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Holpriger Start im neuen Heim

Das Seniorenpflegezentrum Hörnitz wurde wegen Brandschutz-Problemen nach kurzer Zeit wieder geräumt. Die Bewohner sind zwar zurück, doch die Schuldfrage ist offen.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Hörnitz. Für die 20 Bewohner des Waltersdorfer Altenpflegeheims „Julius-Lange-Villa“ der Sozialstation Mittelherwigsdorf sind die vergangene Adventszeit und das Weihnachtsfest mit viel Aufregung verbunden gewesen. Zum einen, weil sie Anfang Dezember ins neue Seniorenpflegezentrums der Sozialstation in Hörnitz umgezogen sind. Zum anderen aber, weil sie nur wenige Tage in dem im November fertiggestellten Heim blieben und dann zurück nach in Waltersdorf gebracht wurden.

Eine Angehörige eines Heimbewohners hat ihren Ärger darüber in einem Brief an die SZ kundgetan. „Der Umzug nach Hörnitz sollte im November geschehen, was sich aber verzögerte. Durch eine sehr kurzfristige Information von drei Tagen sollte der Umzug am 5. Dezember erfolgen“, schreibt die Frau. „Die Heimbewohner wurden mit ihrer persönlichen Habe ins unfertige Heim (in Hörnitz – d. Red.) gebracht. Da der Fahrstuhl noch nicht in Betrieb war, saßen die alten und kranken Leute mehrere Stunden in einem kalten Raum und warteten.“ Das gesamte Umfeld im neuen Pflegezentrum sei für Heimbewohner, aber auch fürs Personal unzumutbar gewesen, schreibt die Angehörige weiter.

Nach zwei Wochen habe es dann die Hiobsbotschaft gegeben, dass die Heimbewohner wieder in der „Julius-Lange-Villa“ in Waltersdorf sind. „In den Abendstunden waren die pflegebedürftigen alten Leute in dieser Jahreszeit wieder in das ausgekühlte Haus eingezogen. Für die Heimbewohner und das Personal ist das nicht zumutbar“, beschwert sich die Angehörige – und dankt zugleich dem Personal für die geleistete Arbeit in diesen schwierigen Zeiten.

Thomas Lange, Geschäftsführer der Sozialstation Mittelherwigsdorf, bestätigt den beschriebenen Sachverhalt. „Es stimmt, in der Eröffnungsphase unseres neuen Pflegezentrums in Hörnitz hat es Probleme gegeben“, sagt . „Das tut uns sehr leid.“ Es sei nicht angenehm gewesen, den Leuten zu sagen, dass sie wieder nach Waltersdorf müssen. Doch verwaltungstechnische, den vorbeugenden Brandschutz betreffende Vorgaben hätten zu einer Sperrung des neuen Heims geführt. „Die Probleme waren für mich nicht absehbar. Wir hätten doch sonst die Bewohner nicht nach Hörnitz geholt“, sagt der Geschäftsführer.

Der doppelte Einzug ins neue Seniorenpflegezentrums reiht sich ein in eine Reihe von Schwierigkeiten, mit denen es Thomas Lange bei dem Bauprojekt in Hörnitz zu tun bekam. „Das hatte ich mir einfacher vorgestellt“, sagt er heute. Zuerst wurde der ursprüngliche Plan, das einst an dieser Stelle stehende Schulgebäude zu sanieren und mit einem Anbau zu erweitern, verworfen – zu teuer. Danach fielen die ersten Entwürfe im Gemeinderat durch, es musste neu geplant werden. Bis dahin waren mehrere Monate ins Land gegangen, ohne dass das Projekt vorangekommen wäre. Auch während der Bauzeit gab es Probleme, unter anderem hatte Regenwasser im Gebäude Schäden angerichtet.

Nun also die Schwierigkeiten beim Bezug des Heims, die Lange derzeit aber noch nicht bewerten will. „Ich möchte mich dazu nicht näher äußern. Es gab eindeutig Unzulänglichkeiten, vielleicht auch Fehler, die geklärt werden müssen“, sagt der Geschäftsführer. „Als Bauherr bin ich jedoch in der Verantwortung, und dieser Verantwortung stelle ich mich.“ Dass die Bewohner jedoch in ein unfertiges Heim gekommen wären, sei nicht der Fall gewesen: „Das stimmt nicht“, sagt Thomas Lange.

Mittlerweile leben die Heimbewohner wieder in Hörnitz. „Der Umzug lief in ruhigen, geordneten Bahnen“, sagt Thomas Lange und dankt seinen Mitarbeitern: „Es war unglaublich, was die geleistet haben.“ Das neue Seniorenpflegezentrum in Hörnitz bietet nun 24 Pflegeplätze auf zwei Etagen, davon eine speziell für Demenzkranke. Ab Februar soll eine neue Tagespflege starten, ab März eine Cafeteria und ein öffentlich zugänglicher Tante-Emma-Laden. Es wird Praxisräume für Physio- und Ergotherapie geben sowie Plätze für betreutes Wohnen. 2,8 Millionen Euro investiert Thomas Lange in das neue Pflegezentrum in Hörnitz. „Alles ohne Fördermittel“, sagt er. Und wenn sich der derzeitige Stress des Neubeginns gelegt hat, will Lange die Bewohner und ihre Angehörigen zu einem Kaffeenachmittag einladen – auch als kleine Wiedergutmachung für eine aufregende Adventszeit.