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Humor und erogene Zone

Das Comedy-Festival Humorzone geht mit der Kür des Goldenen August zu Ende. Rund 10 000 Gäste lachten über 80 Künstler.

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© Garbe/PR

Von Nadja Laske

Dresden. Kartoffelsalat, Kartoffelsalat, Kartoffelsalat! Hinweg dieses geistige Bild: Herr Stephan im Tanzdress mit riesigem Gemächt. Zum Auftakt der Humorzonenabschlussgala im Alten Schlachthof steht der künstlerische Knappe Olaf Schuberts mit glitzerndem Revers auf der Bühne und lässt hoffen. Möge dieser Abend nicht ähnlich humorfern verlaufen, wie Olafs ziemlich große Oper. Auch jene Show in der Semperoper wurde aufgezeichnet, um sie später im MDR-Fernsehen auszustrahlen.

Stephan kündigt Schubert an, Schubert kündigt Sträter an. Mit dem Mützenmann beginnt das Aufatmen: Wir schaffen das! Dieser Abend wird wirklich lustig! Torsten Sträter hat dem Dresdner Publikum eine kleine Flüchtlingsgeschichte mitgebracht und erklärt vor allen seinem syrischen Freund, wie Deutschland funktioniert – so mit zwei Religionen, der christlichen Konfession und der Flurwoche. Im Osten sagt man Hausordnung. Also runter auf die Knie und Treppe putzen. Nass, trocken, nass trocken. Höre sich an wie der Morsecode für: Scheiße, warum bin ich kein Bausparer geworden! Ein paar deutsche Grundsätze gibt Sträter seinem Kumpel mit auf den Weg, Sätze, die zum Leben hier gehören wie das Amen in der Kirche und der Hader zum Treppenhaus: „Draußen nur Kännchen.“ „Normal müsste das halten.“ „Das ist hier kein Fahrradweg.“

Es folgt Konrad Kartoffelsalat, äh, Stöckel. Auch er verhob sich einst an ziemlich großer Oper – mit einem leider unvergesslichen Silvesterknaller im Allerwertesten. Dieses mal hat er erneut Schall mitgebracht und dazu Rauch. Herzallerliebste Schallrauchkringel aus seiner physikalische-unterhaltsamen Versuchsanordnung.

Es folgt Johnny Armstrong, der seinen Bart wachsen ließ, um damit sein Doppelkinn zu verdecken. Das Prinzip bewährt sich auch weiter abwärts. Nach ihm kündigt Olaf Schubert die „erste Humoramazone“ Martina Schwarzmann an. Sie singt und erzählt vom Opferstatus der Hausfrau ohne expliziten Berufswunsch. Comedy- Punkrocker Fil beginnt sich senil zu wiederholen und ist glücklich dabei. Noch glücklicher ist er ohne Sex. Serdar Somuncu liest seinen türkischen Landsleuten die Leviten und die Echse den Sachsen. So wie übrigens beinah jeder der Comedians ein Zeichen gegen Rechts setzt. Oder eine Marke hinterlässt. Wie eben Serdar mit seinem ausschweifenden Morgenschiss. Wie wohltuend niedlich dagegen die Witze von Benni Stark, dem Güldenen August 2017: Kommt ‘n Kunde in‘ Lad‘n...