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Hüft-OP ist Knochenarbeit

Patienten entscheiden selbst, wann sie sich unters Messer legen. Aber manchmal haben sie keine Wahl.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Wer ein künstliches Hüftgelenk bekommt, bringt nach der Operation ein paar Gramm mehr auf die Waage. Antje Lange, Assistenzärztin und in der Facharztausbildung für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Döbeln, hatte zum Gesundheitsforum in der Sparkasse mehrere Implantate mitgebracht, die von Hand zu Hand gingen. Die Gäste sahen sich die einzelnen Teile nicht nur genau an, auch die wiegende Handbewegung war öfter zu beobachten.

In sehr lockerer Form sprach die Ärztin über eine für viele ernste und das tägliche Leben einschränkende Erkrankung, den Hüftschmerz. „Für Orthopäden ist das teilweise ein schwieriges Thema“, sagte sie. Denn die Hüfte sei ein Gelenk, das die Schmerzen nicht immer an der Stelle zeige, wo die Probleme sind. Der Schmerz strahle bis in den Rücken, die Leiste oder die Beine aus. Abnutzung, Entzündung, falsche Bewegung, aber auch Übergewicht können zu Hüftschmerzen führen.

Zwei bis vier Prozent aller Babys in Mitteleuropa werden bereits mit einer Hüftentwicklungsstörung  geboren.   Bei  den 30- bis 40-Jährigen ist ein zusätzlicher Knochenvorsprung die häufigste Ursache für Hüftschmerzen und bei den 40- bis 50-Jährigen eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes. Das betrifft in Deutschland etwa 5 000 bis 7 000 Erwachsene pro Jahr. Eine Schenkelhalsfraktur, also ein Bruch des Schenkelhalses, tritt am häufigsten bei den 50- bis 60-Jährigen auf. Ursache kann ein einfacher Fehltritt sein. Antje Lange arbeitet derzeit in der Notfallambulanz des Klinikums und betreut wöchentlich mehrere solcher Fälle. In denen ist eine Operation unumgänglich.

Dagegen entscheide der Patient in der Regel selbst, ob er sich eine Hüftprothese einsetzen lässt. „In manchen Fällen zeigt uns das Röntgenbild einen schlechten Zustand der Hüfte, aber der Patient ist schmerzfrei und kann gut damit leben. Dann werden wir nicht zu einer Operation (OP) drängen“, so die Assistenzärztin. Andererseits gebe es auch unauffällige Röntgenaufnahmen, der Patient habe aber trotzdem starke Schmerzen und Einschränkungen. Dann sei eine OP sinnvoll, wenn Physiotherapie, Schmerzmittel und andere Behandlungen keinen Erfolg bringen.

In Mittelsachsen werden jährlich etwa 970 Patienten Hüftprothesen eingesetzt, in Döbeln sind es durchschnittlich 70. Weltweit gibt es mehr als 700 verschiedene Arten solcher Implantate. „Das am häufigsten verwendete ist eine Kombination aus Keramik und Kunststoff“, so Antje Lange. Es hält etwa 15 bis 20 Jahre.

„Die Operation ist für die Ärzte Knochenarbeit“, sagt die Ärztin. Denn je nach Art der Prothese werde sie eingeschraubt, eingeschlagen oder einzementiert. Die OP dauert etwa 50 Minuten. Bereits am nächsten Tag könne der Patient mit Unterstützung des Physiotherapeuten aufstehen. Zwei Wochen Krankenhausaufenthalt folgen drei bis vier Wochen Reha zur Kräftigung der Muskulatur. Die Regel, dass der Operierte bis zu vier Monate an zwei Stützen und anschließend noch einen Monat an einer Stütze gehen sollte, gelte nicht mehr. „Sobald sich der Patient sicher fühlt, kann er ohne Stützen laufen“, sagte Antje Lange.

In diesem Jahr sind in Zusammenarbeit von Krankenhaus und Kreissparkasse noch zwei weitere Gesundheitsforen geplant, am 28. September zur Volkskrankheit Diabetes und am 9. November ein Herztag.