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Holzwurm im Ausland

Mario Hennig ist als Kettensägenschnitzer bekannt. Nun organisiert er erstmals ein Event der Holzkünstler in Tschechien.

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© Matthias Weber

Von Rolf Hill

Eibau. Betritt man das Grundstück von Mario Hennig am Fuße des Eibauer Beckenbergs, fühlt man sich sofort in eine andere Welt versetzt. Umgeben von märchenhaften Figuren, Vögeln und anderem Getier, allesamt unter geschickten Händen aus großen und kleinen Baumstämmen gefertigt, werden Erinnerungen aus der Sagenwelt lebendig. Wenn man bedenkt, dass all das mithilfe eines recht groben Werkzeuges, nämlich der Kettensäge, entstand, kommt man ins Staunen.

„Das ging mir am Anfang ganz genauso“, bekennt der 47-Jährige Hennig. „Ich verbrachte 2004 meinen Urlaub in den Masuren“, erinnert er sich. „Dort entdeckte ich in einem kleinen polnischen Dorf mehrere wunderschöne, geschnitzte Holzfiguren“. Besonders ein überlebensgroßer deutscher Ordensritter hatte es ihm damals angetan. Als gelernter Forstarbeiter schon von Natur aus mit dem Material Holz verbunden, beschloss er: „Das versuche ich zu Hause selbst.“ Seine Liebe zu den Mythen und Sagen der Oberlausitz tat ein übriges. Inzwischen ist das aus Nordamerika stammende „Chainsaw Carving“, wie das Kettensägenschnitzen auf Englisch heißt, ein wesentlicher Teil seines Lebens geworden. Längst ist der „Holzwurm Mario“, wie er von seinen Freunden gern genannt wird und als der er sich selbst ebenfalls sieht, kein Einzelkämpfer mehr. Davon zeugen viele seiner Figuren, nicht nur in der Oberlausitz, sondern auch über die Grenzen hinweg.

Ein Zentrum seiner Aktivitäten sind der benachbarte Beckenberg und das ehemalige Museum auf dem Berg. Nachdem es einige Jahre leer stand, übernahm es vergangenes Jahr der neu gegründete Verein „Freunde des Beckenbergs“, zu dem auch Mario Hennigs enger Freund André Meyer, langjähriger Wirt der Baude gehört. Schnell entwickelten sich der bewaldete Gipfel und das ehemals verwaiste Gebäude mitseinen großen und kleineren hölzernen Kunstwerken zu einer Sehenswürdigkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass von den Aktivitäten und unüberhörbaren Klängen der Kettensäge nicht nur Wanderer, sondern auch andere „Holzwürmer“ angezogen wurden. Freundschaften wurden geknüpft, und man traf sich immer wieder auf dem Berg zum Austausch und zur Arbeit. Das letzte Treffen war erst im Mai. „Es war nun schon das siebte“, berichtet Hennig. Ihn freut besonders, dass wieder neue Freunde dabei waren. Nun wartet ein weiterer Höhepunkt, der sich einen festen Platz im Kulturkalender erobern könnte.

„Eines Tages rief mich Krýstina Petrásková von der Stadtverwaltung Hrádek nad Nisou (Grottau) an“, erzählt Hennig. „Sie hatte von unserem nicht alltäglichen Hobby gehört und wollte sich einfach mal umschauen.“ Gesagt getan, doch dabei blieb es nicht. So dachte man gemeinsam über ein eventuelles Treffen mitten im Dreiländereck nach. Auch Bürgermeister Josef Horinka war gleich begeistert. So wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Und was lag näher, als das Areal des Krýstina-Sees für dieses Event auszuwählen. Vom 20. bis 23. Juli werden nun nahe des Hochseilgartens die Kettensägen ihr Lied singen. Auf Mario Hennigs Einladung haben bisher zwölf deutsche, polnische und tschechische Schnitzer ihre Teilnahme zugesagt. Im Mittelpunkt steht auch diesmal die Welt der Mythen und Sagen der Grenzregion. Der Eibauer selbst und seine drei Freunde werden als Gemeinschaftswerk eine Bank zum Thema „Zwerg Gerbot und die Spreequelle am Kottmar“ gestalten. Die Pläne der anderen Künstler kennt Hennig noch nicht. Übrigens werden nach Abschluss des Treffens alle dabei geschaffenen Figuren am Krýstina-See verbleiben.

Natürlich sei es auch möglich, ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu sehen, bestätigt Mario Hennig. Dazu eigne sich besonders Sonnabend, der 22. Juli, denn da könne man am Nachmittag mit musikalischer Untermalung schon die Ergebnisse mit eigenen Augen begutachten.

Aus dem Programm für den 22. Juli: 14 Uhr, Eröffnung durch den Bürgermeister Josef Horinka von Hrádek nad Nisou (Grottau); 15 Uhr, Folk-Rock-Band „Jarret“ aus Liberec (Reichenberg); 18 Uhr, Kapelle „S. V. R.“