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„Ich freue mich“

Peter Nemeth ist mit Dynamo abgestiegen. Jetzt soll er die Krise meistern. Aber wie?

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© Robert Michael

Es liegt ihm nicht, große Reden zu schwingen, obwohl er sehr gut Deutsch spricht. Im Sommer 2001 kam der Fußball-Profi Peter Nemeth von Banik Ostrava zu Eintracht Frankfurt, eines seiner ersten Spiele bestritt er in Dresden beim 3:0-Sieg im Test gegen den DSC. Danach war er schon einige Male wieder in der Stadt, hat gegen Dynamo verloren und vorige Saison als Assistent von Olaf Janßen mit den Schwarz-Gelben den Klassenerhalt in der zweiten Liga verpasst.

Was gestern war, interessiere ihn nicht, antwortet der Slowake auf die Frage, ob ihn der Abstieg noch belaste. „Heute ist der 17. Februar, ein neuer Tag.“ Und ein Datum, unter dem in der Chronik etwas vermerkt wird, was es in der bald 62-jährigen Vereinsgeschichte noch nie gegeben hat: Ein Co-Trainer, der mit seinem Chef gehen musste, kehrt ein Dreivierteljahr später selber als Chef zurück. „Ich hatte keine Zeit, überrascht zu sein. Dazu ging es zu schnell“, sagt Nemeth zu seiner plötzlichen Rückkehr, von der er selbst offenbar am meisten überwältigt ist: „Ich freue mich, mit einer so gut zusammengestellten Mannschaft arbeiten zu können.“

Wobei er die Betonung auf „arbeiten“ legt, denn bei der Pressekonferenz gibt sich der 42-Jährige wortkarg. Umso redseliger ist er wenig später, als er die Profis bei der ersten Übungseinheit im Ostragehege dirigiert, bei der Justin Eilers (muskuläre Probleme) und Benjamin Kirsten (leichte Zerrung) fehlen. Nemeth fordert Tempo bei den kurzen Ballstafetten, korrigiert während des Trainingsspieles im Vorbeigehen. Es ist kein außergewöhnlicher Stil, den die etwa 60 Beobachter erkennen, aber sie merken Nemeth die Begeisterung an, mit der er an diese Aufgabe geht, die für ihn eine große Chance ist. Denn dass er als Fußballlehrer arbeiten möchte, stand für den slowakischen Ex-Nationalspieler früh fest: Schon mit 22 erwarb er die C-Lizenz.

Mit 37 wurde er Spielertrainer bei den Sportfreunden Siegen in der Regionalliga, setzte danach seine Lehrjahre fort, bis Janßen ihn im September 2013 mit nach Dresden brachte. „Ich bin nicht nur da, um Ja und Amen zu sagen. Wir besprechen jedes Detail“, beschrieb Nemeth die Zusammenarbeit, die letztlich jedoch nicht von Erfolg gekrönt war.

Janßen arbeitet inzwischen beim iranischen Klub Rah Ahan Sorinet FC in Teheran, Nemeth steht nun selber in Dresden in der Verantwortung. Die Situation ist zwar nicht vergleichbar, aber die Frage die gleiche: Wie führt man eine Mannschaft aus der sportlichen Krise? „Wir werden viel an unserer Grundordnung arbeiten, Passspiel, Übungen mit dem Ball“, erklärt Nemeth. Das klingt nicht sonderlich aufregend, aber – wie gesagt – er ist kein Mann der großen Worte, auch wenn er in der Zeit ohne Job intensiv Englisch gelernt hat. „In der Slowakei hatten wir an der Schule leider nur Russisch.“

Seine Ansprache an die Mannschaft habe nur zwei Minuten gedauert. „Auf die Jungs ist so viel eingeprasselt, sie brauchen erst mal Ruhe, um das zu verarbeiten.“ Nur mit Cristian Fiel hat er sich gestern bereits ausführlich unterhalten. „Als Kapitän ist er für mich der erste Ansprechpartner.“ Den anderen Spielern will Nemeth heute erläutern, was er von ihnen erwartet, bevor er bei der Pressekonferenz am Freitag zum Spiel gegen Wiesbaden öffentlich mehr von seinen Vorstellungen verrät. (SZ/-ler)