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Hotel wird zur Baustelle

Die neuen Besitzer des Ambiente Hotels haben begonnen, das Haus umzugestalten. Es soll sich nicht nur im Inneren verändern.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Wie es in dem Raum hinter der Rezeption aussieht, lässt sich durch die milchige Folie kaum erahnen. Anna Koken schiebt die Plane kurzerhand beiseite und gibt den Blick frei. Auf Metallstützen, Bauschutt, aufgehackte Wände, Zementsäcke. Eine typische Baustelle ist das – mitten im Ambiente Hotel. „Das wird der neue Frühstücksraum“, sagt die Çhefin, ehe sie die Plane wieder zurückzieht.

Seit zwei Wochen sind in Strehlas einzigem Hotel die Bauarbeiter zugange. Und für die kurze Zeit haben sie schon einiges geschafft. In den drei Gästezimmern sind die neuen Bäder mit dem glatten grauen Marmorputz und den neuen Duschen schon fast fertig. Auch die neue Küche neben dem künftigen Frühstücksraum ist so gut wie komplett durchgefliest.

Aber es wartet auch noch jede Menge Arbeit: Fußböden erneuern zum Beispiel, Armaturen installieren, Möbel und Geräte montieren, Wände streichen. Bis Ostern soll das im Erdgeschoss alles passiert sein. Dann beginnt das Frühjahr und für das Drei-Sterne-Hotel die Saison.

Gästebetrieb gibt es im Ambiente Hotel allerdings auch jetzt im Winter. „Wir können uns nicht leisten, zu schließen“, sagt Anna Koken. Im Moment logieren allerdings keine Urlauber, sondern Handwerker in den Zimmern der oberen Hoteletagen. „Das passt ganz gut, die gehen früh zeitig und kommen abends spät.“ Damit bleibe genug Zeit, damit gebaut werden kann.

Sieht man von der Unterstützung einer Mitarbeiterin ab, kümmert sich Anna Koken momentan allein um den Hotelbetrieb inklusive Baustelle. Wer fehlt, ist ihr Kollege und Ehemann Marcel. Ein Hörsturz vom vorigen Jahr habe eine OP nötig gemacht, erzählt Anna Koken. Ihrem Mann in der Klinik beistehen kann die gebürtige Polin nicht. Das Geschäft im Ambiente Hotel, das die beiden im August 2017 übernommen haben, müsse weiterlaufen. „Ich mache mir schon sehr viele Sorgen“, sagt die Hotelchefin. Und für einen kurzen Moment wirkt die ansonsten heitere Anfang-Fünfzigjährige beklommen. Die viele Arbeit lenke sie von schweren Gedanken ab, sagt sie dann und ihr Lachen kehrt zurück. „Was soll ich machen? Weinen bringt nichts.“ Anna Kokens Devise: „Wie bei der Baustelle: Augen zu und durch.“

Sechsstellige Investition

Noch bis Jahresende wollen die Kokens ihr Hotel auf Vordermann bringen. Allerdings mit Pause über den Sommer, damit die Gäste nicht gestört werden. Am Ende soll das Ambiente Hotel dann mit einem umgestalteten Inneren daherkommen. Und auch äußerlich soll sich das Gebäude an der B 182 verändern. Farblich zumindest. Statt dem jetzigen Gelb- werde die Fassade wahrscheinlich einen Grünton bekommen, verrät Anna Koken. Ab dem Herbst sollen auch die Zufahrt im Hof neu gepflastert und verbreitert sowie der zum Schloss ausgerichtete Garten verschönert werden. Sitzgruppen sollen entstehen, vielleicht mit Grill.

Den Umbau des 1993 errichteten Hotels lassen sich die neuen Betreiber knappe 200 000 Euro kosten, sagt die Chefin. „Viel Geld.“ Dass sich diese Investition auszahlt, da ist Anna Koken allerdings optimistisch. Auch weil das Hotel inzwischen Buchungen übers Internet und einschlägige Portale anbietet, sei eine höhere Nachfrage spürbar. Und die Gäste kämen nicht nur aus Deutschland oder Europa. „Wir haben dieses Jahr schon Buchungen aus Australien und Neuseeland.“ Trotz allem könne man aus dem Potenzial Strehlas noch mehr rausholen, findet Anna Koken. Gäste hätten zum Beispiel öfters gefragt, ob man nicht ins Schloss hinein könne.

Auch andere Dinge um Umfeld sieht die Hotelbetreiberin mit einer gewissen Sorge. Kürzlich habe es der Zufall gewollt, dass alle Gaststätten der Stadt geschlossen waren. „Das ist natürlich nicht schön, wenn Gäste bei uns übernachten und in Strehla nichts zu essen finden.“ Anna Koken freut sich deshalb schon auf ihre neue Küche. Im Notfall könne sie dann selbst ein Abendessen kredenzen.

Sich für Strehla entschieden zu haben, bereut Anna Koken trotz allem nicht. Die ganze Gegend sei touristisch attraktiv, sagt sie. Dass nun auch ihr Hotel noch an Attraktivität zulegt, dem fiebert Anna Koken spürbar entgegen. Sie will, dass die Kompromisse die Anfangszeit enden. „Bis jetzt müssen wir die Gäste um Verständnis für das ein oder andere bitten“, sagt sie. „Wir wollen aber nicht, dass die Gäste Verständnis haben müssen, sondern, dass sie sich wohlfühlen.“ Mit dem Umbau dürfte das Haus dabei auf einem ganz guten Weg sein.