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Hohwaldklinik hat Rücken

Das Krankenhaus etabliert ein Wirbelsäulenzentrum. Und schließt damit eine Versorgungslücke.

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© Andreas Weihs

Von Katarina Gust

Langburkersdorf. Die Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald bei Neustadt hat sich weiter spezialisiert. Das Fachkrankenhaus hat ein Wirbelsäulenzentrum etabliert, um Patienten mit Erkrankungen und Veränderungen der Wirbelsäule behandeln zu können. „Etwa 80 Prozent aller Menschen haben im Laufe ihres Lebens Rückenprobleme“, sagt Chefarzt Jens Seifert. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist im Frühling von der Uniklinik Dresden an die Hohwaldklinik gewechselt. Zusammen mit weiteren Experten hat er das Wirbelsäulenzentrum aufgebaut. „Um eine größere Breite an Behandlungen anzubieten“, sagt Seifert. Denn bisher gilt die Hohwaldklinik vor allem im Bereich von künstlichen Knie- und Hüftgelenken als medizinisches Flaggschiff. Nun rückt die Volkskrankheit Rückenschmerzen mehr in den Fokus.

Und zwar ganz bewusst. „In der Region gab es in diesem Bereich eine große Lücke“, erklärt der Chefarzt. Im Versorgungsatlas klaffte ein weißer Fleck über der Sächsischen Schweiz und der Lausitz. Diese will die Hohwaldklinik nun schließen. Auch, weil der Bedarf wächst. Die Menschen werden älter. Dadurch treten mehr Verschleißerkrankungen auf, die es vor einigen Jahrzehnten so häufig nicht gab. „Die betreffen oft die Wirbelsäule“, sagt Jens Seifert.

Bei den Ursachen muss der Facharzt ausholen. Nur rund 15 Prozent hätten einen spezifischen Hintergrund, wie einen Bandscheibenvorfall, Instabilitäten, Tumore am Rückenmark oder eine Verengung der Wirbel. Beim Großteil sei die Ursachenforschung komplexer. Denn etwa 85 Prozent der Rückenbeschwerden würden auf eine unspezifische Ursache zurückgehen. Etwas, das nicht mit einer baulichen Veränderung der Wirbelsäule zusammenhängt.

An der Hohwaldklinik bekämen Ärzte mehr Freiheit

Solche Fälle würden umfassende Untersuchungen erfordern, mitunter auch im psychischen Bereich. „Ein Schmerz kann immer auch seelisch begründet sein“, sagt der Mediziner. Zum Team des neuen Wirbelsäulenzentrums gehören deshalb auch ein Psychologe, ein Schmerztherapeut und ein Neurochirurg. Jeder nehme sich viel Zeit, um den Patienten zuzuhören, alles abzuklopfen. An der Uniklinik sei dafür weniger Zeit gewesen, berichtet Seifert. An der Hohwaldklinik bekämen die Ärzte mehr Freiheit. „Uns kommt es nicht auf die Menge der OPs an, sondern auf das Ergebnis“, sagt Jens Seifert, der nach einem erfolgreichen Eingriff keinen Dank erwartet. „Am besten ist es, die Patienten nie wiederzusehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Zumindest im Behandlungszimmer.

Er selbst ist ein Experte auch auf dem Gebiet von Wirbelsäulendeformitäten. Bei Kindern treten verkrümmte Wirbelsäulen häufiger auf. Manche würden sich erst in der Pubertät ausbilden. Mit Korsetts könne die verformte Wirbelsäule gerichtet werden. „Wir müssen diese Patienten zeitig erwischen. Leider kommen viele Familien erst spät zu uns“, berichtet er. Dann würden Korsetts oft nicht mehr helfen. Eine Versteifung der Wirbel sei dann nötig.

Beim Thema Rückenprobleme kommen Seifert und sein Team um ein Thema nicht herum. Und das betrifft das Übergewicht. „Das Körpergewicht spielt eine entscheidende Rolle“, sagt der Facharzt. Erst letzte Woche hatte er einen Patienten vor sich, der rund 155 Kilogramm auf die Waage brachte. Ein Fall, bei dem die Mediziner mitunter an ihre Grenzen kommen. Zum Beispiel, wenn die Spritze aufgrund von Fettleibigkeit nicht mehr bis zum Skelett vordringen kann.

Ein Allheilmittel gegen Rückenschmerzen hat auch der Chefarzt nicht. „Sport und Bewegung im gesunden Ausmaß können jedoch nie schaden“, sagt er. Schwimmen, Radfahren oder Tanzen schlägt er vor. Sport mit harmonischen Bewegungen ohne Erschütterungen. Das würde wiederum die Gelenke schonen. „In der heutigen Zeit wird auch die seelische Entspannung immer wichtiger“, betont er. Eine gesunde Balance zwischen Belastung und Entspannung. Das gelte übrigens auch für Ärzte, die manchmal bis zu zehn Stunden pro Tag am OP-Tisch stehen.