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Holzmarkt schließt

Der Betreiber des Geschäftes an der Dresdener Straße in Bautzen hört zum Monatsende auf. Noch ist ungewiss, wie es auf dem Gelände weitergeht.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Roderich Seidel sitzt auf einem Bretterstapel im Verkaufsraum des Holzmarktes an der Dresdener Straße. Noch sind die Regale und Ausstellungsflächen gut gefüllt. Doch das wird sich bald ändern. Denn für Heimwerker und Hobbybastler bietet sich in den nächsten Tagen die günstige Gelegenheit, Holz in allen Variationen preisgünstig zu erwerben. Roderich Seidel muss alles ausverkaufen, denn der Holzmarkt schließt zum Monatsende. Damit geht auch für den 66-Jährigen eine Ära zu Ende.

Denn Roderich Seidel hält seinem Betrieb nun schon seit 1977 die Treue. „Ich habe seitdem alle wechselvollen Etappen in der Firmengeschichte mitgemacht“, sagt er. Der gebürtige Berliner war zunächst Hauptbuchhalter und danach Betriebsleiter. Im Jahr 2000 pachtete er den Betrieb von den Eigentümern, der Richter KG. Nun kommt ihm die Aufgabe zu, alles abzuwickeln, bevor er in Rente gehen kann. Wehmut sei da schon dabei, obwohl er selbst ja in den Ruhestand wechselt. Aber er hätte auch gerne noch weitergemacht. Die drei Mitarbeiter, die er zuletzt noch beschäftigt hatte, gehen erst einmal einer ungewissen Zukunft entgegen. „Aber sie sind Fachkräfte genug, sodass ich ihnen gute Chancen ausrechne“, sagt Roderich Seidel.

Der Berliner war nach seinem Studium in Dresden in der Oberlausitz geblieben, der Liebe wegen. Seine Frau ist Bautzenerin. „Als ich in den Betrieb einstieg, war er noch ein Sägewerk, und zwar eines mit einer langen Tradition“, blickt Seidel zurück. Das Sägewerk war in den 1920er Jahren von der Familie Richter gebaut worden, damals noch auf der grünen Wiese. Wie so viele Betriebe, die mehr als zehn Mitarbeiter hatten, wurde auch das Sägewerk 1972 verstaatlicht und hieß seitdem Volkseigener Betrieb (VEB) Sägewerk Bautzen. Unter bis heute nicht ungeklärten Umständen brannte das Sägewerk im März 1990 ab. Da es wegen der Schäden nicht mehr wieder aufgebaut werden konnte, entschieden sich die Alteigentümer, die das Objekt inzwischen zurückerhalten hatten, stattdessen einen Holzhandel aufzuziehen, der genau am Tag der Währungsunion, dem 1. Juli 1990 eröffnet wurde.

Fast wie in einem Tante-Emma-Laden

Die Zeit war günstig – die Ware wurde ihnen regelrecht aus den Händen gerissen. Nach den Mangeljahren in der DDR waren Baustoffe plötzlich in großer Bandbreite erhältlich. Doch dieser Boom ebbte irgendwann ab. Die Konkurrenz durch Baumärkte und Baustoffhandlungen wurde immer größer. Viele Produkte wurden verramscht und auch das Internet wuchs zu einer starken Konkurrenz heran. „Altersbedingt gab es seitens der Familie Richter im Jahr 2000 kein Interesse, das Handelsgeschäft weiterzuführen, sodass ich das Geschäft übernahm“, sagt Roderich Seidel. Er führte das Unternehmen unter dem Namen Holzmarkt Bautzen erfolgreich bis zum heutigen Tage weiter. „Unser Plus war die sehr persönliche Kundenberatung, fast wie in einem Tante-Emma-Laden“, sagt Seidel. So seien regelrecht persönliche Bindungen entstanden.

Zu den Kunden gehörten neben Privatpersonen auch Zimmereien und Dachdeckereien. Zu guten Zeiten gab es auch eine Lehrlingsausbildung, die aber 2002 eingestellt wurde. Nun ist für Roderich Seidel der Pachtvertrag ausgelaufen, der auf 15 Jahre befristet war. Deshalb schließt er nun den Markt für immer. Bis jetzt steht noch nicht fest, wie es auf dem Grundstück weitergehen wird. Lediglich eine Lagerhalle ist noch an ein Unternehmen vermietet.