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Holprig, turbulent und schön

Die beiden Jugendclubs haben neue Leiter. Beide starteten mit verschiedenen Voraussetzungen, haben aber gemeinsame Ideen.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Sie haben sich schon mal „beschnuppert“, sagen die beiden jungen Leute. Mehr als ein kurzes Kennenlernen war aber noch nicht drin. Zwar leitet Jennifer Langner den City-Club am Körnerplatz schon seit Mitte August, aber Denis Schulz hat seine Arbeit im North Point erst kurz vor Weihnachten begonnen. Hätte er sich nicht für diesen Job entschieden, wäre der Klub vorübergehend geschlossen worden. Denn Linda Diball, die übergangsweise als Chefin eingesprungen war, wollte ihren schon seit Monaten geplanten Umzug nicht länger verschieben. Beide Jugendeinrichtungen waren 2016 über längere Zeit ohne Leiter, nachdem die bisherigen Chefinnen andere Jobs angenommen hatten.

Für Jennifer Langner ist es die erste Stelle nach dem Studium der sozialen Arbeit in Görlitz. Trotzdem hat sie in den vergangenen Jahren schon vielfältige Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen gemacht. Während eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) hat sie die Mitarbeiter in einer Schule für körperlich und geistig Behinderte des sächsischen Epilepsiezentrums Radeberg unterstützt. Außerdem hat die heute 24-Jährige ein Dreivierteljahr im Hort der Kindervereinigung Leipzig in Hartha gearbeitet, wo sie aufgewachsen ist. Heute wohnt Jennifer Langner in Döbeln. „Es war geplant, wieder in die Region zurückzukommen. Ich bin sehr familienverbunden und habe hier meine Freunde“, erklärt sie.

Und wie war der Start im City-Club? „Holprig, turbulent und schön“, antwortet sie, ohne nachdenken zu müssen. Die Arbeit sei sehr interessant, zumal es wieder ein neues Gebiet sei. Mit den Kindern und Jugendlichen sei sie bei einem Ausflug in den Indoor-Kletterwald nach Grimma in den Herbstferien schon richtig zusammengewachsen. „Das wollen wir in den Winterferien wiederholen“, sagt sie begeistert. Gemeinsam mit der pädagogischen Mitarbeiterin des Clubs Katrin Engelmann hat sie auch schon neue Ideen entwickelt. Ab 2017 soll es an einem Freitag im Monat eine Kinderdisco geben. Eine solche war während der Weihnachtsfeier der Kita Tausendfüßler im Club sehr gut angekommen. „Wir wollen die Disko etablieren, um auch Jüngere für den City-Club zu interessieren“, so Jennifer Langner. Der montägliche Sport soll beibehalten werden. Dienstags gibt’s Kreativangebote. „Dafür wollen wir eine Bastelecke einrichten“, so die Leiterin. Außerdem werden im Kochstudio Rezepte ausprobiert. Auch das Spielen mit der Playstation und der Wii ist eingeplant. „Außerdem gehen wir auf die Wünsche der Kinder und Jugendlichen ein.“ Rund 25 Zehn- bis 20-Jährige besuchen den City-Club regelmäßig.

Auf Entdeckungsreise zu sich selbst

Denis Schulz kommt aus einem völlig artfremden Beruf. „Ich habe eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, aber im dritten Lehrjahr gemerkt, dass mich die Arbeit mit Menschen mehr interessiert“, sagt der 37-Jährige. Damals habe für ihn eine Entdeckungsreise zu sich selbst begonnen. Die führte ihn zuerst zur Bundeswehr, wo er neben Lastern auch Schwimmpanzer steuerte. Nachdem er dort den Umgang der Menschen miteinander beobachtet hatte, wollte er Psychologie studieren, ist dann aber doch bei der sozialen Arbeit gelandet. „An der Uni Kassel bin ich richtig aufgeblüht“, meint der Leipziger. Sei er früher eher ein mittelmäßiger Schüler gewesen, hätten ihn die Themen während des Studiums so fasziniert, dass er es sehr gut abgeschlossen habe. Während der Studienzeit hat sich Denis Schulz auch um obdachlose Drogenabhängige gekümmert. „Ich habe mit ihnen Gespräche geführt, sie mit Essen versorgt, auf ihre Hygiene geachtet und Behördenwege erledigt“, zählt er auf und ergänzt: „Das war eine lehrreiche Zeit, in der ich mehr gelernt habe als im Studium.“ Außerdem absolvierte er parallel ein Praktikum bei der Diakonie.

Eine anschließende Auszeit in seinem alten Beruf machte ihm klar, in der Jugendarbeit liegt seine berufliche Zukunft. Die begann er besonders extrem. Gemeinsam mit seiner damaligen Freundin übernahm er die Resozialisierung krimineller Jugendlicher, die teilweise in der finnischen Wildnis und teilweise in Deutschland erfolgte. Inzwischen ist er mit der jungen Frau verheiratet und hat eine zweijährige Tochter. Sie ist auch der Grund für Denis Schulz, etwas sesshafter zu werden. Zuerst als Berufseinstiegsberater in einem Zentrum für Aus- und Weiterbildung in Leipzig und jetzt als neuer Leiter des Jugendclubs North Point in Döbeln.

„Der Fahrtweg lohnt sich. Die Atmosphäre im North Point ist gut“, meint er. Auch die älteren Jugendlichen hätten ihn gut aufgenommen. Zwischen sieben und 25 Jahre alt sind die Gäste in Döbeln Nord. Vor allem die Jüngeren hätten einen enormen Bewegungsdrang. Weil auch er ein sportbegeisterter Mensch sei, plant der neue Leiter einige Aktivitäten in dieser Richtung. „Wenn der Trampolinpark in Leipzig öffnet, werden wir dorthin fahren“, nennt er eine. Außerdem möchte er mit den jungen Leuten mit Holz, Metall und Elektrotechnik arbeiten. „Ich bin nicht so der Bastelfreak und freue mich deshalb auf einen neuen Kollegen“, sagt er. Dieser soll sich möglichst um das kreative Gestalten kümmern. Allerdings hat die Kindervereinigung Leipzig als Träger des Clubs bisher noch keinen geeigneten Bewerber gefunden.