen in Dresden wirklich unter der Brücke schlafen? Über den obdachlosen Ronny, über den die Sächsische Zeitung am Mittwoch berichtet hat, wird heftig gestritten. „Ich hab kein Mitleid mit Ronny“, schreibt Steffi Gebauer bei Facebook. Ihm stünden rund 700 Euro monatlich zur Verfügung. „Da bekommt eine Friseuse teilweise weniger.“ Viele Leser können nicht verstehen, warum sich der 48-Jährige nicht um eine Wohnung bemüht. „Es muss keiner in diesem Staat obdachlos sein“, findet Corina Oese. „Es gibt Betreuer, die den Menschen zu einem geordneten Leben verhelfen können. Viele sind damit nicht einverstanden, Geld zugewiesen zu bekommen. Das ist das Dilemma.“

Für wenig mitfühlend halten andere Leser diese Einstellung. „Dass die Mehrzahl der Obdachlosen schwere Schicksalsschläge im Leben durchgemacht haben, interessiert hier in dieser Gesellschaft kaum jemanden“, schreibt Sylvia auf sz-online. „Schon durch eine Scheidung kannst du den Boden unter den Füßen verlieren.“ Natürlich handeln Menschen, die ins Straucheln geraten sind, nicht immer rational, meint Jürgen. „Es wäre schön, wenn Obdachlose wenigstens keine Verachtung oder Missbilligung erfahren müssen“, schreibt er. Ein Funken von Empathie würde helfen, Ronnys Geschichte nicht nur aus der Sicht des Beitragszahlers zu sehen.

Auch Vergleiche von Dresdens Obdachlosen mit den Flüchtlingen, die in der Stadt leben, überraschen dieser Tage nicht wirklich. „Vielleicht kann man ihm auch kostenlos ein Holzhaus bauen“, sagt Enrico Oribi. Der Staat verteile gerade recht großzügig. „Ausländer müsste man sein“, schreibt Steffi Krause. Jürgen Kindermann pflichtet bei: „Hauptsache die Neubürger haben ein Dach über dem Kopf !“ Die Aussagen bleiben im Internet nicht unkommentiert stehen: Einige Leser verweisen auf die Nachtcafés, die Ronny im SZ-Beitrag aber selbst als Schlafplatz abgelehnt hat. „Wer eine Asyl-Zeltstadt mit einer Obdachlosenhilfe gleichsetzt oder verwechselt, hat nicht wirklich das Bedürfnis sachlich zu argumentieren“, erwidert ElbgeistDD. Für Obdachlose gebe es in Deutschland mehr Hilfe als auf den ersten Blick ersichtlich ist. „Aber wie schon geschrieben, die Betroffenen müssen selber ein Minimum an Eigeninitiative mitbringen.“