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Hündin ist Star im Seniorenheim

Ehrenamtlich geht ein Seifhennersdorfer in Einrichtungen, um Älteren eine Freude zu machen. Die warten darauf.

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© Rafael Sampedro

Von Holger Gutte

Seifhennersdorf. Zweimal im Monat ist Vlaaja der große Star. Dann geht Andreas Herbig mit seiner reinrassigen Eurasier-Hündin in die Seniorenpflegeheime in Ebersbach und Oderwitz. Diesmal ist das Pflegestift Oberland in Ebersbach an der Reihe. Schon am Eingang gibt es die ersten Streicheleinheiten für Vlaaja. Ergotherapeutin Stephanie Berndt begrüßt die beiden und wird sie wieder durch das Haus begleiten. Die drei haben jetzt einen straffen Zeitplan. Pro Besuchstag wollen sie mit Vlaaja die Bewohner von zwei Etagen begrüßen. „Zu allen Leuten im ganzen Haus zu gehen, wäre zu viel an einem Tag“, sagt Andreas Herbig. Der Seifhennersdorfer macht das ehrenamtlich. „Weil ich dumm bin und oft Sachen mache, für die es nichts gibt“, sagt er und fügt sofort hinterher: „Es ist einfach schön, Leuten eine Freude zu bereiten.“ Andreas Herbig leitet in Seifhennersdorf ehrenamtlich schon seit vielen Jahren den dortigen Kinder- und Jugendverein. Und durch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist der Kontakt zum Pflegestift in Ebersbach entstanden. „Wir hatten hier um die Weihnachtszeit „Rotkäppchen“ aufgeführt“, erzählt er. Vlaaja ist dabei der Hund des Jägers gewesen. Danach wollten die Heimbewohner sie unbedingt wiedersehen. Auch Pflegedienstleiterin Cornelia Neumann fand die Idee gut. Und so kam die Zusammenarbeit zustande.

Magdalena und Günter Faltin haben Vlaaja schon erwartet, als Stephanie Berndt mit ihr und Andreas Herbig das Zimmer betreten. Immer wieder streichelt die 87-jährige Leutersdorferin das Fell der Hündin. Vlaaja genießt es. Und sie weiß, dass es dabei nicht bleibt. Andreas Herbig hat der Rentnerin „heimlich“ Leckerli gegeben. Sie soll sie fest in ihrer Faust halten. Aber Vlaaja ist schneller und Magdalena Faltin lacht darüber. Dann aber klappt es. Vlaaja soll sich ihre Leckerli nämlich erarbeiten. Behutsam versucht sie mit ihrer Nase die Faust zu öffnen, um an die Belohnung zu kommen. Die 87-Jährige macht es ihr aber auch nicht schwer. „Du bist so lieb und hast so ein weiches Fell“, sagt sie.

Aber Vlaaja kann nicht lange bei ihr bleiben. Schließen warten die anderen Bewohner im ersten Obergeschoss auch auf sie. Zwei Stunden will Andreas Herbig mit ihr die Bewohner des Hauses besuchen. „Mehr geht nicht“, sagt er. Denn es ist auch für den Hund anstrengend. Stephanie Berndt steuert mit ihnen auf eine Sitzecke zu. Geduldig warten die Frauen, bis sie an der Reihe sind. Sie fangen an zu erzählen, dass auch sie früher mal Tiere hatten. Vlaaja genießt die Streicheleinheiten. Manchmal springt sie mit den Vorderpfoten auf die Knie der Leute, die sie streicheln. Andreas Herbig zeigt ihnen, wo Vlaaja es besonders gern mag. Ein Mann wehrt aber sofort ab. Er mag keine Hunde und schildert ein Erlebnis aus seiner Jugend. Seitdem hat er Angst vor ihnen. Stephanie Berndt geht trotzdem ein wenig mit Vlaaja zu ihm. Sofort nimmt der Mann wieder die Abwehrhaltung ein. „Auch das ist gut, wie er sich verhält“, sagt die Therapeutin. Er reagiert und taut auf. Vlaaja nimmt ihn gar nicht wahr. Er hat ja keine Leckerli für sie. Außerdem spürt die Hündin schon die nächste Hand, die sie genau dort krault, wo sie es am liebsten hat. „Die Frau sitzt oft ganz depressiv an ihrem Tisch. Wenn Vlaaja da ist, wird sie richtig munter“, erzählt die Ergotherapeutin. Vlaaja gibt zum Abschied jedem, der es will, noch ihr Pfötchen.

„Da ist ja wieder unser Teddybär“, wird sie auf dem Flur von einer Schwester freudig begrüßt. Andreas Herbig hat derweil Vlaajas einklappbares Trinkschälchen mit Wasser gefüllt. Die Leckerli machen durstig. Zwei Stunden Heimbesuch sind wie im Flug vergangen. Zu einem Mann muss Vlaaja aber unbedingt noch. Er liegt im Bett und kann gerade nicht aufstehen. Aber er weiß, dass Vlaaja da ist und hat sich ihren Besuch eingemahnt. Für so einen Fall hat Andreas Herbig eine Decke dabei. Vlaaja legt die Vorderpfoten auf’s Bett und so kann der Mann sie streicheln. Zum Abschied dreht Vlaaja noch im Garten eine Runde mit den Bewohnern. Alle wollen sie wiedersehen. Andreas Herbig öffnet die Autotür und sie springt rein. „Dafür opfert man doch gern seine Freizeit“, sagt er.