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Honeckers Treppe

Details erinnern daran, dass der Komplex auf der Bautzner Straße mal ein Stasi-Gebäude war. Dort sind nun Wohnungen mit einem besonderen Konzept entstanden.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Uwe Herrmann von der Böblinger Firma Ventar ist in Sachen Sanierung ganz bestimmt nicht unerfahren. Seit weit über zehn Jahren hat der Investor sich schon darauf spezialisiert, in Dresden vor allem denkmalgeschützte Immobilien herauszuputzen. Doch ein Projekt wie auf der Bautzner Straße ist auch für ihn eine Herausforderung. Zum einen ist es mit 74 Wohnungen sein bislang größtes Vorhaben, zum anderen hat der dreiteilige Komplex eine ganz besondere Vergangenheit.

Denn die Gebäude 116 und 116a wurden zu DDR-Zeiten von der Stasi als Haftanstalt und Bezirksverwaltung genutzt, zwischen 12 000 und 15 000 Häftlinge waren bis 1989 dort. 1997 wurde ein Teil zur Gedenkstätte umgebaut, seit 19 Jahren steht der Komplex unter Denkmalschutz. Deswegen sind in dem frisch fertiggestellten Teil mit der Hausnummer 116 auch noch einige Details aus der zwielichtigen Vergangenheit zu entdecken.

So wurde der Eingangsbereich in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt, Glasvitrinen und Holztüren im großzügigen Foyer sind ein Zeugnis des DDR-Baustils. Und auch das Treppenhaus, das die künftigen Bewohner zu ihren vier Wänden führt, ist noch aus alten Zeiten. „Dieses Geländer hat Honecker mal berührt“, sagt der Investor beim Gang nach oben. Und auch so mancher Häftling dürfte den dunkelbraunen Lauf in seinen Händen gehabt haben. In den Appartements zeigt sich ein ganz anderes Bild: Hell, freundlich und modern sind die 19 Wohnungen geworden.

Das ist soweit noch nichts Besonderes. Doch Herrmann setzt in der Bautzner Straße auf ein spezielles Konzept, mit dem besonders Studenten angelockt werden sollen. In jeder der vier Etagen befinden sich sogenannte Duo-Appartements. Dabei sollen die Wohnungen immer im Zweierpack verkauft werden, eine mit und eine ohne Einbauküche. Die Appartements können dann zusammengelegt und von Wohngemeinschaften genutzt werden. Ist das nicht gewünscht, können sie aber auch einzeln bewohnt werden – Anschlüsse sind in der Wohnung ohne Küche ebenfalls vorhanden.

Bis jetzt ist das Konzept noch nicht ganz aufgegangen, WGs sind nicht unter den Interessenten. Allerdings kämen viele sowieso erst zum Wintersemester im Oktober in die Stadt, beruhigt Samer Mohamed seinen Partner.

Mohamed arbeitet für die Dresdner Firma SMC Deutsche Generalbau und schon seit über zehn Jahren mit Herrmann zusammen. Seitdem ist auch das Team das gleiche – vom Estrichleger bis zum Elektriker. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt der schwäbische Investor. Auch mit dem Denkmalschutzamt seien die Abläufe mittlerweile schon so eingespielt, dass die Sanierungen schnell vorangehen. So auch in der Bautzner Straße. Anfang 2015 hatten die Arbeiten an dem dreiteiligen Komplex begonnen, bereits im November wurden die Wohnungen im Haus 112 bezogen. Ab April ist dann auch die 116 wieder belebt. Doch das ist für die Ventar und die SMC noch nicht das Ende.

Denn der größte Abschnitt hat erst im Oktober vergangenen Jahres begonnen. In der 116a entstehen noch einmal 36 Wohnungen. Eigentlich wollten die Bauleute Anfang 2017 abrücken. Doch nun sollen die Appartements sogar noch in diesem Jahr bezogen werden. Dabei wurden die Unternehmen – wie bei den meisten ihrer Bauprojekte – auch diesmal nicht von Überraschungen verschont.

So kamen beim Abtragen von Mauern Stahlträger zum Vorschein, die nun mitten im Wohnzimmer stehen würden. Mit Grundrissveränderungen und Arbeiten an den Trägern konnte aber auch dieses Problem schnell gelöst werden. Und so kann noch in diesem Jahr dort gewohnt werden, wo einst Honecker die Stasi besuchte.