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Holpriger Start

Das Lessing-Gymnasium hat zu wenige Lehrer. Mitten im Schuljahr gehen weitere in den Ruhestand.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Hellgraue Mappen stapeln sich auf einem Tisch in der Ecke des Zimmers von Michael Höhme. An der Pinnwand ist kein Platz mehr. Auf dem Plan, der vor dem Schulleiter des Döbelner Lessing-Gymnasiums liegt, sind Termine gelb markiert. Das neue Schuljahr sei routiniert angelaufen, resümiert er nach der ersten Woche. Aber es gibt einige Veränderungen und manches muss noch geklärt werden.

Für die Neuntklässler fällt der Musikunterricht aus

Die 740 Schüler des Gymnasiums werden derzeit von 64 Lehrern unterrichtet. Vier wurden neu eingestellt. Aber das sind noch nicht genug. Es fehlt ein Musiklehrer. Deshalb haben die Neunklässler zurzeit gar keinen Musikunterricht. Für die Fünft- und Achtklässler wurde der von zwei auf eine Stunde pro Woche gekürzt. „Ich bin optimistisch, dass wir diese Lücke gemeinsam mit der Bildungsagentur zeitnah schließen können“, meint Michael Höhme. Es sei schwer, in den sogenannten Mangelfächern, zu denen auch Mathematik gehört, Lehrer zu bekommen, da es zu wenige Absolventen gibt.

Die vier neuen Lehrer unterrichten Biologie, Musik, Deutsch und Kunst. – Allerdings nicht nur am Döbelner Gymnasium. „Teilweise sind sie zusätzlich an Oberschulen in Waldheim, Rochlitz und Chemnitz abgeordnet“, so Höhme. Er freut sich, dass unter den vier Neuen, drei ehemalige Referendare des Gymnasiums sind. „Das zeigt, dass sich unsere Bemühungen um den Lehrernachwuchs lohnen“, so der Schulleiter.

In Bezug auf die Lehrer werde es ein turbulentes Jahr, meint Höhme. Denn während des Schuljahres gehen vier Lehrer in den Ruhestand, zum Schuljahresende folgen drei weitere. Gleichzeitig werden am Gymnasium derzeit acht Referendare in unterschiedlichen Modellen des Referendariats ausgebildet. „Demnächst kommen noch fünf Praktikanten dazu.“

Die Klasse der ausländischen Schüler braucht jetzt zwei Lehrer

Im April wurde eine sogenannte Daz-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) am Gymnasium etabliert. Offiziell sind die Mädchen und Jungen Schüler der Oberschule am Holländer. Aber dort fehlt der Platz, um sie zu unterrichten. Mit sieben Schülern hat Mandy Fernau begonnen. Inzwischen sind es 18. Deshalb wird die Gymnasiallehrerin seit einigen Tagen von ihrem Kollegen André Krauß unterstützt. Die beiden vermitteln den Schülern Grundkenntnisse in Deutsch.

Die jungen Leute sind zwischen zehn und 14 Jahre alt und bringen ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Die einen haben noch nie eine Schule besucht. Andere haben eine sehr gute Vorbildung und sind so begabt, dass sich Höhme vorstellen kann, dass der eine oder andere künftig auch am Gymnasium weiterlernen könnte. Ziel sei es aber, dass die meisten von ihnen an der Oberschule einen Hauptschulabschluss erwerben.

Es ist keine reine Flüchtlingsklasse, die die beiden Lehrer betreuen. Sie unterrichten zwar Kinder, die allein vor dem Krieg geflohen sind und jetzt in einer Kinder- und Jugendeinrichtung leben. Es sind aber auch solche dabei, deren Eltern wegen der Arbeit oder der Eheschließung aus einem anderen Land nach Deutschland umgezogen sind.

Können die jungen Leute deutsch verstehen und lesen, sollen sie in einer zweiten Phase in den regulären Unterricht integriert werden. „Nicht mit dem Ziel, dass wir sie hier aufnehmen. Sie sollen den deutschen Schulalltag kennenlernen. Gemeinsam mit der Bildungsagentur wird dann entschieden, wo sie weiterlernen“, so Höhme. Im Gymnasium werden noch weitere Verknüpfungsmöglichkeiten gesucht. Der Schulleiter denkt dabei zum Beispiel an Lesepatenschaften und die Einbindung in kulturelle Aktivitäten. In den ersten Monaten habe die Schule gute Erfahrungen mit den ausländischen Schülern gemacht.

Das Gymnasium pflegt Partnerschaft mit einer Schule in England

Die Schüler merken von den kleinen Unwägbarkeiten wenig. Für sie sind auch schon zusätzliche Angebote organisiert. Die Zehntklässler werden im Herbst zum ersten Mal für eine Woche nach Tamworth in England fliegen und die Partnerschule Landau-Forte-Academy besuchen. Insgesamt hat das Gymnasium vier Partnerschulen in England, Frankreich und Tschechien. Im bilingualen Unterricht, der teilweise auf Englisch gehalten wird, ist eine Exkursion nach Kleiwitz (Polen) geplant. Und am 13. September nimmt der Wahlgrundkurs Geschichte und jüdische Kultur am Israeltag in Chemnitz teil.