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Holz fasziniert ihn noch immer

Herbert Steude lernte Stellmacher und wurde Meister in dem ausgestorbenen Handwerk.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Leisnig. Lächelnd sitzt der mittelgroße, schlanke 84-jährige Herbert Steude in seinem Wohnzimmer. Vor wenigen Tagen erhielt der Stellmachermeister von der Handwerkskammer den Goldenen Meisterbrief. Obwohl er als Kind nicht begeistert war, Stellmacher zu lernen, kam für ihn nichts anderes infrage. „Ich wuchs in einer Stellmacherei auf“, erzählt er. „Als ich in die vierte oder fünfte Klasse ging, sagte mein Onkel, du wirst Stellmacher. Da hab ich mir weiter keinen Kopf gemacht“ Weil es in den 50er Jahren fast keine Lehrstellen gab, durfte er nicht wählerisch sein. Kurz vor Kriegsende 1945 kam er aus der Schule. Bei seinem Onkel in Strocken fing er mit der Lehre an. Doch der Onkel wurde kurz vor Kriegsende von einem Russen erschossen. Herbert Steude ging nach Clennen. Dort lernte er bis 1954 bei einem anderen Stellmacher. Anschließend arbeitete er als Geselle. Später ging er nach Ostrau bei Zschoppach zu einer Landmaschinenfirma. Dort baute er Einbaudreschmaschinen für die Bauern. Die Löhne im Handwerk waren zu dieser Zeit niedrig und Steude wollte heiraten. Deshalb suchte er sich eine Stelle im Döbelner Karosseriewerk. Weil ihm die Idee kam, sich selbstständig zu machen und das nicht ohne Meisterbrief ging, absolvierte er 1955 die Meisterschule. Bis 1985 arbeitete Herbert Steude im Karosseriewerk. Weil ihm die Fahrerei nach Döbeln zu viel wurde, ging er als Tischler ins Leisniger Krankenhaus. Bis 1992 arbeitete er dort. Dann wurde er in den Vorruhestand versetzt. Als Meister wurde er nie eingesetzt. Grund dafür war, dass er in keiner Partei war. Außerdem engagierte er sich kirchlich. Das sahen die Genossen nicht gern.

„Stellmacher ist eine wunderbare Arbeit“, sagt er. „Damals, als die Neubauern anfingen gab es viel zu tun. Es wurden nicht nur Räder angefertigt, sondern auch Eggen.“ Holz hält er für einen schönen Werkstoff. „Es fasziniert mich noch immer“, erklärt er. Noch heute werkelt er damit. „Ich helfe meinen beiden Söhnen“, sagt er. Einer ist Restaurator in der Leisniger Kirche. „Da ist immer Mal was zu reparieren.“ Der andere Sohn malt. „Für den fertige ich Bilderrahmen an.“ Auch seinen Nachbarn und Freunden hilft er ab und zu. So ist der Ruhestand für ihn ein bisschen auch ein Unruhestand.