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„Wenige kennen die Sommerakademie“

Karsten Schroll gestaltet seit zehn Jahren Schmuck mit den Teilnehmern. Zu dem Job kam er eher zufällig.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Karsten Schroll empfängt seinen Besuch in dem kleinen Schmuckladen seiner Eltern auf der Goethestraße. Er ist nach Riesa gekommen, um sich „Arbeit abzuholen“, wie er sagt. Denn der 44-Jährige lebt mit seiner Familie in Görlitz, wo seine Frau als Maskenbildnerin am Theater arbeitet. In der ostsächsischen Kleinstadt ist Karsten Schroll selbstständiger Goldschmied. Seine Familie ist in Görlitz nicht unbekannt. „Wir stammen von dort. Aber als meinen Eltern zu DDR-Zeiten der Laden hier in Riesa zugewiesen wurde, sind wir umzogen.“ Auch der Junior lernte das Handwerk. „Ich hatte die Wahl zwischen Kfz-Mechaniker, Koch und Goldschmied.“ Seine Entscheidung hat er nicht bereut. „Es ist toll, mit den eigenen Händen aus einem Klumpen Gold etwas Neues zu schaffen.“ Die Krönung ist es dann, „wenn der Kunde am Ende sagt: Genau so habe ich es mir vorgestellt.“ Anfertigungen und Reparaturen oder Umarbeitungen hielten sich etwa die Waage. „So langsam werden die Aufträge für individuelle Arbeiten wieder mehr. Die Leute wollen nicht das, was alle haben.“

Ende Juni aber wird sich sein Arbeitsalltag für eine knappe Woche gänzlich ändern. Denn dann wird er wieder den Schmuckkurs der Sommerakademie leiten – bereits zum zehnten Mal. Kaum ein Angebot ist so schnell ausgebucht wie Schrolls Kurs. „Manchmal sagen die Teilnehmer schon während der Sommerakademie fürs nächste Jahr zu.“ Die meisten seien schon mehrfach dabei gewesen. „Die wissen dann schon, was, wie zu tun ist, und legen gleich los.“ Für sechs bis sieben Kursteilnehmer muss Schroll im Vorfeld Werkzeuge besorgen. Ganz schön aufwendig für eine Aufwandsentschädigung. Doch ihm ist das egal. „Ich bin immer wieder gern dabei, weil es einfach Spaß macht.“ Für Karsten Schroll ist die Sommerakademie, die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiert, immer eine willkommene Abwechselung. „Es ist interessant, wie Leute, die sonst nichts mit dem Handwerk zu tun haben, mit den Materialien arbeiten.“

Gemeinsam entwerfen Schroll und die Teilnehmer in der Scheune von Gut Gostewitz Schmuckstücke aus Metall, Kunststoffen, Leder oder Holz. Die Teilnehmer können eigenes Material mitbringen – oder sie nutzen das, was in der Kursgebühr (220 Euro/ermäßigt 180 Euro) enthalten ist. Besonders weißes Metall sei derzeit gefragt. Gold ist weniger „in“. „Viele der Schmuckstücke, die in meinem Kurs entstehen, könnte man bedenkenlos in einem Laden zum Verkauf anbieten.“, sagt er. Beigeistert ist der Goldschmied aber auch immer wieder von der Geselligkeit bei der Sommerakademie. „Auch nach Kursende sitzt man noch zusammen.“

Noch sind Plätze frei

In den insgesamt 13 verschiedenen Kursen der Sommerakademie (26. bis 30. Juni) gibt es noch freie Plätze für Graffiti (3), Holz (8), Fotografie (5), Tonkurs/Raku (5), Malen aus der Stille (6), Rock und Pop mit Dirk Michaelis (10-12), Akt/Porträtzeichnen (2) und Schmieden (2).

Auch für Kinder gibt es noch freie Plätze für den Kurs im Glashof Hartzsch (Glaskunst/Filz) und für die Kinderbetreuung im Riemix.

Die Anmeldung ist über die Homepage www.sommerakademie-riesa.de oder per Post/Fax mithilfe der Akademiebroschüre möglich.

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Rund ein Drittel der Kursteilnehmer reist inzwischen von außerhalb an und übernachtet in der Lebenstraumgemeinschaft Jahnishausen – im Matratzenlager, im Zelt, Wohnmobil oder in einem der Mehrbettzimmer. Es herrscht also Ferienlageratmosphäre.

Zum Kursleiter geworden ist Karsten Schroll eher durch Zufall. „Mein Vorgänger hatte kurzfristig abgesagt, also wurde ein neuer Leiter für den Schmuckkurs gesucht. Die Organisatoren haben dann bei sämtlichen Goldschmieden und Uhrmachern gefragt, so auch bei meinen Eltern. Ich hatte Lust dazu, also habe ich zugesagt.“

Nun gibt es die Sommerakademie also bereits seit einem Vierteljahrhundert. Karsten Schroll ist überrascht, dass das Angebot noch immer nicht jeder Riesaer kennt. Doch in Sachen Bekanntheitsgrad sind die Organisatoren auf einem guten Weg. „Von Mal zu Mal kommen mehr Besucher, um sich am letzten Abend die Arbeitsergebnisse im Wohnkulturgut Gostewitz anzusehen und anzuhören“, sagt Akademiechefin Carola Richter. Die Vernissage beginnt am Freitag, 30. Juni, um 18 Uhr. Das Abschlusskonzert startet um 19 Uhr.