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Humor fängt dort an, wo der Spaß aufhört

Karikaturen lenken den Blick auf das Widersinnige dieser Welt. Die besten sind in Pirna zu sehen.

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© Daniel Förster

Pirna. Bei den täglich auf uns niederprasselnden schlechten Nachrichten hilft oft nur eins: Humor, gern auch schwarzer. Karikaturen gehören deswegen zu den festen Rubriken in Tageszeitungen. Sie sind von Natur aus politisch oder gesellschaftskritisch. „Der beste Scherz entsteht aus dem Tabubruch“, sagt SZ-Autor Peter Ufer, einer der Juroren des Deutschen Karikaturenpreises.

Was die Karikaturisten in den zurückliegenden Monaten mit spitzem Bleistift kommentierten, das kann man sich ab sofort in der Volksbank Pirna anschauen. In der Hauptfiliale der Bank auf der Gartenstraße ist die Wanderausstellung zum 17. deutschen Karikaturenpreis zu Gast. Mit insgesamt 11 000 Euro ist der Deutsche Karikaturenpreis eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Karikaturisten in Deutschland. Ins Leben gerufen von der Sächsischen Zeitung im Jahr 2000, wurde der Preis im 17. Jahrgang erstmals gemeinsam mit dem Weser-Kurier Bremen überreicht. Die zehnköpfige Jury, die jedes Jahr die besten Karikaturen aus dem deutschsprachigen Raum auswählt, besteht aus Museums- und Medienvertretern sowie Karikaturisten und Cartoonisten.

Den aktuellen Preis gewann der Berliner Karikaturist Klaus Stuttmann. Er brachte die Essenz der Flüchtlingskrise zu Papier: Zwei Schiffe auf dem Wasser, das eine ein kleines, mickriges Schlauchboot, vollgestopft mit Menschen. Das andere eine riesige Jacht. Von dem kleinen Boot ruft jemand: „Seid ihr auch Flüchtlinge?“ Von der Jacht schallt es zurück: „Ja, Steuerflüchtlinge!“ „Da ist nichts übertrieben, nichts geschönt, nichts verzerrt“, erläutert Peter Ufer die Jury-Entscheidung. „Diese Karikatur gewann, weil Humor dort anfängt, wo der Spaß aufhört. In einem Bild sehen wir Ursachen und Folgen all der Fragen, die wir uns stellen und die keiner offen klärt. Das Elend dieser Welt kommt auf uns zu. Und es hat zwei Seiten.“

Auch Platz zwei und drei, die silbernen und bronzenen geflügelten Bleistifte, üben Gesellschaftskritik. In der Karikatur „Revolution“ führt Peter Butschkow aus Berlin gesellschaftlichen Werteverfall darauf zurück, dass jeder nur noch auf sein Smartphone starrt. Der dritte Preis ging an gleich zwei Künstler: Bettina Bexte erhielt ihn für ihre Persiflage „Terrorangst in Deutschland“, in der ein Hund nun noch mit Schutzhelm vor die Tür darf. Der Bremer Zeichner AD Karnebogen wurde für sein Werk „Höher, schneller bis hierhin und weiter“ geehrt. Er zeigt die olympischen Ringe als bunte Reagenzgläser. (SZ)

Wanderausstellung „Bis hierhin und weiter!“ zum Deutschen Karikaturenpreis in der Volksbank Pirna, Gartenstraße 36, bis zum 4. August. Eintritt frei.