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Hornbach verärgert Kunsthistoriker

Der Görlitzer Baumarkt nimmt alte Bilder an, um sie zu vernichten. Auch echte Schätze?

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© Screenshot: SZ

Von Ingo Kramer

Auf den ersten Blick ist es ein simpler Werbegag: Wer vom 18. Oktober bis 29. November ein altes Bild bei Hornbach abgibt und ein neues zum Preis von mindestens 49 Euro kauft, bekommt eine Prämie von 15 Euro für das alte Bild. Ab einem Preis von 69 Euro sind es sogar 20 Euro Prämie. Und das nicht nur in Görlitz, sondern deutschlandweit in allen Hornbach-Märkten und sogar im Internet.

Für den Radebeuler Kunsthistoriker Claudius Noack ist es allerdings kein Werbegag. Er hat bei Hornbach nachgefragt und erfahren, dass die alten Bilder allesamt zerstört werden. Das sei „höchst bedenklich, ein Akt von Kulturbarbarei“. Denn auch wenn ihm klar ist, dass die meisten Bilder, die abgegeben werden, tatsächlich nichts Wert sind, so fürchtet er, dass ab und an vielleicht doch ein Original von künstlerischem Wert dabei ist.

Auch in Görlitz stößt die Hornbach-Aktion nicht auf ungeteilte Zustimmung. So wünscht sich Joachim Rudolph, Chef des Aktionskreises, dass der Görlitzer Markt sich an der Aktion nicht beteiligt. Auch Joachim Mühle, Kulturamtsleiter beim Landkreis, ist nicht begeistert: „Wenn die Aktion dazu führt, dass Kunstwerke vernichtet werden, dann ist sie fragwürdig.“

Ähnlich argumentiert Kunsthistoriker Kai Wenzel, der bei den Görlitzer Sammlungen tätig ist. Andererseits kann er sich aber nicht vorstellen, dass in Görlitz Tausende Hornbach-Kunden mitmachen. Trotzdem bietet er seine Hilfe an: „Hornbach könnte die abgegebenen Bilder sammeln und ich würde sie am Ende der Aktion kostenlos prüfen.“ Das wiederum fände Mühle gut: „Wenn die Werke dadurch gerettet und der Öffentlichkeit übergeben werden könnten, wäre das für Hornbach eine positive Werbeaktion“, glaubt Mühle. Die Gefahr würde somit zur Chance. Er würde sich wünschen, dass das nicht nur in Görlitz so praktiziert wird, sondern in allen Märkten des Unternehmens.

Hornbach-Sprecher Florian Preuß nimmt das Angebot wohlwollend zur Kenntnis: „Da uns keine Kosten entstehen, kann ich mir das tatsächlich gut vorstellen.“ Allerdings muss Wenzels Angebot jetzt erst einmal bei Hornbach intern geprüft werden. Denn: Sollte Wenzel tatsächlich Schätze entdecken, wem gehören diese dann? Hornbach hat den Kunden in der Werbeaktion schließlich versprochen, dass die Bilder vernichtet werden. Könnte das Unternehmen die Werke also einfach selbst behalten? Oder einem Museum schenken? Antworten auf diese Fragen will Hornbach bis Montag finden.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen. Der Kunsthistoriker Marius Winzeler, der in Görlitz lebt und in Zittau als Museumschef arbeitet, hat keine Befürchtungen, dass bei der Bildertauschaktion Werte vernichtet werden: „Ich glaube, dass die meisten Menschen einschätzen können, ob sie ein Original-Ölbild oder nur eine einfache Reproduktion bei Hornbach abgeben.“ Außerdem könne auch jeder privat Bilder in die Mülltonne werfen.

Laut Florian Preuß haben auch im Görlitzer Markt bereits Kunden an der Aktion teilgenommen. Zu genauen Zahlen hält sich sein Unternehmen bedeckt. Wertvolle Kunstwerke seien in Görlitz ganz sicher nicht vernichtet worden: „Vielmehr handelt es sich bei den bislang abgegebenen Motiven um von den Kunden selbst gebastelte oder gemalte Werke, die sich in keinem guten Zustand befinden.“

Hornbach weist seine Kunden bei der Aktion ausdrücklich darauf hin, dass Kunstwerke, die einen monetären oder emotionalen Wert haben, auf keinen Fall zerstört werden sollten: „Wir empfehlen allen Kunden, die Bilder im Zweifelsfall von einem Experten prüfen zu lassen, bevor sie zerstört oder eingetauscht werden.“ Alle Mitarbeiter seien angewiesen, jeden Kunden, der Gemälde und andere Bildoriginale mitbringt, zu fragen, ob die Bilder von einem Experten begutachtet wurden und die Herkunft der Bilder geklärt ist. Für Noack ist die Sache damit aber nicht geklärt: „Solange das Angekaufte nicht durch Experten gesichtet wurde, können wir nicht wissen, worum es sich handelt.“