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„Ich habe gelernt, mich durchzubeißen“

Carin Lau ist seit 24 Jahren Ortsvorsteherin in Steina. Dass sie so lang im Amt ist, verdankt sie auch ihrem Hauptberuf.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Hartha. Seit der Eingemeindung Steinas ist sie bereits Ortsvorsteherin des Dorfes an der Schlumper. Ihr Durchhaltevermögen hat Carin Lau mittlerweile so viel Einfluss verschafft, dass sie sogar bei der letzten Ratswahl ein Wörtchen mitzureden hatte.

„In der Vergangenheit waren wir nie vollständig besetzt und Plätze blieben unbelegt“, so die Ortsvorsteherin. „Da habe ich meinen Räten gesagt: ‚Wenn es dieses Mal wieder so wird, nehme ich meinen Posten auch nicht wieder auf.“ Die Drohung hat offenbar Wirkung gehabt. Der Steinaer Ortschaftsrat ist aktuell voll besetzt. „Die Arbeit verteilt sich besser, wir haben bessere Ideen und jeder ist tatkräftig dabei. Es läuft derzeit sehr gut“, schwärmt Lau.

Ihre Beharrlichkeit hat ihr jedoch nicht nur im Rat, sondern auch im Ortsteil immer wieder zum Erfolg verholfen. So soll an ihrem Herzensprojekt, dem Gemeindehaus, in diesem Jahr das Abwasserproblem behoben werden. Ein Anliegen, für das sie und die Gemeinde sich bereits seit mehreren Jahren einsetzen.

„Die Unterlagen liegen bei der Stadtverwaltung. Diese hat versprochen, sich bis zum diesjährigen Sommerfest um das Problem zu kümmern.“ Eigentlich sollte die Angelegenheit bereits im vergangenen Jahr aus der Welt geschafft werden. Weil die Zeit jedoch zu kurz war, stellte die Stadt letztendlich eine mobile Toilette bereit. „Das war die Höhe. Am Ende haben meine Männer die Rohre gereinigt und dafür gesorgt, dass zumindest vorübergehend wieder alles läuft“, so die Ortsvorsteherin.

Ohnehin könne sich Lau stets verlassen auf „ihre Männer“, wie sie liebevoll die anderen Mitglieder des Ortschaftsrates nennt. „Zuletzt haben meine Männer den Zaun am Gemeindehaus neu gesetzt und auch das Dach dessen Schuppens, das während der letzten Stürme in Mitleidenschaft gezogen wurde, haben sie repariert“, so Lau. „Das Material dafür haben wir von der Stadt bekommen. Die Erhaltung des Gemeindehauses ist ja nicht nur unser Projekt. Firmen und die Leute, die dort wohnen beteiligen sich daran, und eben auch die Stadt.“

Neben der Erhaltung des Gemeindehauses kümmert sich Lau darum, dass altbewährte Veranstaltungen wie das Sommerfest oder die Nachmittage für Senioren in Steina weitergeführt werden, sowie um die Angelegenheiten im Töpelwinkel. „Meine Arbeit als Ortsvorsteherin ist ja letztendlich nur Nebensache. Hauptberuflich bin ich Geschäftsführerin und Vereinsvorsitzende des Töpelwinkels“, erklärt Lau. „Dort habe ich auch gelernt, mich durchzubeißen und, dass man beharrlich an sein Ziel glauben muss.“

Interessenkonflikte oder Ähnliches habe es dabei noch nie gegeben. „Im Gegenteil. Ich kann das eine mit dem anderen verbinden. Die Erfahrungen, die ich als Geschäftsführerin mache, helfen mir im Ortschaftsrat und umgekehrt. Es ist beispielsweise immer gut, wenn man die richtigen Leute kennt.“

Darüber hinaus bereite Lau die Arbeit mit Kindern sehr viel Freude. „Die Kleinen sind gut drauf und kommen gern“, so die Ortsvorsteherin. „Wenn wir dann noch, wie derzeit, Umweltbildung betreiben, kann ich sogar hin und wieder noch etwas neues erfahren. Der Mensch lernt eben doch sein Leben lang.“

Vor ihrer Arbeit im Töpelwinkel war Lau in der Döbelner Poliklinik angestellt. Danach wechselte die studierte Betriebswirtschaftlerin des Gesundheits- und Sozialwesens noch zum Kinderheim in Steina, das 1997 geschlossen wurde. „30 Jahre lang war ich Angestellte des Landratsamtes und dann auf einmal nicht mehr im öffentlichen Dienst. In den alten Bundesländern wäre ein Beamter da schon unkündbar gewesen, aber als ich mich darüber beschwerte, hieß es nur: ‚Wir können sie auch einfach entlassen‘“, erzählt die Ortsvorsteherin.

Mittlerweile hat sich Lau jedoch wieder etwas aufgebaut. „Und die Arbeit macht mir wirklich Spaß. Sowohl im Töpelwinkel als auch für meinen Ort.“