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Hundeattacke endet glimpflich

Stefan Buders Hund wurde angefallen, seine kleine Nichte stand daneben. Doch die Polizei wollte ihnen nicht helfen.

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© André Braun

Von Christian Dittmar

Der vergangene Sonnabend in Polkenberg: Die Buders trinken am Nachmittag gemütlich Kaffee und wollen danach noch einen Spaziergang zur Mulde machen. Der Tross mit Opa, Oma, Sohn, dessen Freundin, Enkelin und Mischlingsdogge „Spike“ setzt sich in Bewegung Richtung Fischendorf. Am Fluss angekommen hören sie schon ein bedrohliches Bellen von einem Grundstück an der Grimmaer Straße. „Das waren wir schon gewohnt“, erklärt Stefan Buder, der Sohn. Doch plötzlich gräbt sich ein Schäferhund unter dem angrenzenden Zaun durch und rennt auf Spike zu. Er verbeißt sich in die Dogge und zerrt so lange an ihr, bis Buder ihn mit Tritten dazu bringt, abzulassen. Seine Nichte Mia, noch keine vier Jahre alt, schaut bei alldem zu. „Was wäre gewesen, wenn sie zwischen den beiden Hunden gestanden hätte?“, fragt Buder.

Mit der Bewohnerin des Grundstücks, die herbeigeeilt ist, entwickelt sich daraufhin ein lautstarkes Gespräch, in dem auch Beleidigungen vonseiten Stefan Buders gefallen sein sollen. Eine Entschuldigung erhalten die Buders jedenfalls nicht und ziehen wieder von dannen. Zu Hause ruft Steffi Buder, die Oma, bei der Polizei an, erhält jedoch als Antwort, dass sie beim Ordnungsamt eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit stellen soll, „da ja nichts passiert ist“, wie der Beamte sagt. „Muss denn erst etwas passieren?“, fragt Steffi Buder rhetorisch. „Beim nächsten Mal könnte wirklich ein Kind angegriffen werden“, sagt sie. Vor allem ein höherer Zaun ist nun die Forderung der Buders, damit der Schäferhund nicht wieder das Grundstück verlassen kann. Anzeige beim Ordnungsamt hat ihr Sohn am Montag erstattet, mit der der Hundehalterin gab es trotz mehrerer Versuche bisher keine gütliche Einigung.

Die stellt das Geschehen etwas anders dar. Nach ihren Angaben hat sie mehrfach versucht, sich bei den Buders zu entschuldigen, wurde dabei aber immer abgewiesen. Der Angriff ihres Hundes war für sie ein „unglücklicher Unfall“, der sich nicht wiederholen wird, weil in dieser Woche ein sicherer Zaun angebracht wird. Ansonsten sei ihr Rüde ein liebes Tier, das noch nie einen anderen Hund angegriffen habe. Da sie sich von den Buders mittlerweile verfolgt fühlt, will sie nun ebenfalls Anzeige erstatten.

Welche Aussage stimmt?

So wird wohl letztlich die Polizei klären müssen, was wirklich am Sonnabend geschehen ist. Zum Fall des nichtaufgenommenen Notrufs heißt es, dass dies wahrscheinlich ein Missverständnis war, weil Steffi Buder statt der Notrufnummer 110 die Nummer des Polizeireviers Döbeln gewählt hatte. Dabei habe der zuständige Beamte die „Mitteilung nicht als Notruf, sondern so verstanden, dass in dem genannten Bereich ein Hund frei läuft“, wie Frank Fischer, Pressesprecher der Polizeidirektion Chemnitz, sagt. „Wäre dem Beamten eine Schadensituation gemeldet worden, hätte er den nächsten freien Streifenwagen dorthin zum Einsatz gebracht.“