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Hotel im Nirgendwo zieht die Gäste an

Cornelia und Patrick Liebig führen das Augustusberg-Hotel in Bad Gottleuba. Hirsche und Sterne spielen hier eine besondere Rolle.

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© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Bad Gottleuba. Sie sind beide temperamentvoll, er ist fürs Hotel, sie für die Gastronomie zuständig – und sie sind Mutter und Sohn. Das hat beim Zusammenarbeiten Vor- und Nachteile, sagen Cornelia und Patrick Liebig. „Aber mehr Vorteile.“

Sie ist die gute Seele und die Deko-Fee im Hotel Augustusberg, sagt der Sohn. Er hat im schweizerischen Luzern Hotelmanagement studiert. „Das war eine harte Schule.“ Das Diplom als Hotelier-Restaurateur hängt neben der Rezeption. Dort, wo das Kuchenbüfett die Blicke der Ankommenden auf sich zieht und ein Schild „Freibier gab‘s gestern“ verkündet. Das haben die Liebigs in München gefunden.

Patrick Lindner steht auch an der Rezeption. Gerade verabschiedet er einen Gast und übergibt ihm ein kleines Abschiedsgeschenk. Ein Keks mit dem Logo des Hotels. Der Junior räumt ein, von dem Hotel im Wald bei Gottleuba nichts gewusst zu haben, bis es die Mutter erwarb. Vom „Hotel im Nirgendwo“ ist es für ihn zum „Hotel mit Aussicht“ geworden. Im doppelten Sinne.

Die Aussicht von hier oben ist einfach toll und macht‘s, sagen die Liebigs. Im ersten Jahr nach der Übernahme im August 2015 habe man die Gästezahlen verdoppeln können. Inzwischen liege die Auslastung bei 75 Prozent. Der Wellnessbereich wurde schon ergänzt und soll ausgebaut werden, ebenso wie die zu kleine Küche. Das Dresdner Zimmer soll auch noch folgen, es ist ein Raum für Feiern. Die Gäste kommen nachmittags zum Kaffee trinken und zum Feiern. Ihnen soll künftig auch Kultur geboten werden. Die Wochenenden sind schnell ausgebucht.

Der derzeitige Service und das Angebot wurden nun mit der Bestätigung der Drei-Sterne-Plus-Kategorie anerkannt. Sie gilt nun bis Oktober 2019. Die Liebigs wollen es auch danach bei den drei Sternen belassen. Die Anforderungen für die vier Sterne seien zu hoch. „Wir wollen lieber ein gutes Drei-Sterne-Hotel als ein schlechtes Vier-Sterne-Haus sein“, sagen sie.

Ein Paar, das unbedingt im Hotel feiern wollte, verlegte extra noch einmal den Termin im Standesamt, weil das Hotel da bereits voll war. Das sind die Geschichten, die die Liebigs gern erzählen und die sie optimistisch in die Zukunft schauen lassen. Viele Jahre prägte die Familie Ihle das Augustusberg-Hotel, von 1991 bis 2014. Birgit Ihle hatte das Haus nach dem Tod ihres Mannes weitergeführt. Sie verkaufte schließlich an einen Unternehmer, der einen gläsernen Aussichtspunkt, Skywalk genannt, bauen wollte, das Hotel aber nach reichlich einem Jahr wieder verkaufte. Nun trägt es die Liebig-Handschrift. Vom Skywalk, dem Weg über den Wipfeln, haben sie sich verabschiedet und bekommen dafür viel Zuspruch. Zu ihrer Handschrift gehören stattdessen Hirsche.

Auf den Kissen, den Tischdecken, den Polstern, den Decken im Massageraum, als Keramik im Regal, als Leuchter auf dem Tisch vorm Kamin. Dezent, aber allgegenwärtig. Nur auf den röhrenden Hirsch in Öl an der Wand wird verzichtet. Das wäre dann doch zu viel. Aber so ein bisschen Hirsch passt zum Wald rund um das Hotel, sagt Cornelia Liebig. Genau wie die Pilze, die ein Gottleubaer für die Hotelküche sammelt.

Nächstes Jahr wird das Hotel auf dem Augustusberg 120 Jahre alt. Patrick Liebig fängt schon mal an zu recherchieren.