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„Ich fühle mich vom Zoo Dresden diskriminiert“

Der Waldheimer Dirk Bauschke hat mit seinem Sozialpass keinen Rabatt bekommen – Dresdner Sozialhilfeempfänger aber schon. In Leipzig ist das anders.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Waldheim/Dresden. Dirk Bauschke hatte sich auf einen unbeschwerten Tag im Dresdner Zoo gefreut. Solche Ausflüge gönnt sich der Sozialhilfeempfänger, der aufgrund einer Krankheit derzeit nicht arbeiten gehen darf, selten. Doch gemeinsam mit Bekannten machte sich der Waldheimer am Wochenende auf den Weg in den Tierpark in der Landeshauptstadt. Zwölf Euro kostet der Eintritt für Erwachsene. Nur die Hälfte zahlen Inhaber des Dresden Passes. Dabei handelt es sich um ein Schriftstück, das Menschen mit einem sehr geringen Einkommen ausgestellt wird. Wenn sie dieses an der Kasse vorlegen, bekommen sie die Ermäßigung gewährt.

Dirk Bauschke hat auch so einen Sozialpass. Allerdings ist der in der Waldheimer Stadtverwaltung ausgestellt worden, und trägt das Wappen des Landkreises Mittelsachsen. „Dieser ist an der Kasse jedoch nicht anerkannt worden, ich musste den vollen Eintrittspreis zahlen“, sagt der Waldheimer. Im Leipziger Zoo beispielsweise sei ihm das nicht passiert. Da sei sein Pass akzeptiert worden.

Bauschke stellt sich – wie er sagt stellvertretend für andere Sozialpass-Inhaber – die Frage: Weshalb werden in Dresden nicht alle Sozialpässe anerkannt, egal, in welcher Stadtverwaltung sie ausgestellt worden sind? Denn die Bedürftigkeit der Menschen sei ja im Prinzip dieselbe, meint er. „Ich fühle mich vom Zoo Dresden diskriminiert. Schließlich hatten wir zusätzliche Ausgaben durch Fahrt- und Parkkosten, die der Inhaber des Dresden Passes nicht in diesem Maße hat“, so Dirk Bauschke.

Karl-Heinz Ukena, Geschäftsführer der Zoo Dresden GmbH, hat in gewisser Weise Verständnis für Dirk Bauschke. „Wir haben uns aber im Aufsichtsrat bewusst dafür entschieden, nur den Einheimischen die Ermäßigung zu gewähren, da die Stadt Dresden den Zoo mit einem Zuschuss unterstützt“, erklärt er am Montag auf DA-Nachfrage. Es sei sehr selten, dass sich jemand über diese Verfahrensweise beschwert. „Wir sind irgendwo ein städtisches Unternehmen und man kann nicht alles anbieten. Viel häufiger kommt die Nachfrage, weshalb Rentner keine Ermäßigung erhalten“, so Ukena. Der Zoo habe andere Anreize geschaffen. „Montags ist der Eintrittspreis generell reduziert. Mit zwölf Euro ist die Tageskarte für einen Erwachsenen relativ teuer. Dafür ist die Jahreskarte zum Preis von 35 Euro im Vergleich sehr günstig – auch wenn dies der Person aus Waldheim nichts nützt“, ergänzt er. Preisdiskussionen seien immer schwierig. „Letzten Endes ist es eine Mischkalkulation, die sich unter dem Strich rentieren muss“, sagt der Zoo-Chef. Im vergangenen Jahr hätten 3 948 Erwachsene aufgrund ihres Dresden Passes einen ermäßigten Eintritt erhalten sowie 2 600 Kinder.

Anspruch auf einen Sozialpass haben Bürger, die Empfänger von Hartz IV sind, Sozialhilfe oder die Grundsicherung erhalten, Familien, deren Elternbeiträge für Kindereinrichtungen vom Jugendamt übernommen werden oder Personen, deren Nettoeinkommen unter der Einkommensgrenze liegt. Waldheim bietet Besitzern eines Sozialpasses seit Mitte 2010 Vergünstigungen beim Besuch von städtischen Einrichtungen und Veranstaltungen. Damit war die Kommune Vorreiter im Altkreis. „Hier in der Region klappt das mit den Vergünstigungen gut“, so Dirk Bauschke. Die Stadt Waldheim erlässt Sozialpass-Inhabern beispielsweise einen erheblichen Teil der Jahresnutzungsgebühr für die Bibliothek. Leiter Michael Diezel sagt auf DA-Nachfrage: „Genutzt wird dies aber von weniger als einer Handvoll Personen.“