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„Ich gehe meinen Weg“

Bernstadts Bürgermeister Markus Weise ist 100 Tage im Amt. Händlerstammtisch und Weihnachtsmarkt kommen dazu.

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© Rafael Sampedro

Von Steffen Gerhardt

Bernstadt. Am Sonntag sind es 100 Tage, an denen Markus Weise der neue Bürgermeister von Bernstadt ist. Die SZ sprach mit dem Kemnitzer über seine neue Tätigkeit, was bisher geworden ist, welche Schwerpunkte er sich und in der Stadt setzt, was sich für ihn noch nicht erfüllt hat und welche Zukunftsvisionen Realität werden könnten.

Herr Weise, Sie führen seit 100 Tage die Stadt Bernstadt. Wie vertraut ist Ihnen inzwischen das Rathaus?

Ich habe die Tage nicht gezählt, Sie haben mich erst darauf gebracht. Aber nach drei Monaten im Amt kann ich sagen, dass ich mich insgesamt im Rathaus gut angekommen fühle. Sicher, es gibt noch Dinge, wo ich mich erst informieren beziehungsweise Erfahrungen sammeln muss, aber das Alltagsgeschäft läuft.

Und das alles ganz ohne Hilfe?

Ich strampel mich selbst durch, dazu gehört auch, mal anzuecken. Ich möchte als Bürgermeister meinen eigenen Weg gehen. Zudem kann ich auf Fachkompetenz im Rathaus zurückgreifen, denn hier arbeitet eine erfahrene Verwaltung. Das macht die Arbeit für mich leichter, als wenn man als Bürgermeister Einzelkämpfer ist, weil die Verwaltung woanders sitzt. Dennoch verschließe ich mich nicht meiner weiteren Qualifizierung. Ich besuche Tagesseminare und absolviere derzeit ein Abendstudium zum Verwaltungsbetriebswirt.

Somit könnte der Tag für Sie mehr als 24 Stunden haben?

Ja, denn oft ist erst nach 20 Uhr Feierabend, und das eigentlich nicht wirklich. So manche Abendveranstaltung schließt sich dem noch an – und als Bürgermeister ist man eigentlich immer im Dienst. Daher ist es wichtig, dass die Familie Rückenhalt gibt.

Sie wollten das aber so.

Auch nach 100 Tagen im Amt sage ich, die Entscheidung, sich zur Bürgermeisterwahl zu stellen, war für mich die richtige. Die Wähler haben so entschieden. Ich wusste, worauf ich mich einlasse und dass ich mich erst einarbeiten muss. Das braucht seine Zeit. Daher habe ich dieses Jahr beispielsweise auf meinen Urlaub verzichtet.

Den Sie im nächsten Jahr nachholen?

Darauf will ich mich noch nicht festlegen.

Fest steht aber, dass es dieses Jahr in Bernstadt wieder einen Weihnachtsmarkt geben wird. Ist das Ihre Idee?

Es war mein Vorschlag, den ich aber nicht allein umsetzen kann. Bei den Vereinen und Gewerbetreibenden habe ich damit ein positives Echo ausgelöst und inzwischen hat sich aus ihren Reihen ein Gremium gebildet, das den Markt vorbereitet und durchführt. Dieser findet am 5. Dezember in Bernstadt auf dem Kirchplatz statt.

So ein Weihnachtsmarkt ist auch ein Stück Lebensqualität für Bernstadt. Diese zu sichern, stand in Ihrem Wahlprogramm ganz oben. Auch heute noch?

Lebensqualität zeigt sich für mich auch in einem Gemeinschaftsgefühl. Das sich darin äußert, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und zusammen in Anspruch zu nehmen. Der Weihnachtsmarkt ist dafür ein gutes Beispiel.

Aber nicht nur zur Weihnachtszeit wollen Sie die Händler zusammenbringen?

Lebensqualität setzt voraus, dass Handel und Gewerbe florieren. Deshalb lade ich am 19. November, um 18.30 Uhr, in die „Grüne Aue“ zum ersten Unternehmerstammtisch ein. Zunächst geht es darum, das Interesse an einer solchen Runde abzuklopfen und dass sich die Angesprochenen untereinander kennenlernen. Was sich daraus entwickelt, werden wir nach dieser Veranstaltung sehen.

Die medizinische Versorgung zählt ebenfalls zur Lebensqualität. Was einen zweiten Allgemeinmediziner für Bernstadt betrifft, hat sich da inzwischen etwas getan?

Allen Beteiligten ist zwar das Problem bekannt, aber es findet sich leider kein Arzt, der eine Praxis eröffnen möchte. Ich habe Gespräche geführt, unter anderem mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Klinikum in Zittau. Aber ohne greifbares Ergebnis. Zudem würden wir dem Arzt auch mit Wohnung und Praxis entgegenkommen. Ich sehe das Hauptproblem darin, dass von den jungen Ärzten so recht keiner aufs Land will. Sie gehen lieber in die Städte. Hinzu kommt das hohe Alter unserer Bevölkerung, dem auch medizinisch Rechnung getragen werden muss. Der zweite Arzt bleibt die große Herausforderung.

Die ärztliche Versorgung ist nicht Ihre einzige Baustelle. Welche gibt es noch?

Wir sind dran, in den leer stehenden Penny-Markt wieder einen Einkaufsmarkt zu etablieren. Eine Handelskette zeigt Interesse an dem Objekt und an Bernstadt. Vor dem Abschluss stehen wir bei der Neugestaltung des Marktplatzes. Das noch fehlende Bushäuschen wird in den nächsten Wochen aufgestellt. Am Freitag konnten die Händler das erste Mal die beiden neuen und versenkbaren Energiesäulen auf dem Marktplatz ausprobieren. Am Ärztehaus auf der Bautzener Straße geht es voran. Wir hoffen, dass das Wetter uns die Fertigstellung des Außenputzes noch vor dem Winter ermöglicht. Die Arbeiten an den Hochwasser-Maßnahmen gehen nun auch dem Ende zu. Hier warten 2016 jedoch noch zwei große Herausforderungen mit den beiden Rückhaltebecken „Neuer Teich“ und „Hofewasser“ in Kemnitz.

Dazu gibt es Pläne für 2016. Welche Dinge nehmen Sie sich vor?

Was wir uns leisten können, werden die Diskussionen zum Haushalt 2016 in Verwaltung und Stadtrat zeigen. Denn bereits jetzt zeichnet sich ab, dass wir voraussichtlich keine Schlüsselzuweisungen vom Land Sachsen aufgrund hoher Steuereinnahmen bekommen werden. Deshalb werden wir einige unserer Vorhaben noch mal auf den Prüfstand stellen müssen und eine Priorisierung vornehmen.

Was würde das betreffen?

Im Rathaus und im Heimatmuseum sind Sanierungsarbeiten notwendig, um beispielsweise dem Brandschutz gerecht zu werden. Aber das wird in einem Jahr finanziell nicht umsetzbar sein. Neu überlegen müssen wir auch, wie wir die Feuerwehrhäuser in Dittersbach und Kemnitz modernisieren und zu einem erforderlichen neuen Löschfahrzeug kommen. Das angestrebte Förderprojekt mit der tschechischen Partnergemeinde Habartice hat sich leider zerschlagen. Ich sehe es als meine und die Pflichtaufgabe des Stadtrates an, die Einsatzbereitschaft der vier Ortswehren für die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Und um auf die Ausgangsfrage zu kommen: Die ersten 100 Tage sind für mich erst der Anfang für Bernstadt und seine Orte.