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Hutbergbühne behindertenfreundlich?

Mit Rollstuhl im Zuschauerraum der Kamenzer Bühne – das ist nicht immer leicht, wie sich Pfingsten zeigte. Ein Leser hätte Verbesserungsvorschläge.

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© Uwe Soeder

Von Ina Förster

Kamenz. Wenn man im Rollstuhl sitzt, möchte man im besten Fall dennoch an allem teilhaben, was Leben ausmacht. Jürgen Wannack aus Gräfenhain ist so ein Mensch. Als er vom Konzert der „Rocklegenden“ auf der Kamenzer Hutbergbühne hörte, entschied er mit seiner Frau: Da möchte ich dabei sein. „Ich habe die Karten bei der SZ erworben und mich vorher schon erkundigt, wie behindertentauglich die Bühne ist. Wir kannten sie vorher nicht – jedenfalls nicht aus den letzten Jahren“, erzählt er. „Mir wurde versichert, dass es Möglichkeiten gäbe, mit einem Auto bis auf den Berg zu fahren. Wir haben uns dann auf umständlichem Weg durchgefragt und das beantragt. Allerdings wussten wir bis kurz vorher nicht, ob es klappt. Ein Mitarbeiter des Stadttheaters versicherte mir letztendlich, dass ich auf der Sonderliste stehen würde und eigentlich auch eine Bestätigung eingetroffen sein müsste“, so der Gräfenhainer. So weit, so gut. Eine solche Liste war allerdings dann vor Ort von der Security nicht sofort greifbar, man ließ ihn jedoch durch. Seine Frau fuhr das Auto. Nach einigem Hin und Her konnte sie dieses ganz oben auf dem Berg abparken, da alle anderen Parkplätze belegt waren. Ihn hatte sie im Rollstuhl vorher am Eingang aussteigen lassen müssen, was wohl auch etwas problematisch war am steilen Berg.

Weiter Weg zur Toilette

Endlich drinnen angekommen, wusste Familie Wannack nicht, wohin mit dem Rollstuhl. „Wir wollten ja auch nicht unbedingt drei bis vier Plätze blockieren“, sagt er. Dann das nächste Problem: Das Behinderten-WC befindet sich im unteren Teil der Bühne. Für die Familie wäre es ein immenser Aufwand gewesen, durch die Massen hinunter zu gelangen. So verkniff sich der Rollstuhlfahrer stundenlang das Trinken, da er Angst davor hatte, aufs WC zu müssen. „Ich möchte auch nicht nur meckern. Vieles hat sich in den letzten Jahren in Sachen Behindertenfreundlichkeit im Land getan, aber ein paar Tipps für die Zukunft hätte ich“, sagt Jürgen Wannack. Insgesamt müsse es eine bessere Ausschilderung für Rollstuhlfahrer geben. Auch ein Behindertenparkplatz, von dem aus die Bühne auf kurzem Weg erreichbar wäre, würde nutzen. Eine kleine abgegrenzte Traverse für ein paar Rollstuhlplätze wie bei den Kinonächten am Elbufer in Dresden praktiziert – würde alle Sorgen beheben. Diese wiederum müsste über den Weg vom Parkplatz erreichbar sein. „Und im optimalen Fall gibt es in der Nähe eine Behinderten-Toilette“, wünscht sich Wannack. Seine Frage: Sind das utopische Träume? Oder muss sich eine große Bühne darauf einstellen? Gibt es vielleicht nahe Zukunftspläne?

„Wir bedanken uns natürlich als Stadtverwaltung erst einmal für die Hinweise und freuen uns über die Auffassung des Rollstuhlfahrers, dass er einer gelungenen Veranstaltung beigewohnt hat“, so Stadtsprecher Thomas Käppler. „Es kann versichert werden, dass wir im Rahmen der Gegebenheiten alles tun, um auch dieser Bevölkerungsschicht gerecht zu werden. Intern werden wir den beschriebenen Vorgang noch einmal abprüfen. Was die weitergehenden Fragen des Rollstuhlfahrers betrifft, so können jetzt leider dazu keine kurzfristigen Antworten gegeben werden. Aber wir bleiben dran!“