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Hospitalprojekt in Afrika wächst

Ein Verein aus Vierkirchen und Niesky engagiert sich seit Jahren. Am Freitag reist ein kleines Team nach Tansania.

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© André Schulze

Von Anja Gail

Ein wenig Aufregung macht sich bei Josepha Walter breit, aber vor allem Spannung. Am Freitag wird die 18-Jährige aus Daubitz mit zwei weiteren Mitstreitern vom Verein „Lahfa“ nach Tansania fliegen. Das erste Mal in ihrem Leben geht es nach Afrika. Ganz spontan und kurzfristig. Denn dazu ist die junge Frau, die gerade ihr Abi in der Tasche hat, durch persönliche Kontakte auf einer Familienfeier gekommen.

Ein anderes Projekt im Ausland hatte sich zerschlagen. Und nun stellte sich in einem Gespräch heraus, dass der Verein, der seine Ansprechpartner vor allem in Vierkirchen und im Nieskyer Raum hat, einen Dolmetscher für die zweiwöchige Reise und jede helfende Hand vor Ort sehr gut gebrauchen konnte. Mit den Englischkenntnissen von Josepha aus dem Abi-Leistungskurs fühlen sich die anderen beiden Mitstreiter für die Reise gut gerüstet.

Einer von ihnen ist Torsten Roschk aus Kreba. Er hat den Verein vor elf Jahren mit gegründet und war im vorigen Sommer frohen Mutes, als eine neue Aktion „400 Helfer gesucht“ gestartet wurde. Zwischen dem damaligen Zeitpunkt und dieser Woche liegen turbulente Monate mit einem tollen Start, einer langen Durststrecke, unerwarteten Fügungen und familiären Herausforderungen, sagt er.

Doch zum Anfang vor einem Jahr zurück: In Singida gibt es bereits eine Krankenstation, die mit großer Unterstützung des Vereins vor Jahren entstanden ist. Etwa 150 Patienten am Tag werden dort behandelt. Aber es fehlt ein Hospital. So entschloss sich der Verein, 55 000 Euro für erdbebensichere Fundamente bereitzustellen. 15 000 Euro waren bereits da. Der größere Rest sollte durch eine Spendenaktion zustande kommen. Dafür wurde die Heldensuche gestartet, angelehnt an eine Idee, die von den Afrikanern selbst in Singida praktiziert worden war. Dort hatten 400 Leute für die Sanierung einer Kirche innerhalb eines Jahres 50 000 Euro zusammen getrommelt.

„Alles ging auch bei uns super los“, sagt Torsten Roschk. Ein großes Plakat, das für die Aktion warb, ging in der Region auf Wanderschaft. Und plötzlich kehrte Stille ein. „Ich hatte auch privat viel um die Ohren und stand im November vor der großen Frage, wie wir das schaffen und weiter verfahren sollten.“ Auf einmal, wie von Geisterhand, traf binnen kurzer Zeit so viel Geld auf dem Spendenkonto des Vereins für das Projekt in Afrika ein, dass die komplette Summe bereitstand. Der Bau der Fundamente war vor Ort eine Sache von acht Wochen. Ende Januar waren die Fundamente samt herausragenden Säulen fertig. Parallel dazu hatten die Afrikaner von sich aus eine Zahnarztstation auf dem Gelände in Singida errichtet. Ein weiterer Hilferuf traf in Deutschland ein: „Könnt ihr uns mit der Ausstattung unterstützen?“

Der Görlitzer Zahnarzt Dr. Rüdiger Pfeifer, der sich auch in Afrika engagiert, half dem Verein mit seinen Erfahrungen weiter. Er konnte ganz klar sagen, was vor Ort benötigt wird und an Technik überhaupt sinnvoll ist. Dann ergab sich noch der Kontakt zu einer Firma in Marburg, die im Bereich der Medizintechnik arbeitet und Projekte in der Dritten Welt verfolgt.

Mithilfe dieses Teams wurde ein tropentauglicher Zahnarztstuhl aus Brasilien angeschafft und mit Zubehör ausgestattet, das größtenteils ohne aufwendige und anfällige PC-Technik funktioniert. Dieses zusätzliche Projekt, das noch einmal über 10 000 Euro gekostet hat, konnte der Verein ebenfalls über Spenden bezahlen. Die afrikanischen Zahnärzte warten nun schon mit großer Spannung. Die Technik ist als Luftfracht vor wenigen Tagen verschickt worden. Nun werden Josepha Walter, Torsten Roschk und Ralf Dewart am Freitag folgen, um die Ausstattung der Station in Singida aufzubauen. Vereinsmitglied Ralf Dewart hat alles zu Hause geplant. Er wird das mit der Technik vor Ort handhaben. „Ich unterstütze ihn dabei“, erzählt Herr Roschk. „Wir werden alles gemeinsam in der Zahnarztstation einbauen.“

Ähnliche Aktionen haben die beiden Männer schon in Afrika gemeistert. Deshalb ist ihnen nicht bange. Wenn diese Arbeit geschafft ist, wollen sie die Zeit nutzen, um das Krankenhausprojekt mit den afrikanischen Partnern zu besprechen. Und sie wollen aufs Land fahren, dorthin, wo die Ärmsten der Armen leben, ohne Wasser und Strom. „So ein medizinisches Zentrum ist wie ein Leuchtturm“, erzählt Herr Roschk. Aber die Menschen vom Land müsse man auch ermutigen, diese Hilfe anzunehmen.

„Lahfa“ steht für „Love and help for Afrika“ (Liebe und Hilfe für Afrika); Kontakt zum Verein über Buchholz Nr. 90 in 02894 Vierkirchen; info(at)lahfa.de; Spendenkonto bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien mit der Iban: DE 98850501003100010964.