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Hubschrauber hilft bei Großbrand

Über 100 Feuerwehrleute und Sanitäter waren an dem im Bau befindlichen Schenker-Logistikzentrum in Radeburg im Einsatz.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radeburg. Mussten die freiwilligen Feuerwehren in den vergangenen Wochen im Landkreis zum Löschen ausrücken, brannten meist Wiesen, Felder und Wälder. Anders am Montagnachmittag. Kurz nach vier hatten Arbeiter auf dem Dach des in Bau befindlichen neuen Logistikzentrums der Schenker AG Rauch bemerkt. Vom Wind angefacht, breitete sich das dazugehörige Feuer schnell aus. Dichte schwarze Rauchschwaden hüllten die in unmittelbarer Nachbarschaft vorbeiführende A 13 ein.

„Ich hatte schon bei der Anfahrt gesehen, dass es etwas Großes sein muss“, sagte Stefan Hähre am Dienstag zur SZ. „Als wir dann in die Straße bei Schenker eingebogen sind, musste ich aber doch schlucken“, gesteht der 28-Jährige. Der stellvertretende Leiter der Berbisdorfer Ortswehr war mit seinen Kameraden einer der Ersten vor Ort und übernahm die Einsatzleitung. Sofort habe er weitere Wehren nachalarmiert. „Von unten war zwar der Rauch zu sehen, doch wo genau und in welchem Ausmaß es brennt, war überhaupt nicht klar“, so der Feuerwehrmann. Denn die Radeburger Wehren verfügen weder über einen Hubsteiger noch über eine Drehleiter. Und bis die entsprechenden Fahrzeuge aus Coswig, Weinböhla und Ottendorf-Okrilla einsatzbereit waren, dauerte es logischerweise seine Zeit.

Hilfe kam aus der Luft. Denn die Polizei konnte sich aufgrund der dichten schwarzen Rauchschwaden kein richtiges Bild von der Situation auf der Autobahn machen. Die Einsatzzentrale in Dresden schickte daher einen Hubschrauber los. Im Ergebnis wurde die Autobahn komplett gesperrt. Doch auch der Einsatzleiter der Feuerwehr konnte auf die vom Hubschrauber gelieferten Bilder zugreifen und so die inzwischen eingetroffenen Hubrettungsfahrzeuge an die richtigen Stellen dirigieren.

Stefan Hähre hatte die Zwischenzeit zudem genutzt, um die Kräfte für den Einsatz zu ordnen. „Die älteren Kameraden haben mich dabei gut unterstützt“, sagt der junge Zugführer.

Radeburgs Stadtwehrleiter Markus Mambk, der von seiner Arbeitsstelle in Großenhain nach Radeburg geeilt war, übernahm indes die Einsatzdokumentation. An der Bekämpfung des Großbrandes beteiligten sich neben den sechs Radeburger Ortswehren und den drei genannten Wehren auch Kameraden aus Moritzburg. 20 Feuerwehrfahrzeuge waren im Einsatz, dazu kommen noch die Autos des Rettungsdienstes. Insgesamt 107 Frauen und Männer.

Auch die Versorgung der Einsatzkräfte durch die Schnelleinsatzgruppe des DRK Kreisverband Dresden-Land habe gut funktioniert, sagt der Berbisdorfer. „Aufgrund der großen Hitze wurden vor allem sehr schnell viele Getränke benötigt“, ergänzt der Einsatzleiter.

Hatte die Polizei am Montag zunächst informiert, dass es keine Verletzten gab, teilte sie am Mittwoch mit, dass drei Männer, 27, 30 und 34 Jahre alt, die auf dem Dach gearbeitet hatten, mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht wurden. Der entstandene Sachschaden, so die Polizei, ist noch nicht bezifferbar. Offen ist auch, was den Brand ausgelöst hat. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Während die Vollsperrung der Autobahn nach etwa einer Stunde aufgehoben werden konnte, dauerte der Feuerwehreinsatz bis gegen 20 Uhr.

Nach den ersten Aufklärungsrunden des Hubschraubers konnte auch Kreisbrandmeister Ingo Nestler mit in die Luft gehen. „Ich hatte eine Wärmebildkamera dabei.“ Mit dieser konnte er Glutnester unter der halbfertigen Dachhaut ausfindig machen, die von den Kameraden auf den Hubsteigern und der Drehleiter dann gezielt gelöscht wurden. Später setzte die Feuerwehr auch noch eine Drohne ein.

Bauherr des Komplexes mit 20 000 Quadratmetern Logistikfläche sowie Büros und Sozialräumen ist die VGP Immobiliengrupe. Schenker wird den Neubau mit einem langfristigen Mietvertrag nutzen. Geplanter Start ist am 1. November. Ob der Termin zu halten ist, war gestern bis Redaktionsschluss von der VGP nicht zu erfahren.

Entstehen sollen in dem Schenker-Logistikzentrum auch mehr als 30 neue Arbeitsplätze. „Das Einstellen und Einarbeiten neuer Kollegen ist bereits erfolgreich angelaufen“, heißt es dazu vom Unternehmen. „Es gibt jedoch auch noch unbesetzte Stellen im Bereich der Fachlageristen und bei den Fachkräften für Lagerlogistik.“