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Holländer schwärmt von der Schweizermühle

Harry Baron van Coeverden restauriert Oldtimer vom Typ Rolls-Royce. Vielleicht auch die Schweizermühle, hofft der Förderverein.

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Von Hartmut Landgraf

Es wird immer abenteuerlicher mit der historischen Kuranstalt Schweizermühle: 650Kilometer von Rosenthal-Bielatal entfernt, in den Niederlanden, soll dem traurigen Ruinen-Ensemble ein neuer Lichtschimmer blinken – in Markelo, einem 7000-Seelen-Ort bei Enschede nahe der deutschen Grenze.

Hier hat die Firma Vancouver Restorations ihren Sitz. Hier – so findet man es im Internet – hat Harry Baron van Coeverden Joe Kennedy’s monumentalen, sechszylindrigen Rolls-Royce restauriert. Vermutlich hält der Niederländer auch von hier aus Kontakt mit gut betuchten Oldtimer-Liebhabern in der ganzen Welt. Er bringt die uralten Vehikel, die heute ein Vermögen wert sind, wieder auf Vordermann. Vorkriegs-Modelle der Marke Rolls-Royce sollen seine Spezialität sein. Nun hat er sein Herz an noch so eine alte, neue Liebe gehängt: die Schweizermühle.

So jedenfalls scheint sich Frank Teichgräber, Chef des Fördervereins, den Fortgang der Geschichte auszumalen, in der eben erst ein trauriges Kapitel abgeschlossen wurde: Das dahinschimmelnde, teileingestürzte Haus Schweizermühle – einst eine weithin bekannte Ausflugsgaststätte – war der Straße so gefährlich geworden, dass es im Februar eilends abgerissen werden musste. Eine Genehmigung vom Denkmalschutz hat der Verein erst im Nachhinein beantragt.

Im Ort wird hörbar gemurrt

Im Ort gelten Teichgräber und sein Förderverein bei einigen Leuten längst als Träumer. Manche Meinungen sind noch unfreundlicher. „Sie haben hier in all den Jahren kaum zwei Schubkarren Sand investiert“, schimpft ein Bielataler.

Auch die anfangs zugesicherte Unterstützung von Behördenseite scheint zu schwinden. Von der Arge hat Teichgräber immer noch keine Mini-Jobber zum Schuttsortieren in der Schweizermühle bekommen. Einen Teil der Arbeit hat der Förderverein inzwischen selbst erledigt. Trotzdem hält er an seinen Plänen zur Wiederbelebung des Areals fest. Vielleicht nicht mehr ganz so unbeirrt wie früher: „Es wird immer nur genörgelt. Unterstützung kommt keine“, beklagt sich der Fördervereinschef.

Seit Kurzem handelt Teichgräber nun mehr oder weniger unverblümt den 48-jährigen Holländer als möglichen Investor. Pfingsten, sagt er, werde es vielleicht Neuigkeiten zu dessen Plänen geben.

Der SZ ist es nach anfangs vergeblichen Bemühungen jetzt gelungen, Kontakt mit dem Restaurator aufzunehmen – was zunächst eines bestätigt: Es gibt ihn. Auch die Investitionsabsichten des Holländers sind nicht völlig aus der Luft gegriffen. Am Telefon bestätigte van Coeverden, dass es Interessenten für die Schweizermühle gebe. Es handle sich dabei um Bekannte von ihm – um eine Gruppe von Großindustriellen aus den Niederlanden, Deutschland, den USA und der Schweiz. Alles Autoliebhaber wie er selbst, sagt der Holländer.

Spekulanten oder Investoren?

Die Gruppe soll angeblich damit liebäugeln, das Areal zu erwerben und als Hotelanlage wieder aufzubauen. „Die haben so was auch schon in Dubai und Österreich gemacht“, sagt van Coeverden. Näher ließ er sich zu den Plänen freilich nicht ein. „Dafür ist jetzt noch nicht der richtige Moment.“

Frank Teichgräber habe er vor etwa anderthalb Jahren kennen gelernt. Damals sei er auf der Durchreise in der Sächsischen Schweiz gewesen und hatte Quartier „in einem kleinen Hotel in Langenhennersdorf“. An der Schweizermühle sei er auf einer Wanderung vorbeigekommen. Der morbide Charme der Gebäude hatte es dem Holländer offenbar angetan. Er habe dort viele Fotos gemacht, sagt er, und sie seinen Freunden gezeigt. „Es hat mich gefasst – ich war verliebt.“