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Hundeplatz muss weichen

Wo jetzt Tiere trainieren, sollen Container für Flüchtlinge aufgestellt werden. Die Stadt sucht Alternativen für den Verein.

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© SZ/Tobias Wolf

Von Tobias Wolf und Andreas Weller

Diesen Anruf wird Falk Kopp wohl nicht so schnell vergessen. Der Chef des Vereins für Deutsche Schäferhunde in Dresden solle schnellstmöglich ins städtische Liegenschaftsamt kommen, hieß es in dem Telefonat am 22. Oktober. Beim Gespräch in der Behörde sei schnell klar geworden: es geht um die Existenz des Vereins. Die Stadt will auf zwei Hundesportplätzen an der Washingtonstraße eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge errichten, auch auf dem Gelände des Schäferhundvereins. Ab Februar könnte der Bau beginnen.

Auf rund 13 000 Quadratmetern Gesamtfläche könnten bis zu 500 Asylbewerber in einer Containersiedlung unterkommen. „Erst hat man versucht, uns das Ganze schonend beizubringen, aber dann einen Auflösungsvertrag per sofort vorgelegt“, beklagt Kopp. „Ein paar Tage später kam die Kündigung per Einschreiben.“ Der Verein habe das Grundstück seit über zehn Jahren von der Stadt gepachtet. „Damals waren die froh, dass wir die Fläche hergerichtet haben, und nun schmeißen sie uns rücksichtslos raus“, sagt der 50-Jährige.

Das Vereinsheim sei erst für mehrere zehntausend Euro von den Mitgliedern saniert worden. Dennoch sollen die gut 50 Hundefreunde bis Ende Januar das Gelände räumen. „Unser Unmut richtet sich nicht gegen asylsuchende Menschen“, sagt Kopp. „Die Stadt soll uns auch nicht fragen, aber mit uns kommunizieren.“ Die Gegebenheiten vor Ort seien ideal für eine Asylunterkunft, aber eben auch für die Hundesportvereine. Ausweichstandorte seien schwierig zu finden. Ein Hundetrainingsplatz müsse von einem Zaun umschlossen sein, dazu werden ein Vereinsheim und eine Flutlichtanlage benötigt.

Die Stadt habe bisher nichts angeboten. sagt Kopp. „Wir können auch nicht einfach auf Plätze von Sportvereinen in Wohngebieten ausweichen, weil die Tiere bei der Schutzhundeausbildung bellen müssen“, sagt Kopp. Regelmäßig würden auch Wachschutz- und Polizeidiensthunde auf der Übigauer Anlage trainiert. „Wenn wir keinen Ersatz finden, stehen wir vor der Auflösung“, befürchtet der Vereinschef.

Das Rathaus hält sich zu dem möglichen Containerstandort noch bedeckt. „Der Pachtvertrag wurde vorsorglich gekündigt, da eine Nutzung der Fläche durch die Stadt wahrscheinlich ist“, sagt Rathaussprecher Kai Schulz. Die Stadt bitte um Verständnis. Man bemühe sich um einen Ausweichplatz für die Hundefreunde, damit sie ihren Sport weiter ausüben können. Ein Platz in der Nähe werde geprüft. Die Stadt bereitet gerade mehrere Vorlagen zu Standorten für Container vor. Am Ende entscheidet der Stadtrat darüber. Neben den Hundesportplätzen in Übigau geht es um weitere Flächen.

Im interkommunalen Gewerbegebiet Sporbitz könnte ebenfalls eine Containersiedlung entstehen. Auf den bislang eher mäßig nachgefragten Flächen an der Grenze zwischen Dresden und Heidenau sind 650 Plätze für Asylbewerber geplant. Pläne für Containerbauten gibt es auch am Seidnitzer Weg in Reick sowie am Zelleschen Weg in der Südvorstadt. Wie viel Flüchtlinge dort untergebracht werden können, ist noch unklar. An der Gorbitzer Ginsterstraße hat die Stadt bereits eine Turnhalle mit Asylbewerbern belegt. Auch die benachbarten nicht mehr genutzten Schulgebäude sind als Flüchtlingswohnheime im Gespräch. Insgesamt 650 Menschen könnten so eine Unterkunft finden. Auch diese Pläne müssen noch durch den Stadtrat abgesegnet werden.

Auch in Seidnitz könnte ein früheres Schulgebäude zur Notunterkunft werden. Der Plattenbau vom Typ Dresden-Atrium steht an der Altenberger Straße neben dem Gelände der Freien Evangelischen Schule. „Wir haben dazu noch keine offizielle Benachrichtigung der Stadt erhalten“, sagt Schulleiter Thomas Kunz. „Wir werden so agieren, wie es einer evangelischen Schule entspricht. Die Schulstiftung der Landeskirche bekenne sich zur Flüchtlingsarbeit und unterstütze die konfessionsgebundenen Schulen auch personell in der Arbeit mit Asylbewerbern, so der 47-Jährige.

Bis Ende Januar nimmt Dresden gut 3 800 Asylbewerber neu auf. Laut Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) sollen sie überwiegend in Wohnungen untergebracht werden. Für ein Drittel sind Sammelunterkünfte vorgesehen. Vereins-Chef Falk Kopp hofft, dass es eine Alternative für die Schäferhunde gibt, wenn in Übigau die Flüchtlinge einziehen.